Burn-out ist mehr als eine Modediagnose. Wer beruflich oder privat ständig unter Strom ist, fühlt sich irgendwann ausgebrannt. Auf welche Warnsignale sollte man achten, und welche Hilfen gibt es für Betroffene?

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Zehn bis 15 Prozent aller Berufstätigen inklusive aller Mütter und Väter zu Hause sind ausgebrannt: Diese Zahlen kommen vom Österreichischen Bundesverband Burn-out & Gesundheit. Experten rechnen mit einer weitaus höheren Dunkelziffer. Das Burn-out-Syndrom ist aber kein ganz neues Phänomen.

Ein kurzer Test: Sind Sie Burn-out-gefährdet?

Je mehr Sie den folgenden Aussagen zustimmen, umso größer Ihr Burn-out-Risiko:

  • Ich erwarte von mir selbst höhere Leistungen bei meinen Aufgaben als sie Vorgesetzte abverlangen.
  • Wenn ich bei meiner Arbeit versage, dann versage ich auch als Mensch.
  • Für mich ist es sehr wichtig, dass mich andere Menschen mögen.
  • Wenn Dinge schiefgehen, mache ich üblicherweise mich selber dafür verantwortlich.
  • Kollegen um Unterstützung zu bitten, ist ein Zeichen von Schwäche.
  • Ich habe in letzter Zeit viele Freunde verloren.
  • In meiner Beziehung kriselt es.
  • Nach der Arbeit oder im Urlaub kann ich mich kaum entspannen.
  • Ich fühle mich grundlos oft schlapp und antriebslos.
  • Gerade am Morgen kann ich mich kaum aufraffen.

Wichtig: Der Fragebogen ersetzt keine Diagnose und keinen Gang zum Arzt!

Mehr als 45 Jahre Burn-out-Forschung

Bereits im Jahr 1974 veröffentlichte Herbert J. Freudenberger, ein deutsch-amerikanischer Psychologe und Psychoanalytiker, grundlegende Arbeiten zum Burn-out-Syndrom. Er schilderte Beschwerden von Mitarbeitern im klinischen Bereich, die er als „Ausbrennen“ charakterisierte – daher der Begriff „Burn-out“. Kurz darauf erfasste die amerikanische Sozialpsychologin Christina Maslach weitere charakteristische Beschwerden.

Anfangs galt Burn-out als Leiden, das besonders oft bei Ärzten, Pflegekräften oder Lehrern auftritt. Jahre später wurden solche Beschwerden zur typischen „Manager-Krankheit“. Heute weiß man, dass Burn-out unabhängig von Beruf oder Privatleben jeden Menschen treffen kann. Nicht jeder erkrankt bei großen Belastungen. Die Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit ist extrem unterschiedlich.

Obwohl sich die Forschung seit etwa 45 Jahren mit der Thematik befasst, fehlen bis heute allgemeingültige Beschreibungen. Das Burn-out-Syndrom ist vielschichtig und beginnt oft unbemerkt.

Burn-out entwickelt sich nicht von heute auf morgen

In vielen Fällen kündigt sich Burn-out durch eine Phase mit extremer Energie an. Betroffene wollen – oder müssen – viel erreichen. Mögliche Gründe sind der Wunsch, Karriere zu machen, aber auch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, beziehungsweise der Wunsch, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Viele klagen, ihnen fehle Zeit für alle wichtigen Erledigungen. Gleichzeitig können sich Menschen mit Burn-out in ihrer Freizeit nicht entspannen. Sie verringern soziale Kontakte auf ein Minimum – und Freundschaften gehen in die Brüche.

