Jemand liegt vor Ihnen auf dem Boden. Die Person atmet nicht und Sie vermuten einen Herzstillstand. Wissen Sie, was zu tun ist?

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Jeder zehnte Mensch in Österreich erleidet im Laufe seines Lebens einen unerwarteten Herzstillstand, wobei nur zehn Prozent ein solches Ereignis überleben.

Deshalb setzten sich Studierende der Med Uni Graz das Ziel, die Allgemeinbevölkerung über Wiederbelebungsmaßnahmen aufzuklären, damit mehr Menschen im Ernstfall helfen können. Sie riefen 2014 die Initiative „Drück Mich!“ mit dem Slogen „Herzstillstand. >rufen >drücken >schocken“ ins Leben. Nun zogen die Wissenschaftler:innen des Universitären Herzzentrums der Med Uni Graz Bilanz, um den Wissensstand bzw. den Bedarf nach weiteren Maßnahmen zu prüfen.

Die Erhebung zeigt, dass im Laufe der Zeit zwar mehr Grazer:innen wissen, was in der Situation eines Herzstillstands zu tun ist, ein großer Teil der Befragten aber nach wie vor ratlos ist. Vor allem hinsichtlich der Anwendung eines Defibrillators besteht Aufklärungsbedarf.

Wie läuft eine Reanimation ab? Es gilt: 30 Herzdruckmassagen und 2 Beatmungen im Wechsel bis die Rettung eintrifft.

  1. Sprechen Sie die betroffene Person an und berühren Sie sie. Ist keine Reaktion zu erkennen, ist die Person bewusstlos.
  2. Prüfen Sie die Atmung durch Hören (nähern Sie sich mit Ihrem Ohr dem Mund und Nase der Person), Sehen (richten Sie Ihre Augen auf den Brustkorb der Person) und Fühlen (versuchen Sie, Atemzüge zu spüren). Wenn keine Atmung vorhanden ist, muss eine Herzdruckmassage durchgeführt werden.
  3. Spätestens jetzt den Notruf oder Notarzt unter der Nummer 144 oder 112 kontaktieren. Und schicken Sie jemanden los, um den nächstgelegenen Defibrillator zu holen.
  4. 30-mal mit einer Frequenz von mindestens 100 mal pro Minute eine Herzdruckmassage ausführen. Singen Sie zur Hilfe laut oder im Kopf den Refrain eines Liedes, das rund 100 bpm (Beats pro Minute) hat, wie zum Beispiel Stayin' Alive von den Bee Jees, Dancing Queen von ABBA oder Highway to Hell von AC/DC. Dabei den Handballen auf die Mitte des Brustkorbs legen. Die andere Hand setzt auf der ersten auf. Gleichmäßige Druckbewegungen von etwa 5 bis 6 cm Tiefe (das entspricht ca. 1/3 der Brustkorbtiefe).
  5. Atemwege kontrollieren und durch Neigen des Kopfes öffnen (Kopf überstrecken). Eventuell ein Beatmungstuch verwenden. Die Lippen liegen dicht um den Mund der betroffenen Person. Die Luft gleichmäßig in den Mund blasen, sodass sich der Brustkorb hebt. 2-mal wiederholen.
  6. Die 2 Beatmungen und 30 Herzdruckmassagen werden so lange abwechselnd wiederholt, bis die Rettung bzw. der Notarzt eintrifft oder der/die Betroffene wieder Lebenszeichen zeigt. Falls die Atmung wieder einsetzt bringt man die betroffene Person in die stabile Seitenlage.

Schnelles Handeln steht im Vordergrund

Bei einem Herzstillstand kann sofortige Hilfe für ein Überleben entscheidend sein. Anwesende sollten deshalb schnellstmöglich reagieren, bis die Rettungskräfte eintreffen und übernehmen. „Dennoch sind das rasche Erkennen eines Herzstillstands und die Einleitung der erforderlichen Maßnahmen eine Herausforderung, insbesondere in dieser emotional anspruchsvollen Situation“, erklärt Simon Orlob, Mitbegründer von „Drück Mich!“ und Arzt an der Klinischen Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin 2, Med Uni Graz.

Besonders beim Einsatz eines Defibrillators besteht Aufklärungsbedarf

Defibrillator_Shutterstock_677694985 - Ersthelfer:innen können die Überlebenschancen eines Menschen durch den Einsatz eines Defibrillators erheblich steigern. - © Shutterstock
Ersthelfer:innen können die Überlebenschancen eines Menschen durch den Einsatz eines Defibrillators erheblich steigern. © Shutterstock

Insgesamt wurden 784 Personen befragt – davon 257 zu Beginn der Kampagne und 527 bei einer zweiten Befragungsrunde vier Jahre später. Mit einem fiktiven Herzstillstand konfrontiert, nannten zu Beginn der Kampagne 8,5 % der Befragten spontan Maßnahmen zur vollständigen Wiederbelebung, nach der Kampagne waren es 17,9 %. Ein noch größerer Wissenszuwachs wurde bei minimalen Wiederbelebungsmaßnahmen – also ohne Einsatz eines Defibrillators – festgestellt (34,6 % gegenüber 60,6 %).

„Zwar scheint das Wissen in der Bevölkerung zugenommen zu haben, aber es liegt dennoch auf einem zu niedrigen Niveau. Insbesondere bei der Defibrillation besteht noch viel Aufklärungsbedarf“, schildert David Zweiker von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Med Uni Graz die Situation. „Obwohl wir eine hohe Bereitschaft zur Verwendung eines Defibrillators beobachteten und die Befragten in der Lage waren, ihn zu identifizieren, konnten sie sich nicht an den nötigen Einsatz eines Defibrillators erinnern. Daher müssen wir davon ausgehen, dass dieser wichtige Schritt im Ernstfall ausbleibt“, so Simon Orlob.

Keine Angst vor dem Defibrillator

Eine Kombination aus effizienter Herzdruckmassage und frühzeitiger Defibrillation kann die Überlebenschancen deutlich erhöhen. Man sollte die Maßnahmen fortführen, bis die Rettung eintrifft.

Öffentliche Defibrillatoren (auch AED oder Defi genannt) wurden so konzipiert, dass ein Anbringen der Elektroden sowie die Durchführung einer Defibrillation für jeden möglich sind. Jede Bürgerin und jeder Bürger soll dieses Gerät verwenden. Das Gerät erklärt während des Vorgangs jeden einzelnen Schritt klar und deutlich, um eine sichere Handhabung zu gewährleisten.

Eine Liste mit aktuellen Defi-Standorten finden Sie unter www.144.at/defi.