Lebererkrankungen bei Kindern treten wesentlich häufiger auf als gemeinhin angenommen.

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Wie die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) im Vorfeld ihres Kongresses in Wien bekannt gab, leidet rund jedes fünfte Kind in Europa an einer Lebererkrankung. Zu den häufigsten Beschwerden zählt dabei die Fettleber, die oft als eine Folge von Übergewicht auftritt. In Europa ist ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen übergewichtig, wobei es In den meisten Fällen bei milden Formen der Fetteinlagerung in der Leber bleibt. Im Extremfall kann jedoch die Schädigung so massiv werden, dass bereits im frühen Erwachsenenalter eine Lebertransplantation von Nöten ist. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung gilt als beste Vorbeugung im Zusammenhang mit dieser Problematik.

Eine andere, wesentlich seltenere Lebererkrankung, die Kinder betrifft, ist die sogenannte Gallengansatresie, bei der es zum Verschluss der Gallenwege und in der Folge zu massiven Leberschädigungen kommt. Sie tritt in Europa bei einem von etwa 10.000 Neugeborenen auf und ist die häufigste Ursache für Lebertransplantationen im Kindesalter. Eine frühe Diagnose sei hier lebenswichtig, wie ESPGHAN-Präsident Ulrich Baumann betont.

In Österreich und Deutschland brauchen insgesamt jährlich 150 Kinder und Jugendliche eine Lebertransplantation. Hier kommt das sogenannte Split-Verfahren zum Einsatz, bei dem Eltern oder nahe Verwandte dem betroffenen Kind einen Teil ihrer eigenen Leber spenden. "Dabei wird die Leber so geteilt, dass der linke Leberlappen, der wesentlich kleiner ist, dem Kleinkind gespendet wird und der rechte Leberlappen, der größer ist, beim Erwachsenen verbleibt. Die Leberzellmasse wächst dann, ähnlich wie bei einem Baum nach Astschnitten, nach und übernimmt die Funktionen", erklärte Baumann. Betroffene Kinder hätten eine höhere Lebensqualität und könnten mit der transplantierten Leber über 40 Jahre weiterleben.

Um die Perspektiven für Kinder und Jugendliche mit Lebererkrankungen zu verbessern, werde außerdem intensiv im Bereich der Medikamentenentwicklung geforscht.

Red.