Antworten auf häufige Fragen rund um das Ein- und Durchschlafen junger Erdenbürger. Außerdem: Hilfreiche Tipps für Eltern.

Artikel drucken

Schlaf entspannt und schafft neue Energien. Das Gehirn verarbeitet während des Schlafs die verschiedenen Eindrücke und Erlebnisse des Tages, unter anderem, indem es Träume produziert. So müde, abgespannt und gestresst man nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf sein kann, so ausgeruht, erholt und voller Energie ist der Mensch nach einer gut durchgeschlafenen Nacht. Dies gilt für Erwachsene, Kinder und Säuglinge gleichermaßen.

Daher ist es in jeder Hinsicht sinnvoll, wenn Eltern darauf bedacht sind, dass ihr Baby viel und gut schläft. Der Schlaf ist für das allgemeine Befinden des Babys von großer Wichtigkeit. In der Nacht werden mehr Wachstumshormone freigesetzt als tagsüber. Der Schlaf ist also auch für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes von Bedeutung.

Apotheker-Tipp

  • Verbinden Sie das Schlafengehen Ihres Kindes mit etwas Gemütlichem. Singen Sie ihm etwas vor, ziehen Sie eine Spieluhr auf, baden Sie es vor dem Zubettgehen usw.
  • Halten Sie feste Bettgehzeiten ein.
  • Bringen Sie Ihr Kind nie „zur Bestrafung“ ins Bett.
  • Ihr Kind muss nicht sofort einschlafen. Lassen Sie das Kind im Bett zur Ruhe kommen.
  • Wiegen wirkt in der Regel schlaffördernd
  • Dämpfen Sie das Licht oder löschen Sie es ganz beim Zubettgehen.
  • Dämpfen Sie das generelle Aktivitätsniveau der Familie, d.h. schalten Sie den Fernseher aus oder dämpfen Sie die Unterhaltungen ein wenig.
  • Ist Ihr Kind nachts unglücklich, nehmen Sie es nicht hoch, sondern bleiben Sie nur bei ihm, bis es zur Ruhe kommt.
  • Ein weinendes Kind muss immer getröstet werden. Lassen Sie es sich nicht in den Schlaf weinen.
  • Wenn Sie glauben, dass Ihr Kind unter Schlafstörungen leidet, sollten Sie Ihren Kinderarzt mögliche körperliche Ursachen ausschließen lassen.

Wie viel Schlaf sollte ein Baby bekommen?

Das Schlafbedürfnis Neugeborener ist sehr unterschiedlich, sie können bis zu 16 Stunden täglich schlafen. Anfangs wachen sie meist alle zwei bis drei Stunden auf, um zu trinken. Ab einem Alter von etwa vier Monaten verlängern sich die Schlafperioden eines Säuglings.

Generell kann man sagen:

  • Bis zum Alter von etwa einem Jahr schlafen Babys in der Regel bis zu sechs Stunden durch.
  • Kleinkinder im Alter von einem bis fünf Jahren schlafen etwa zwölf Stunden.
  • Kinder im Vorschulalter können immer noch einen Schlafbedarf von zehn bis zwölf Stunden aufweisen.
  • Schulkinder haben ein Schlafbedürfnis von zehn Stunden. Im Prinzip gilt dies bis zum Erwachsenenalter.

Schlafbedürfnis, Schlaf- und Tagesrhythmus sind aber höchst individuelle Eigenschaften: Schläft Ihr einjähriges Kind nur etwa zehn von 24 Stunden und ist ansonsten gesund und fröhlich, dann fehlen ihm die zwei Stunden Differenz zum Durchschnitt sicher nicht. Bevor Sie sich über den von der Norm abweichenden Schlaf-wach-Rhythmus Ihres Kindes Sorgen machen, vergleichen Sie diesen mit den Schlafgewohnheiten naher Verwandter oder mit Ihrem eigenen als Kind. Es kann sein, dass sich hier Ähnlichkeiten feststellen lassen.

Gut zu wissen:

  • Babys unterscheiden noch nicht zwischen Tag und Nacht. Man sollte seinem Kind ausreichend Zeit geben, um seinen Rhythmus zu finden.
  • Schlafrituale sollten langsam und vorsichtig eingeführt werden.
  • Räumlichen Abstand erhöht man am besten behutsam Schritt für Schritt.

Mein Baby wacht in zweistündigen Intervallen auf, was kann ich tun?

Schlafendes Baby 3_shutterstock_1069794509 - Mit der Zeit verlängern sich die Schlafintervalle.
Mit der Zeit verlängern sich die Schlafintervalle.

Ein Neugeborenes hat einen erhöhten Nahrungsbedarf und wacht ganz natürlich – auch nachts – alle zwei bis drei Stunden auf, um zu trinken. Normalerweise verlängern sich die Schlafintervalle mit der Zeit. Ab einem Alter von etwa fünf Monaten ist Stillen in der Nacht eigentlich nicht mehr nötig. Viele Säuglinge mögen jedoch am liebsten nachts gestillt werden.

Möchten Sie Ihr Baby in der Nacht nicht mehr stillen (in der Regel lässt sich dieser Wunsch erst umsetzen, wenn das Baby älter als fünf Monate ist), können folgende Rituale hilfreich sein:

  • Machen Sie kein Licht an, wenn das Baby aufwacht.
  • Spielen Sie nicht mit ihm und sprechen Sie so wenig wie möglich beziehungsweise nur leise zum Beruhigen mit ihm.
  • Ist das Baby nass, wickeln Sie es mit so wenig Aufwand wie möglich.
  • Es ist von Vorteil, dem Baby gar nicht erst beizubringen, dass man zum Einschlafen unbedingt die Brust oder ein Fläschchen braucht.

