Narkolepsie ist eine seltene Schlaf-Wach-Störung. Sie wird im Volksmund als „Schlafkrankheit” bezeichnet. Ihre Symptome sind vielschichtig und für die Betroffenen sehr belastend. Sie haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, da Außenstehende sie wegen ihrer Einschlafneigung als desinteressiert oder unkonzentriert abstempeln.

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Narkolepsie kann in fast jedem Alter erstmals auftreten. Am häufigsten wird allerdings der Erkrankungsbeginn bei 15- bis 25-Jährigen und bei 30- bis 40-Jährigen festgestellt. Betroffene leiden alle unter Tagesschläfrigkeit. Es handelt sich nicht lediglich um Müdigkeit, sondern um eine trotz ausreichenden Schlafs regelmäßig auftretende Schläfrigkeit, der nicht widerstanden werden kann. Die Ausprägung und Häufigkeit der Tagesschläfrigkeit kann stark schwanken. Anfangs wird die Schläfrigkeit oft nicht als Folge einer Erkrankung erkannt.

Die Tagesschläfrigkeit kann verschiedene Ausprägungen haben: Schlafattacken, als Dämmerzustand, als Leben im Halbschlaf, als schnelle Ermüdbarkeit oder als dauernde Müdigkeit.

Besonders belastend sind die so genannten Schlafattacken. Manche Patienten leiden unter unwiderstehlichem Einschlafen, das während monotoner Tätigkeiten wie Fernsehen, aber auch in ungewöhnlichen Situationen wie beim Essen oder beim Fahren auftreten kann.

Narkolepsie kann auch gepaart mit Kataplexien auftreten. Eine Kataplexie ist ein plötzlicher beidseitiger Spannungsverlust der Haltemuskulatur (Muskeltonus). Kataplexien werden durch intensive Gefühle wie zum Beispiel Freude, Überraschung und weniger häufig durch Ärger ausgelöst.

Im Gegensatz zu epileptischen Anfällen ist das Bewusstsein nicht getrübt. Am häufigsten sind die Gesichts-, Nacken- und Kniemuskulatur beteiligt. Bei der Mehrzahl der Narkolepsiepatienten tritt die Narkolepsie zuerst mit dem Symptom der Tagesschläfrigkeit auf, bei 42 Prozent sind Kataplexien von Anfang an vorhanden, bei vielen treten sie erst Jahre nach Erkrankungsbeginn auf.

Achtung:

Narkolepsie ist eine neurologische Funktionsstörung. Man sollte Betroffenen daher keine Vorwürfe machen oder sie gar als "Schlaftablette" oder als "träge" abstempeln.

Die Symptome sind unspezifisch:

Es gibt auch eine Vielzahl an unspezifischen Symptomen, die auftreten können. Viele Betroffene leiden unter einem gestörten Nachtschlaf – ihr Schlaf wird durch oftmaliges Aufwachen und nächtliches Wachliegen unterbrochen. Narkoleptiker führen in Phasen der extremen Schläfrigkeit Tätigkeiten (zum Beispiel Schreiben, Autofahren etc.) zwar automatisch, jedoch fehlerhaft fort.

Auch Schlaflähmungen, also die vorübergehende Unfähigkeit, während des Übergangs vom Wachen zum Schlafen oder umgekehrt, Bewegungen auszuführen oder zu sprechen. Diese kurzfristigen Lähmungen sind zwar ungefährlich, wirken aber besonders beim erstmaligen Auftreten sehr beängstigend. Nach Beginn der Erkrankung kann außerdem eine schnelle Gewichtszunahme von mehreren Kilogramm erfolgen. Vermutlich ist eine komplexe Störung der Appetit-Regulation und des Essverhaltens für dieses Phänomen verantwortlich.

Narkolepsie ist eine neurologische Funktionsstörung:

Narkolepsie Schlafkrankheit Müde Müdigkeit - © Shutterstock
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Narkolepsie ist eine neurologische, also vom Gehirn ausgehende, Funktionsstörung. Die Ursache für die Narkolepsie mit Kataplexien ist ein Verlust von Nervenzellen, die den Botenstoff Hypocretin produzieren.

Diese Nervenzellen liegen ausschließlich in einer kleinen Hirnregion, dem lateralen Hypothalamus. Mit ihren Zellfortsätzen erreichen sie viele andere Hirnregionen, die unter anderem für die Schlaf-Wach-Regulation und die Gefühlsregulation verantwortlich sind. Die Ursache für den Verlust dieser Nervenzellen liegt wahrscheinlich in einer Autoimmunreaktion, deren Ursache oder Auslöser noch nicht bekannt sind.

Therapie und Behandlung von Narkolepsie:

Die Diagnose Narkolepsie lässt sich einfach stellen, wenn charakteristische Symptome wie Kataplexien vorhanden sind. In vielen Fällen ist die Diagnose aber nicht so eindeutig. Bei Verdacht auf eine Narkolepsie sollte eine Untersuchung im Schlaflabor durchgeführt werden.

Man kann der Narkolepsie zwar weder vorbeugen noch kann man sie nach bisherigem Wissensstand heilen; man kann die Symptome jedoch medikamentös behandeln.

Auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen spielen bei Narkolepsie eine wichtige Rolle. So genannte Coping-Strategien (Bewältigungsstrategien) können dazu beitragen, die Erkrankung besser zu bewältigen.

Dem heftigen Schlafdrang kann man etwa entgegenwirken, indem man rechtzeitig eine kleine Pause einlegt.