Unsere Bandscheiben und Gelenke führen ein regelrechtes Schattendasein. Solange keine Beschwerden auftauchen, bleiben sie unbemerkt und machen ihre Arbeit. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen erinnern uns jedoch daran, dass es sie gibt und wir uns besser um sie kümmern sollten.

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Der Mensch besitzt insgesamt 23 Bandscheiben, welche sich von der Halswirbelsäule bis runter zum Kreuzbein erstrecken und jeweils zwei Wirbelkörper miteinander verbinden. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem äußeren Faserring und einem inneren Gallertkern.

Der Faserring sorgt für hinreichende Stabilität und ist überwiegend aus kollagenhaltigen Bindegewebsfasern aufgebaut. Im Gegensatz dazu strotzt der Gallertkern vor so genannten Glukosaminoglykanen (GAG). Diese verfügen über ein enormes Wasserbindungsvermögen und können ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts an Wasser binden. Der verformbare gallertartige Aufbau ist auf diesen hohen Wassergehalt zurückzuführen und erfüllt eine wichtige Aufgabe: Er wirkt als Stoßdämpfer gegen äußere Krafteinwirkungen und ermöglicht auf diese Weise die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Außerdem werden mithilfe der reversiblen Aufnahme und Abgabe von Wasser die Bandscheiben mit dringend notwendigen Nährstoffen versorgt, da sie – mit Beendigung des Wachstums – keine eigenen Blutgefäße mehr haben.

Regelmäßige Belastungen in Form von körperlicher Bewegung sind also Voraussetzung für einen funktionierenden Bandscheibenstoffwechsel. Schreibtischarbeit und monotone Tätigkeiten hingegen können in Kombination mit degenerativen Prozessen die Zusammensetzung der Gallertmasse verändern und Risse erzeugen. Im schlimmsten Fall hält die Bandscheibe einer akuten Belastung nicht mehr stand und tritt durch den Faserring (Bandscheibenvorfall). Im Gegensatz zur landläufigen Meinung kämpfen auch viele jüngere Menschen mit den Folgen degenerierter Bandscheiben und eingeschränkter Beweglichkeit.

Wer rastet, der rostet

Fahrradausflug_Sport_shutterstock_1517981942 - Regelmäßige Bewegung hält uns fit.
Regelmäßige Bewegung hält uns fit.

Empfehlung Nummer 1 ist Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Was getan wird, spielt dabei keine Rolle – ob Spazierengehen, Walking, Wandern, Kraftkammer, Schwimmen oder Tanzen. Für besonders ausgeprägte Beschwerden bieten sich Gymnastikbälle an, auf welchen in aufrechter Sitzhaltung locker auf und ab gewippt wird. Dies dehnt und komprimiert die Bandscheiben hervorragend und ist selbst bei stärkeren Schmerzen noch machbar.

Unterstützend kann mit so genannten Chondroprotektiva (knorpelschützende Mittel) der körpereigenen GAG-Produktion unter die Arme gegriffen werden. Sie werden deshalb vorzugsweise auf leeren Magen eingenommen. Wichtig ist die gleichmäßige Einnahme über zumindest drei Monate hinweg. Zudem werden die zugeführten Nährstoffe ohne besagte Bewegung nicht in die Bandscheiben aufgenommen.

Senioren sollten auf eine angemessene Proteinzufuhr achten. Mangelnde Proteinaufnahme begünstigt die Abnahme von Muskelmasse und Muskelfunktion im Alter (Sarkopenie), was wiederum einen negativen Einfluss auf die Mobilität hat.

Steife Gelenke wieder flott machen

Knie Gelenk_shutterstock_1395948392 - Die meist gelhaltigen Zubereitungen werden großzügig auf das betroffene Gelenk aufgetragen.
Die meist gelhaltigen Zubereitungen werden großzügig auf das betroffene Gelenk aufgetragen.

So wie die Bandscheiben zwei Wirbelkörper miteinander verbinden, stellen Gelenke eine bewegliche Verbindung zwischen Knochen her. Zu diesem Zweck sind die beiden Gelenkskörper durch einen flüssigkeitsgefüllten Gelenksspalt voneinander getrennt und einer GAG-haltigen Knorpelschicht umgeben. Die „Gelenksschmiere“ bildet eine Art Gleitfilm und vermindert den Reibungswiderstand.

Gelenksschmerzen präsentieren sich häufig mit Schwellung und Steifheit. Ursächlich sind entweder eine Fehlbelastung, eine Entzündung oder artikuläre Veränderungen (u.a. chronische Arthrose). Beginnend mit einer Reizung der Sehnenansätze sind Gelenksknorpeldehnungen und reaktive Entzündungen die Folge.

Während bei akuten Schmerzen Kälte für angenehme Linderung sorgt, ist sie bei chronischen Prozessen kontraproduktiv und sollte durch Wärme ersetzt werden.

Jüngere Menschen und solche ohne Begleiterkrankungen können die Schmerzen kurzfristig mit so genannten Nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) behandeln. Bei älteren Personen ist sicherheitshalber Paracetamol die erste Wahl, weil es deutlich besser verträglich ist, weniger Interaktionen hat und bei Arthrose zu einer vergleichbaren Schmerzstillung führt.

Ergänzend kann eine lokale NSAR-Therapie, insbesondere an den Händen und Knien empfohlen werden. Die meist gelhaltigen Zubereitungen werden am besten großzügig auf das betroffene Gelenk aufgetragen. Das im Kühlschrank gelagerte Gel hält länger und wirkt beim Auftragen angenehm kühlend.

Positiven Einfluss auf das Entzündungsgeschehen können ebenso Omega-3-Fettsäuren haben, die als Gegenspieler der Arachidonsäure fungieren. Optimal werden weitere Mikronährstoffe hinzugegeben. Vitamin C, Selen, Mangan und Zink etwa sind antioxidativ wirksam und fangen freie Radikale ab. Schlussendlich kann durch Curcuma ein direkter entzündungshemmender und schmerzlindernder Effekt erzielt werden.

NSAR-Gebrauch: Vorsicht bei ...

  • Personen > 65 Jahre
  • Nierenerkrankungen
  • Bluthochdruck
  • koronarer Herzkrankheit oder Durchblutungsstörungen
  • Herzinsuffizienz
  • Geschwür-Diagnose
  • gleichzeitiger Einnahme von u.a. Diuretika (Entwässerungsmedikamente), ACE-Hemmern (blutdrucksenkende und gefäßerweiternde Medikamente), Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (Antidepressiva) und Glukokortikoiden (Steroidhormone)

Autor: Mag. pharm. Christopher Waxenegger