Die gezielte Auswahl der geeigneten Arzneiform und die richtige Technik beim Schluckvorgang können die Einnahme vereinfachen und so die regelmäßige Anwendung verbessern.

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Viele haben Probleme mit dem Schlucken von größeren Tabletten oder Kapseln. Jeder Zehnte nimmt aus Angst vor dem Klebenbleiben der Tablette in der Speiseröhre, Würgereiz oder Übelkeit und Erbrechen seine verordnete Medikation nicht regelmäßig ein. Wir haben hilfreiche Tipps für Sie.

Eine Untersuchung in Deutschland 2011 brachte es ans Licht: Rund 38 Prozent der befragten Patienten gaben an, Probleme beim Schlucken ihrer Tabletten oder Kapseln zu haben, wobei runde Tabletten deutlich schwerer zu schlucken waren als längliche Formen. Bei Senioren kommen oftmals noch ein vermindertes Durstgefühl und Mundtrockenheit erschwerend dazu. Das empfohlene Trinken von einem Glas Wasser bei der Medikamenteneinnahme wird hier manchmal zu einer richtigen Herausforderung. Letztendlich kann sich dadurch ein Therapieerfolg aber kaum oder gar nicht einstellen.

Die richtige Einnahme

Grundsätzlich sollten Kapseln und Tabletten mit sauberen und trockenen Händen aus der Verpackung genommen und mit einem ganzen Glas Wasser (200 ml) eingenommen werden. Empfohlen wird dazu Leitungswasser. Andere beliebte Getränke wie Kaffee, Tee, Milch oder Säfte können die Wirkung des Arzneistoffes maßgeblich beeinflussen und verändern und sollten daher nicht verwendet werden.

Medikamente müssen in aufrechter Körperhaltung eingenommen werden, um ein Klebenbleiben an der Speiseröhrenwand, ein Verätzen der Schleimhaut sowie ein Verschlucken zu verhindern und damit das Arzneimittel rasch in den Magen weiterwandern kann.

Die passende Arzneiform finden

Viele Arzneimittel gibt es sowohl in fester als auch in flüssiger Form. Wer kann, sollte auf Tropfen ausweichen oder die Möglichkeit eines Zäpfchens oder Wirkstoffpflasters in Betracht ziehen. Schmelztabletten lösen sich im Mund auf, Direktgranulate bestehen aus kleinen Kügelchen, welche ohne Wasser in den Mund geschüttet werden, sich ebenfalls rasch auflösen und so das Schluckproblem umgehen. Filmtabletten oder Dragees rutschen meist leichter als nicht überzogene Tabletten.

Apotheker-Tipp

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob es das jeweilige Medikament auch in einer anderen Arzneiform in Ihrer benötigten Dosierung gibt.

Teilen, Öffnen oder Mörsern erlaubt?

Tablettenteiler - Tabletten dürfen nur dann geteilt werden, wenn Sie eine Kerbe oder ein Kreuz haben. Wenn man sie mit den Händen auseinanderbricht, entstehen oft zwei ungleiche Teile. Mit einem sogenannten Tablettenteiler erhalten Sie hingegen zwei gleich große Teile.  - © Shutterstock
Tabletten dürfen nur dann geteilt werden, wenn Sie eine Kerbe oder ein Kreuz haben. Wenn man sie mit den Händen auseinanderbricht, entstehen oft zwei ungleiche Teile. Mit einem sogenannten Tablettenteiler erhalten Sie hingegen zwei gleich große Teile.  © Shutterstock

Manche Patienten teilen ihre Tabletten zum Schlucken oder lösen sie in Wasser auf, ohne wirklich zu wissen, ob dies erlaubt ist. Bestimmte Tabletten dürfen nicht geteilt oder zerkleinert werden, da ihr Überzug die Magenschleimhaut schützt. Ist dieser Überzug nicht mehr intakt, so löst sich die Tablette bereits im Magen auf und nicht erst im Dünndarm – Wirkungsverlust und Magenprobleme können die Folge sein.

Ein Teilen oder Mörsern (Zerkleinern) von Tabletten verändert immer die Freisetzung des Wirkstoffes und sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn alternative Arzneiformen nicht zur Verfügung stehen.

Bei Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung und verlängerter Wirkung, so genannte Retard-Formen, kann ein Teilen oder Zerkleinern der Tablette ebenfalls zu Problemen führen: Der Wirkstoff, der langsam über den Tag verteilt wirken sollte, wird so auf einmal freigesetzt; eine Überdosierung ist die Folge.

Befolgen Sie einfach folgende Regeln:

  • Tabletten, welche eine „Bruchkerbe“ oder ein „Bruchkreuz“ haben, dürfen an genau diesen Stellen geteilt werden. Alle Produkte ohne solche Kerben oder Kreuz müssen jedoch im Ganzen geschluckt werden.
  • Bestimmte Kapseln lassen sich ebenfalls öffnen, dazu werden die beiden Kapselteile langsam auseinandergezogen und die enthaltenen kleinen Kügelchen eingenommen.
  • Weichgelatinekapseln sind meist flüssig gefüllt und sollten nicht geöffnet werden. Angaben darüber finden Sie in der Gebrauchsanweisung oder bei Ihrem Apotheker.

Gleiten statt Kleben

Um die Gleitfähigkeit zu verbessern, können Tabletten und Kapseln mit Apfelmus eingenommen werden, wobei auch hier das Lösungsverhalten beeinflusst wird. Alternativen wie Joghurt oder Pudding eignen sich nur, wenn der Arzneistoff nicht mit Milch reagiert und damit seine Wirkung einbüßt.

Dazu gehören bestimmte Antibiotika und Osteoporosemittel, die einen zeitlichen Abstand zu Milchprodukten oder auch anderen Produkten fordern. Professionelle Gleitmittel haben diese Wechselwirkungen nicht und sind in der Apotheke erhältlich.

Apotheker-Tipp

Vergessen Sie nicht, Wasser nachzutrinken.

Es gibt unterschiedliche Schlucktechniken:

Im Rahmen einer Studie hat die Universität Heidelberg zwei Techniken untersucht, die über 60 bzw. 80 Prozent der Versuchspersonen beim Schlucken von großen Placebo-Tabletten und -kapseln enorme Erleichterung verschafften.

  • Bei der "Pop-Bottle-Technik" wird die Tablette auf die Zunge gelegt und mittels eines schwungvollen Schluckes aus einer mit Wasser gefüllten Flasche in einem Zug hinuntergeschluckt. Dabei darf keine Luft in die Flasche kommen.
  • Anders ist das bei Kapseln. Diese sind leichter als Wasser und bleiben gerne am Gaumen haften. Abhilfe schafft hier die "Vorwärts-Neige-Technik" des Kopfes: Dabei wird die Kapsel auf die Zunge gelegt und ein Schluck Wasser genommen, der jedoch im Mund behalten wird. Senken Sie anschließend das Kinn zur Brust. Dadurch schwimmt die Kapsel nach oben in Richtung des Rachens und kann einfach geschluckt werden.

Vorsicht:

Diese Techniken sind nicht für Patienten mit krankheitsbedingten Schluckstörungen geeignet.