Dies mag etwas hart klingen, aber es bewirkt, dass das Baby sich schnell daran gewöhnt, dass die Nacht zum Schlafen da ist.

Mein Baby weint nachts, soll ich es schreien lassen?

schlafendes Baby_2shutterstock_1531703333 - Säuglinge brauchen Geborgenheit.
Säuglinge brauchen Geborgenheit.

Nein. Ein Baby, das schreit, braucht seine Eltern. Allein Ihre Anwesenheit gibt Ihrem Baby Geborgenheit. Oft reicht es, wenn Sie es ein wenig streicheln und beruhigend mit ihm sprechen, damit es sich geborgen fühlt. Ein weinendes Kind braucht die Gewissheit, dass es nicht allein ist.

Wenn ein Kind schreit, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es unbedingt etwas zu essen braucht oder unterhalten werden muss. Gehen Sie aber auf alle Fälle sicher, dass Ihr Baby nicht schreit, weil es krank ist oder Schmerzen hat.

Wie bringe ich mein Baby dazu, durchzuschlafen?

Schlafendes Baby 4_shutterstock_1253456911 - Grundsätzlich ist es von Vorteil, Ihr Baby stets im Bettchen zu beruhigen und so minimale Interventionen wie möglich zu setzten. Beruhigendes Sprechen hat aber immer seinen Platz.
Grundsätzlich ist es von Vorteil, Ihr Baby stets im Bettchen zu beruhigen und so minimale Interventionen wie möglich zu setzten. Beruhigendes Sprechen hat aber immer seinen Platz.

Im Allgemeinen fühlt sich ein Baby durch Wärme, Ruhe, Weichheit und vielleicht einen Schnuller, eine Schmusewindel, einen Finger zum Lutschen oder Ähnliches geborgen, da es dies an Eigenschaften seiner Bezugspersonen erinnert.

Bei Schlafproblemen muss auch die Psyche mitberücksichtigt werden. Ein Baby, das nicht schlafen kann und sehr häufig erwacht, hat ein Problem damit, loszulassen und quasi alleine sich selbst überlassen zu sein – mit der Welt seiner Vorstellungen, Träume und inneren Vorgänge, getrennt vom Wachzustand und seinen Bezugspersonen.

Familiäre Krisen, Paarprobleme, Trauer, psychische Probleme eines Elternteils, aber auch Schwierigkeiten im Zusammenspiel zwischen Eltern und Baby können sich auf das Schlafverhalten des Babys auswirken. Nicht selten tauchen mit der Geburt eines Kindes auch alte, eigene schwierige Themen wieder an die Oberfläche. Die Probleme und Ängste des Babys, wenn sie einige Zeit andauern, können wiederum Ängste bei den Eltern auslösen. Dies geschieht unweigerlich, da die Eltern die Mitteilung des Babys, dass etwas nicht in Ordnung ist, auch verstehen.

Manchmal reagieren Babys aber auch auf die Ängste der Eltern mit Unbehagen, das sich auch in Schlafstörungen äußern kann. Manche Babys sind überreizt von zu vielen Eindrücken und können nicht zur Ruhe kommen. Je jünger das Baby, umso weniger Reize auf einmal kann es aufnehmen und gut verarbeiten, ohne damit überfordert zu sein. Frühchen haben damit besondere Probleme.

Holen Sie sich in all diesen Fällen unbedingt professionelle Unterstützung bei einschlägigen Beratungsstellen.

Wenn keine Hintergrundproblematik vorhanden ist, können Sie natürlich auch selbst einiges selbst versuchen, behalten Sie aber stets im Auge, dass die Befindlichkeit im Hintergrund einen viel höheren Stellenwert hat als das reine Verhalten, auf das Sie Einfluss haben können.

Wenn Sie die Umstellung versuchen möchten, sollten Sie sich darüber klar werden, ob Sie beide dazu bereit sind, und wann Sie mit einer Umgewöhnung beginnen werden. Bereiten Sie sich gut vor und sprechen Sie sich als Eltern untereinander ab, wie Sie die Sache angehen wollen.

Gehen Sie eventuell vorübergehend gleichzeitig mit Ihrem Baby zu Bett, um selbst genügend Ruhe zu bekommen.

Wenn das Baby erwacht, streicheln Sie es sanft, decken Sie es gut zu und geben Sie ihm seinen Schnuller und reden Sie leise und beruhigend mit ihm, machen Sie jedoch kein Licht.

Geben Sie Ihrem Baby, falls nötig, ein wenig Wasser zu trinken. Zum einen signalisieren Sie dem Baby, dass es nachts nichts zu essen gibt, dass es aber Wasser bekommen kann. Zum anderen gibt es Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Kind nicht durstig ist.

Grundsätzlich ist es von Vorteil, Ihr Baby stets im Bettchen zu beruhigen und so minimale Interventionen wie möglich zu setzten. Beruhigendes Sprechen hat aber immer seinen Platz.

Denken Sie daran, die Nacht für Ihr Baby so ruhig und wenig interessant wie möglich zu gestalten.

Bedenken Sie bei allen Vorgehensweisen stets, dass das nächtliche Abstillen, das oft an ein besseres Durchschlafen gekoppelt ist, sehr stark von Ihrer inneren Haltung abhängt. Manche Mütter wollen sich noch nicht von Ihrem Baby trennen, obwohl sie auch gerne durchschlafen möchten. Unklare Signale nimmt Ihr Baby wahr und reagiert darauf. Unter einem Jahr besteht nicht unbedingt ein Grund, das Durchschlafen und nächtliche Abstillen um jeden Preis zu forcieren.

Autor: Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA