Am Beispiel von Wien wurde aufgezeigt, dass Patient:innen aus ärmeren Bezirken in jüngeren Jahren einen Herzinfarkt erleiden.

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In Österreich sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems die häufigste Todesursache. Aktuelle Daten der Statistik Austria zeigen, dass 15,9 Prozent aller männlichen und 13,4 Prozent aller weiblichen Verstorbenen an einer koronaren Herzkrankheit sterben. Koronare Herzerkrankungen sind schwerwiegende Erkrankungen des Herzens, bei denen es zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels kommt. Der Grund sind verengte Herzkranzgefäße.

Es ist bekannt, dass ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, wenig Stress und viel Bewegung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken kann. Doch kann nicht jeder Mensch in gleichem Maße dafür sorgen. Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen, haben zum Beispiel oft Probleme, sich auf Dauer gesund zu ernähren. Sie leben außerdem häufig in Bezirken, in denen die medizinische Infrastruktur nicht so gut ist, oder können sich eine entsprechende Gesundheitsvorsorge schlicht nicht leisten.

Unterschiede bei Wiener Bezirken

In einer Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wurde nun untersucht, inwiefern das soziale Umfeld unsere Gesundheit beeinflusst. Die Forschenden wollten gemeinsam mit Kolleg:innen der Universität Wien, des AKH Wien und des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) herausfinden, ob Herzinfarktpatient:innen aus ärmeren Wiener Gemeindebezirken schneller sterben als solche aus reicheren Bezirken. Insgesamt wurden die Daten von 1.481 Herzinfarkt-Patient/innen, darunter Frauen und Männer im Alter von 24 bis 94 Jahren, einbezogen.

Das Ergebnis: Menschen, die in ärmeren Bezirken leben, haben ein höheres Risiko, früher einen Herzinfarkt zu erleiden. „Zwischen den Wiener Bezirken konnten wir nicht feststellen, dass Menschen unterschiedlich schnell an Herzinfarkt sterben, aber unsere Daten deuten darauf hin, dass Personen aus ärmeren Bezirken früher im Leben einen Herzinfarkt erleiden“, sagt Sonja Spitzer, Bevölkerungsökonomin und Erstautorin der Studie.

Der Unterschied lag zwischen den Wiener Gemeinde-Bezirken mit niedrigem Durchschnittseinkommen (5., 10., 11., 12., 15., 16. und 20. Bezirk) und jenen mit hohem Durchschnittseinkommen (1., 4., 8., 13., 18., 19. und 23. Bezirk) bei den Männern bei 2,9 Jahren und bei den Frauen bei 5,6 Jahren.

„Dass Menschen aus ärmeren Bezirken früher im Leben einen Herzinfarkt erleiden, ist besorgniserregend und sollte weiter wissenschaftlich wie gesundheitspolitisch berücksichtigt werden. Vor allem sollte man hier verstärkt auf Gesundheitsvorsorge und Gesundheitskompetenz setzen“, fügt Vanessa Di Lego, Demographin und Co-Autorin der Studie, hinzu.

Gut zu wissen: Mögliche Anzeichen für einen Herzinfarkt

Bei einem Herzinfarkt sollte man schnell handeln, um keine Zeit zu verlieren und so die Überlebenschancen zu erhöhen. Das klassische Erscheinungsbild eines Herzinfarkts ist wohl bekannt: plötzlicher, intensiver Schmerz in der Brust, der in die linke Schulter und den linken Arm ausstrahlen kann.

Es gibt jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei 20 Prozent der Frauen sieht ein Herzinfarkt völlig anders aus. Die Symptome treten nicht plötzlich auf, sondern können sich über Stunden oder sogar Tage hinweg entwickeln. Dazu können Kurzatmigkeit sowie ein atypischer Schmerz im Nacken oder Kiefer statt der Schulter kommen. Außerdem klagen manche über allgemeine Symptome wie Übelkeit. Viele Frauen kommen daher sehr viel später als Männer in die Notaufnahme – das Risiko, fehldiagnostiziert zu werden, ist doppelt bis vierfach so hoch wie bei einem Mann.

red