Sammeln sich auffallend viele Haare in der Bürste oder im Kamm, steigt bei vielen Menschen der Stresspegel. Was jedoch nur wenige wissen: Sie sind dabei in guter Gesellschaft. Jede dritte Frau und noch wesentlich mehr Männer sind im Laufe ihres Lebens von Haarausfall betroffen, mit ganz unterschiedlichen Ursachen.

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Das menschliche Kopfhaar unterliegt einem ständigen Wandel. Geschuldet ist das dem natürlichen Lebenszyklus unserer Haare. Sie wachsen etwa zwei bis sechs Jahre, fallen aus und wachsen neu nach. Ein täglicher Haarverlust ist somit ganz normal. Erst wenn mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen, der Haarausfall mehrere Wochen andauert oder haarfreie Stellen entstehen, liegt ein Haarausfall vor, dessen Ursache abgeklärt werden sollte.

Frauen und Männer betroffen

In vielen Fällen ist der Haarausfall genetisch bedingt, Mediziner:innen sprechen von einer androgenetischen Alopezie. Rund 50 Prozent der Männer und bis zu 20 Prozent der Frauen sind von dieser Form des Haarausfalls betroffen, häufig schon in jungen Jahren. Typische Anzeichen bei Männern sind „Geheimratsecken“ oder eine Stirnglatze. Bei Frauen dünnt sich das Haar vor allem um den Scheitel herum aus und ist damit manchmal nur schwer von einem sogenannten diffusen Haarausfall (Alopecia diffusa) zu unterscheiden. Dieser betrifft immer die gesamte Kopfpartie, wodurch das Haar insgesamt lichter wird und die Kopfhaut zum Teil klar erkennbar ist. Bis heute sind die Auslöser des diffusen Haarausfalls nicht klar definiert. Einige Betroffene berichten von übermäßig viel Stress, Schlafmangel oder einer starken seelischen Belastung. Bei anderen liegt ein Nährstoffmangel vor, sie leiden an einer Schilddrüsen- oder Autoimmunerkrankung, haben einen schweren Infekt wie eine Grippe überstanden oder nehmen hormonelle Verhütungsmittel ein. Und auch die Hormonumstellung nach einer Schwangerschaft kann zum Auslöser werden.

Häufige Frage: Verursacht Haarefärben Haarausfall?

Färben fördert Haarausfall im Regelfall nicht. In den meisten Fällen liegt die Ursache in allergischen Reaktionen auf das Färbemittel. Jedoch kann häufiges Färben der Haare zur Austrocknung und zu Spliss führen, wodurch die Haare leichter abbrechen. Oft ist Ammoniak enthalten, der Haarfasern aufsprengt. Die Haare können vor allem durch unsachgemäße Anwendung wie eine zu lange Einwirkzeit ausfallen. Um eine Aufhellung der Haare zu erreichen, wird das ebenfalls reizende Wasserstoffperoxid verwendet, das die Haarstruktur schädigen kann.

Optisch klar abgegrenzt

Fallen die Haare in einem klar abgegrenzten, runden Areal aus, sprechen Mediziner:innen von kreisrundem Haarausfall oder Alopecia areata. Dieser kann plötzlich am Kopf, den Augenbrauen oder dem Bart auftreten und zwei bis sechs Zentimeter groß sein. Kreisrunder Haarausfall zeigt sich schubweise. Phasen, in denen die Haare an der Stelle wachsen, wechseln mit Phasen des Ausfalls ab. Auch in diesem Fall gelten Stress, Schilddrüsen- und Autoimmunerkrankungen sowie Allergien als mögliche Auslöser. Zudem ist bekannt, dass es eine genetische Veranlagung gibt.

Ist der Haarausfall nicht kreisrund beschränkt, aber ebenfalls an abgegrenzten Arealen sichtbar, kann eine starke, mechanische Belastung der Auslöser sein. So reagieren einige Menschen auf das beruflich notwendige Tragen eines Schutzhelms im Randbereich des Helms mit Haarausfall. Andere tolerieren das häufige Tragen eines straff gebundenen Zopfes nicht gut. In der Regel lässt sich ein mechanisch bedingter Haarausfall stoppen, indem die Belastung beseitigt wird.

Nicht selten ist ein starker Haarausfall auch eine Nebenwirkung eines Arzneimittels wie zum Beispiel gegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Schilddrüsenfehlfunktionen.

Typischerweise beginnt diese Form des Haarausfalls 2 bis 4 Monate nach dem Beginn der Einnahme. Absetzen sollte man das Medikament dennoch nicht. Besser ist es, Rücksprache mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt zu halten. Mitunter kann der Wechsel auf ein anderes Präparat den Haarausfall stoppen.

Viele Mittel, wenig Wirksamkeit

Wird ein übermäßiger Haarausfall bemerkt, möchten die meisten Menschen etwas dagegen unternehmen. So ist es nicht verwunderlich, dass der Markt für Produkte gegen Haarausfall riesig ist. Eine durch Studien nachgewiesene Wirksamkeit können jedoch die wenigsten vorweisen.

Liegt ein genetisch bedingter Haarausfall vor, haben sich die Wirkstoffe Finasterid und Minoxidil bewährt. Im Gegensatz zu Minoxidil muss Finasterid ärztlich verschrieben werden. Zudem sollte beachtet werden, dass der Haarausfall wieder einsetzt, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Hier kommt die Wirkung jedoch dadurch zustande, dass die Durchblutung der Haarwurzel erhöht wird, wodurch der Haarausfall stoppt.

Liegt ein kreisrunder Haarausfall vor, kann eine lokale Kortisonbehandlung durchgeführt werden. Hierdurch wird die auslösende Entzündung in der Haarwurzel gehemmt und das Haarwachstum wieder ermöglicht. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen kommt es innerhalb eines Jahres zur Spontanheilung. Positive Auswirkungen auf das Haar und das Haarwachstum kann auch die Ernährung haben. So aktivieren B-Vitamine Stoffwechselvorgänge in der Haarwurzel, beugen Entzündungen vor und stärken die Gesundheit der Kopfhaut. Biotin wirkt Entzündungen der Haarwurzel entgegen und Zink fördert das Haarwachstum.

Tipp: Bekannte Wirkstoffe und deren Anwendung

Wer sich für eine Minoxidil-Anwendung entscheidet, sollte einige Tipps beachten:

  • Nach dem Auftragen nicht föhnen – sonst kann Wirkstoff verdunsten
  • Kontakt mit dem Gesicht meiden – sonst unerwünschtes Haarwachstum
  • Präparat mehrere Stunden vor dem Schlafengehen auftragen – sonst können Wirkstoffreste von Polster auf Gesicht verbracht werden
  • Zu Beginn vermehrter Haarausfall. Durch Anregen des Haarwachstums werden viele neue Haare gebildet, welche die alten Haare herausschieben.
  • Keine Anwendung während einer Schwangerschaft und Stillzeit