Die meisten Schwangeren fürchten sich vor Dehnungssstreifen und möchten ihnen aktiv vorbeugen. Zuverlässig verhindern lassen sich die Geweberisse derzeit leider nicht. Wer den Bauch jedoch regelmäßig pflegt, schafft gute Voraussetzungen dafür, dass sich die Streifen zumindest in Grenzen halten.

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Ausgangspunkt für Schwangerschaftsstreifen ist die sogenannte Lederhaut, die mittlere unserer drei Hautschichten. Sie besteht aus einem dichten Netz aus Bindegewebsfasern, die für Stabilität, Zugfestigkeit und Elastizität sorgen. Bindegewebsfasern sind sehr anpassungsfähig, tolerieren moderate Gewichtsschwankungen und das Wachstum in der Kindheit oft erstaunlich gut. Selbst in der Schwangerschaft, wenn die Bindegewebsfasern durch das Bauchwachstum auf eine besonders harte Probe gestellt werden, haben einige Frauen das Glück, dass ihre Haut der extremen Veränderung standhält. Bei den meisten Schwangeren reißen die elastischen Fasern jedoch irgendwann – und es entstehen die typischen rötlich-violett gefärbten Schwangerschaftsstreifen.

Wie elastisch die Haut ist und wie gut sie auf Veränderungen reagiert, ist genetisch bedingt. Zusätzlich spielt in der Schwangerschaft das Hormon Cortisol eine wichtige Rolle. Es wird in dieser Zeit verstärkt gebildet und setzt die Elastizität der Bindegewebsfasern herab. Die Folge: Sie reißen leichter.

Selbstliebe

Kein Grund zur Panik
Zeigt sich der erste Streifen, bekommen viele werdende Mütter Angst. Sie fürchten, dass die Haut nun kontinuierlich weiter reißt. Doch das muss nicht sein. Es gibt weder Belege dafür, dass kleine Streifen zwingend größer werden, noch dass sie auch an anderen Stellen auftreten müssen. Selbst wenn in einer Schwangerschaft viele Streifen entstanden sind, bedeutet das nicht, dass es in der nächsten Schwangerschaft ebenfalls passiert.

Bindegewebe stärken

Ob und wann Schwangerschaftsstreifen auftreten, lässt sich leider nicht vorhersagen. Bei den meisten Frauen treten sie im letzten Schwangerschaftsdrittel auf, einige bemerken sie allerdings auch schon im zweiten Drittel. Und selbst unter der Geburt kann das Gewebe noch einreißen. Ist das Baby da, liegt die Brust im Fokus. Auch hier können Schwangerschaftsstreifen auftreten, wenn die Haut durch den Milcheinschuss stark gedehnt wird.

Zuverlässige Maßnahmen, die der Entstehung von Schwangerschaftsstreifen vorbeugen, gibt es derzeit leider nicht. Dennoch kann jede Schwangere versuchen, möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen, damit ihr Körper die enorme Belastung nur mit wenigen Streifen oder – mit etwas Glück – sogar ganz streifenlos übersteht. Dazu gehört auch, das Gewicht im Blick zu behalten. Grundsätzlich gilt: Je schneller die Gewichtszunahme erfolgt und je höher sie ausfällt, umso größer ist das Risiko für Schwangerschaftsstreifen. Sport und Bewegung helfen, ein gesundes Gewicht beizubehalten und stärken zusätzlich das Bindegewebe. Gut geeignet sind regelmäßiges Schwimmen und Spaziergänge sowie Yoga oder Pilates. Empfohlen werden zudem kalt-warme Wechselduschen. Sie verbessern nicht nur die Durchblutung, sondern regen auch den Kreislauf an. In Kombination mit einer kreisenden Massage mit einer Bürste oder einem Luffaschwamm kann der Effekt noch verstärkt werden.

Cremen, cremen, cremen

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Besonders wichtig ist in der Schwangerschaft natürlich die regelmäßige Hautpflege. Dabei sollte nicht nur der Bauch im Fokus stehen. Empfohlen wird, den gesamten Körper zweimal täglich einzucremen. Zwar dringen Cremes und Öle nicht bis in die Lederhaut – dem Entstehungsort der Schwangerschaftsstreifen – vor, sie können aber in Kombination mit einer Massage die Durchblutung und Elastizität der Haut fördern. Zudem schützt das regelmäßige Eincremen vor Juckreiz, der oft auftritt, wenn das Gewebe zu reißen beginnt.

Bei der Produktwahl sollte auf einen möglichst hohen Lipidanteil geachtet werden. Gut geeignet sind z. B. Sheabutter, Jojoba-, Mandel- oder Avocadoöl. Auf Silikone, Paraffine oder Vaseline hingegen sollte besser verzichtet werden. Zum Auftragen eignen sich klassisch kreisende Bewegungen oder eine Zupfmassage. Dabei wird die Haut vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger gefasst, vom Körper weggezogen und leicht geknetet.

Streifen abmildern

bürste_schwamm_shutterstock_1592683270 - Kreisenden Massagen mit Bürste oder Luffaschwamm verbessern nicht nur die Durchblutung, sondern regen auch den Kreislauf an.
Kreisenden Massagen mit Bürste oder Luffaschwamm verbessern nicht nur die Durchblutung, sondern regen auch den Kreislauf an.

Sind Schwangerschaftsstreifen entstanden, lassen sie sich leider nicht mehr wegzaubern. Sie verblassen aber mit der Zeit und sind nach gut einem Jahr meist nur noch als helle weiße Narben zu sehen. Zudem gibt es einige Methoden, mit denen das Erscheinungsbild verbessert werden kann. Einen leichten Effekt haben Cremes mit Vitamin A. Es sollte jedoch nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden, sondern erst in der Zeit danach. Ebenfalls für die Selbstbehandlung geeignet ist das Microneedling. Hier rollt man einmal pro Woche mit einem Roller mit feinen Nadeln über die gerissenen Bereiche. Die Nadeln hinterlassen mikroskopisch kleine Löcher in der Haut, die vom Körper mit Kollagen verschlossen werden. Es festigt und stabilisiert die Haut, wodurch die Streifen verringert werden sollen. Unterstützung gibt es auch aus der ästhetischen Medizin (Laserbehandlung, Meso-, Carboxytherapie). Ihr Arzt/Ihre Ärztin berät Sie, welche im individuellen Fall am besten geeignet ist.

Sonnenschutz

Bei frischen, noch rötlichen Dehnungsstreifen sollte die Sonne vorerst gemieden bzw. ein hoher Lichtschutzfaktor verwendet werden. Generell ist zu beachten, dass die Haut in der Schwangerschaft empfindlicher auf Sonne reagiert als vorher. Sie bekommen schneller einen Sonnenbrand, und Pigmentflecken können sich intensivieren.

Wussten Sie, ...

… dass Dehnungsstreifen nicht nur bei Schwangeren auftreten?

Die elastischen Fasern der Lederhaut können aus vielen Gründen reißen:

  • schnelle Fettzunahme
  • extremer Muskelaufbau, z. B. durch Bodybuilding
  • Hormonbehandlung
  • längere Einnahme von Cortison
  • Wachstumsschübe in der Pubertät
  • Adipositas
  • Infektionen wie Typhus oder Tuberkulose
  • Cushing-Syndrom