Prim. Dr. Dorota Steffanson erklärt im Interview, was Akne begünstigt, warum die Aknetherapie bei Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlich ist und worauf Aknepatienten beim Sonnenschutz achten sollten.

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Die Behandlung der Akne erfordert einen ganzheitlichen Zugang, der neben Medikamenten auch die Ernährung, eine gesunde Verdauung und ein Gleichgewicht aller Hormone einbezieht.

Die gründliche Gesichtsreinigung morgens und abends ist jedoch der erste und wichtigste Schritt bei Erwachsenen und Jugendlichen. Doch gerade darauf würden Patienten zu wenig Wert legen, erklärt Prim. Dr. Dorota Steffanson, Fachärztin für Hautkrankheiten und Allergologie in Wien, im Interview.

„Die ersten Tipps zur Behandlung holen sich Jüngere nicht in der Apotheke und auch nicht beim Arzt. Sie suchen in den sozialen Medien. Was immer an Ratschlägen kursiert und von Influencern auf Instagram, YouTube und Co. verbreitet wird, wird ausprobiert – und sei es noch so absurd. Erst wenn das nicht hilft, kommen sie in die Apotheke oder zum Arzt.“

Das Wichtigste für Aknepatienten ist Reinigen, so die Ärztin: „Der erste Schritt bei der Therapie ist immer die Reinigung, morgens wie abends. Das gilt sowohl für das Gesicht wie auch für den Rücken.

Prim. Dr. Dorota Steffanson_c_A.Chlud - Prim. Dr. Dorota Steffanson ist Fachärztin für Hautkrankheiten und Allergologie in Wien. - © A. Chlud
Prim. Dr. Dorota Steffanson ist Fachärztin für Hautkrankheiten und Allergologie in Wien. © A. Chlud

Deine Apotheke: Welche Reinigungstipps würden Sie geben bzw. worauf sollte man gerade bei Problemhaut achten?

Prim. Dr. Dorota Steffanson: Zur täglichen Reinigung sind Lotionen geeignet, die im pH-neutralen Bereich liegen und die Hautbarriere bei der Reinigung aufbauen.

In schweren Fällen muss man aber auch Seife, Salicylsäure, fruchtsäurehaltige Schäume oder auch altmodische alkoholische Tinkturen verwenden. Porentiefe Reinigung ist besonders am Abend wichtig, vor allem zur Entfernung von Make-up oder Sonnenschutz.

Bei vielen eitrigen Pusteln kann Heilerde hilfreich sein. Es gibt fertige Heilerde-Masken und das Heilerdepulver, das mit Wasser angerührt wird. Ich empfehle den Patienten aber das Pulver mit Salbeitee anzurühren, da Salbei die Talgproduktion reguliert.

Und für die gründliche Reinigung des Rückens empfehle ich eine Kinderhaarbürste zu verwenden. Da sollten sich Jugendliche von ihren Eltern helfen lassen.

Was begünstigt Akne?

Die Entzündung wird auf alle Fälle gefördert, wenn die Patienten selbst versuchen, Pickel und Komedone auszudrücken. Das sollte einer auf Akne spezialisierten Kosmetikerin überlassen werden. Auch können bestimmte Medikamente wie Kortison oder Hormonpräparate Akne provozieren. Ebenso wie eine Überdosierung von Vitamin B12 oder die Einnahme von Anabolika. Typisch ist die Bodybuilder-Akne bei jungen übermäßig trainierten Männern.

Problematisch sind auch bestimmte Inhaltsstoffe in Kosmetika, etwa ätherische Öle und zu fettige oder zu ölige Grundlagen der Produkte. Auch zu aggressive Reinigung fördert Akne. Alles, was die Hautbarriere auch mechanisch schädigt – Schrubben, Reiben, Bürsten oder zu aggressives Peeling – sollte der Patient vermeiden.

Aber es reicht nicht aus, nur die Symptome zu bekämpfen. Akne muss ganzheitlich behandelt werden. Daher empfehle ich meinen Patienten immer zusätzlich eine Ernährungsumstellung. Sie kann das Hautbild stark verbessern. Milch und Molkeprodukte, wie sie Sportler gerne einnehmen, Zucker, weißes Mehl, und Fast Food mit seinen vielen Transfetten, sollten vermieden oder zumindest reduziert werden.

Ich fordere oft eine Blutanalyse an, um zu überprüfen, ob die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln indiziert ist. Bei Jugendlichen besteht oft ein Mangel an Zink und Vitamin D3. Eine Darmsanierung kann ebenfalls nötig sein.

Was sind die Auslöser von Akne bei Erwachsenen und wie wird sie therapiert?

Die typische erwachsene Aknepatientin ist eine Frau um die 40, beruflich sehr gefordert, mit zwei kleinen Kindern und eventuell vor der Scheidung. Sie hat Stress, starke Emotionen, Schlafmangel und vielleicht noch Geldsorgen. Das alles kann zu einer Verschlechterung des Hautbildes beitragen. Aus Nervosität beginnen die Patientinnen dann an den Pickeln herumzudrücken. Dadurch kommt es zu Hyperpigmentierungen.

Die Behandlung bei Erwachsenen ist anders als bei Jugendlichen, denn sie haben selten eine fettige Haut. Typisch ist trockene Haut, weshalb die gängigen Aknetherapeutika nicht geeignet sind. Meist reicht eine neutrale Pflege.

Sehr wichtig ist es, die Psyche und die dadurch entstandene eine hormonelle Dysbalance wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Da kann Rosenwurz unterstützend sein. Auch der Hormonstatus muss überprüft werden. Und die Schilddrüse, da Stress die Schilddrüse besonders stark beeinflusst.

Worauf sollen Aknepatienten beim Sonnenschutz achten?

Viele Sonnenprodukte sind für Akne zu fettig – auch die, die angeblich für Akne geeignet sind. Sie sind trotzdem komedogen. Dazu kommt, dass die Patienten am Abend ihre Gesichtshaut nicht gründlich reinigen. Physikalischer Sonnenschutz verstopft außerdem die Poren. Und die chemischen Zusätze will nicht jeder Patient. Besonders die Jugendlichen sind diesbezüglich sehr aufmerksam, lesen alles und fürchten sich dann vor den angeblich krebserregenden Zusätzen.

Es ist besser wenn die Patienten im Sommer morgens eine mattierende Feuchtigkeitspflege mit Sonnenschutz verwenden. Wenn sich das Hautbild gebessert hat, reicht es, die medizinische Hautpflege am Abend nach der Reinigung aufzutragen. Auch ein deckendes ölfreies Make-up eignet sich für Mädchen. Deckendes Make-up benötigt nicht unbedingt einen Sonnenschutz, um vor der gefährlichen UV-Strahlung zu schützen.