Früher oder später entwickeln sich die bekannten Symptome: Die Betroffenen leiden an extremer Erschöpfung. Sie fühlen sich mit ihrem Alltag überfordert, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Die Leistungsfähigkeit verringert sich, was gerade im Job zu Problemen führen kann. Sie sind aber auch gegenüber anderen Menschen distanziert oder zynisch. Gleichzeitig führt Burn-out zu einem Gefühl der inneren Leere, Antriebslosigkeit und Sinnlosigkeit. Freudenberger und Kollegen beschrieben die Entwicklung zum Burn-out-Syndrom weitaus detaillierter mit einem Modell aus zwölf Stufen:

Modell nach Freudenberger: Burn-out kommt schleichend 

  • Phase 1:Ehrgeiz und Zwang, sich zu beweisen.
  • Phase 2:Verstärkter Ehrgeiz − es werden kaum noch Tätigkeiten delegiert.
  • Phase 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, etwa einer gesunden Lebensweise oder sozialer Kontakte.
  • Phase 4:Verdrängung von Konflikten im beruflichen und familiären Umfeld.
  • Phase 5:Abstumpfung und weitere Fokussierung auf die Arbeit.
  • Phase 6:Erste Probleme im Job oder in der Familie.
  • Phase 7:Stärkerer Rückzug vom Partner, der Familie und vom Freundeskreis.
  • Phase 8:Zunehmendes Gefühl der Gleichgültigkeit oder Apathie.
  • Phase 9:Depersonalisation, also Selbstentfremdung.
  • Phase 10:Innere Leere.
  • Phase 11:Depressive Verstimmung oder Depression.
  • Phase 12:Völlige Erschöpfung bis hin zum Zusammenbruch.

Wichtig: Holen Sie sich Hilfe

Hilfe annehmen - Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen.
Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen.

Bemerken Sie oder Ihre Angehörigen mögliche Hinweise auf ein Burn-out, sollten Sie umgehend medizinische Hilfe holen. Erster Ansprechpartner ist meist der Hausarzt, der Menschen mit Verdacht auf Burn-out in weiterer Folge zum Psychiater oder zum Psychotherapeuten überweist.

Burn-out lässt sich nicht anhand von Laborwerten erkennen. Daher greifen die Behandler auf Fragebögen zurück, wie zum Beispiel dem 1981 von Christine Maslach entwickelten Maslach Burn-out Inventory. Dieser umfasst insgesamt 22 Fragen aus den Bereichen emotionale Erschöpfung, verringerte Leistungsfähigkeit und Selbstentfremdung. Daraus ergibt sich, ob ein Burn-out-Syndrom vorliegt – und wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind.

Überlagerungen mit Depressionen kommen ebenfalls vor. Auch manche körperliche Leiden können zu ähnlichen Beschwerden führen. Deshalb ist anfangs eine gründliche internistische Untersuchung wichtig, um Erkrankungen auszuschließen.

Wie wird ein Burn-out-Syndrom behandelt?

Therapie - Bei Burn-out hilft häufig eine Verhaltenstherapie.
Bei Burn-out hilft häufig eine Verhaltenstherapie.

Bestätigt sich das Burn-out-Syndrom als Diagnose, zeigt eine Psychotherapie gute Erfolge. Speziell mit der kognitiven Verhaltenstherapie gelingt es, langjährig erlernte Muster zu durchbrechen.

Das geht so:

Zu Beginn stellt der Behandler seinem Klienten Grundprinzipien der Methode vor. Wer die Herangehensweise versteht, kann eher in den nächsten Schritten dysfunktionale als schädliche Gedanken erkennen, hinterfragen und eingefahrene Muster durchbrechen.

Dann schließt sich eine Umstrukturierung der dysfunktionalen Kognitionen in funktionale Denkweisen an. Sie muss im Alltag stabilisiert werden.

Ein Beispiel: Wer bisher darauf bedacht war, mit größtmöglicher Perfektion zu arbeiten, muss lernen, Abstriche zu machen, obwohl sich das erst einmal unangenehm anfühlt.

Finden Ärzte gleichzeitig eine Depression, können sie auch Medikamente verordnen.

Drei mobile Apps für Ihre mentale Gesundheit:

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