Der Unterschied zwischen einem Druckverband und manuellem Druck und wie man bei der Versorgung von starken Blutungen vorgehen sollte.

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Füreinander da sein und im Notfall helfen!

Erste-Hilfe-Maßnahmen können über Leben und Tod entscheiden. In Österreich ist grundsätzlich jeder Mensch dazu verpflichtet, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten – daher sollte man an einem Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen und auch regelmäßig sein Wissen auffrischen. Diese Serie soll einen Beitrag dazu leisten.

Wann ist eine Blutung bedrohlich?

Schnittverletzungen oder Unfälle, die eine kleine blutende Wunde verursachen, kennt wohl jeder. Pflaster drauf und weiter geht es. Was soll man aber tun, wenn die Verletzung größer ist und es zu einer starken Blutung kommt, die mit einfacher Wundversorgung nicht mehr beherrschbar ist?

Grundsätzlich gilt: Jede Blutung, bei der das Blut im Pulsrhythmus austritt, gilt als bedrohlich. Man erkennt eine starke Blutung auch daran, dass das Blut aus der Wunde spritzt oder schwallartig austritt. Aber auch Rinn- oder Sickerblutungen können bei längerer Dauer oder größerer Menge eine Lebensgefahr darstellen.

Weitere Anzeichen für eine bedrohliche Entwicklung sind kalter Schweiß, Blässe, Zittern und Schwindel. All das deutet auf eine Kreislaufstörung hin.

Das Blutvolumen eines Erwachsenen beträgt 5 bis 7 Liter. Schon ab einem Verlust von ca. 1 Liter kann es zu Beeinträchtigungen des Kreislaufs kommen. Der Körper reagiert mit einem Schockzustand: Wir zittern, schwitzen, werden blass, schwindelig und ängstlich.

Was sollte man unverzüglich bei einer sichtbaren Blutung unternehmen?

  • Legen oder setzen Sie den Betroffenen hin.
  • Halten Sie die Verletzung hoch.
  • Üben Sie mit den Fingern Druck auf die Wunde aus (am besten mit Handschuhen).
  • Legen Sie einen Druckverband an.
  • Rufen Sie die Rettung unter der Nummer 144 oder 112 an (oder lassen Sie jemand anderen anrufen).
  • Beruhigen Sie den Patienten und überwachen Sie ihn bis zum Eintreffen der Rettung.

Achtung:

Der Ersthelfer sollte unbedingt an seine eigene Sicherheit denken und bei der Wundversorgung Einmalhandschuhe tragen. Stichwort: Infektionsgefahr.

Möglichkeiten der Blutstillung: Manueller Druck oder Druckverband

Bandage anlegen 2_Erste Hilfe - Eine starke Blutung kann schnell gefährlich werden.
Eine starke Blutung kann schnell gefährlich werden.

Durch starken Druck lässt sich so gut wie jede sichtbare Blutung stillen. Man drückt die verletzten Blutgefäße zusammen, bis das Blut nicht mehr nach außen dringen kann.

Im Grunde gibt es zwei Arten, um eine starke Blutung in den Griff zu bekommen:

  • Manueller Druck: Setzen oder legen Sie den Verletzten auf den Boden. Sagen Sie ihm, dass er die verletzte Gliedmaße hochhalten und mit dem Finger, der Faust oder dem Handballen auf die Wunde drücken soll.

    Ziehen Sie Einmalhandschuhe an und pressen Sie eine keimfreie Wundauflage auf die Wunde, bis es nicht mehr blutet.

    Der verletzte Körperteil soll weiterhin hochgelagert werden. Rufen Sie den Notruf und warten Sie bis zum Eintreffen der Rettung. Der manuelle Druck wird bis dahin beibehalten oder durch einen Druckverband ersetzt.
  • Druckverband:Ein Druckverband kann den manuellen Druck ersetzen. Legen Sie den Verletzten auf den Boden. Rufen Sie den Notruf oder veranlassen Sie jemanden dazu, diesen zu verständigen. Halten Sie den verletzten Körperteil hoch und pressen Sie eine keimfreie Wundauflage auf die Wunde.

    Umwickeln Sie den Körperteil mit einer elastischen Mullbinde oder einem Momentverband einmal, um die Wundauflage auf der Wunde zu fixieren.

    Anschließend drücken Sie einen Druckkörper aus saugendem Material (z. B. ein gefaltetes Dreieckstuch oder eine Mullbinde) auf die Wundauflage und fixieren diesen mit der elastischen Binde. Der Verletzte soll die betroffene Gliedmaße weiterhin hoch halten.

    Blutet es durch den Verband durch, soll man bis zum Eintreffen der Rettung manuellen Druck auf den Druckverband ausüben.

Gut zu wissen:

  • Blutflecken auf der Kleidung deuten meist auf eine starke Blutung hin. Blutlachen sind nur dann aussagekräftig, wenn der Untergrund undurchlässig ist. Bei einem durchlässigen Untergrund sollte man das Versickern des Blutes bedenken.
  • Nur bei sichtbaren äußeren Blutungen ist eine exakte Blutstillung möglich. Es können aber auch innere Blutungen, die nicht sichtbar sind, vorliegen – zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung oder Gewalteinwirkung. Bei Verdacht sollte man auch hier den Notruf wählen.
  • Falls sich ein Fremdkörper in der Wunde befindet: Ziehen Sie ihn nicht raus. Legen Sie die Wundauflagen rund um den Fremdkörper, positionieren Sie die Mullbinde vorsichtig und wickeln Sie einen lockeren Verband darüber.
  • Manueller Druck oder ein Druckverband richten keinen Schaden an. Im Zweifel handelt man besser, auch wenn sich später herausstellt, dass die Blutung nicht von der gefährlichen Sorte war.
  • Halten Sie den Verletzten bis zum Eintreffen der Rettung mit einer Decke warm.
  • Binden Sie eine starke Blutung nicht ab. Abbindungen kommen nur zum Einsatz, wenn eine Blutung nicht anders zu stoppen ist oder wenn eine Gliedmaße abgetrennt wurde.

Dieser Beitrag kann den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses nicht ersetzen.