Bei gesicherter Diagnose einer Gluten-Unverträglichkeit hilft nur eine dauerhafte Ernährungsumstellung.

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Bei Zöliakie handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung mit Merkmalen einer Allergie und einer Autoimmunerkrankung. Betroffene leiden unter einer Gluten-Unverträglichkeit.

Dabei reagiert das Immunsystem auf den Eiweißstoff Gluten, der Bestandteil vieler Getreidesorten ist. Die Folge sind Veränderungen der Darmschleimhaut, sodass die Aufnahme von Nährstoffen über den Darm in die Blutbahn erschwert wird. Deshalb weisen Betroffene häufig Nährstoffmängel auf.

Es wird geschätzt, dass etwa 1 Prozent der westlichen Bevölkerung von Zöliakie betroffen ist. Allerdings leidet nur ein Bruchteil tatsächlich unter Symptomen. Die Unverträglichkeit tritt meist schon im Kindesalter auf, kann aber in jedem Alter auftreten. Die Symptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt.

Diese Symptome können auf Zöliakie hindeuten:

Typische Symptome sind Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Bauchkrämpfe, Eisenmangel, Krankheitsgefühl, Schlaflosigkeit, chronische Müdigkeit, Nervosität, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe oder Gewichtsverlust.

Mögliche Ursachen, Diagnose und Therapieoptionen

Die genauen Ursachen sind noch unklar, man weiß jedoch, dass eine genetische Veranlagung, eine kurze Stillzeit (weniger als vier Monate) und infektiöse Darmerkrankungen begünstigend wirken.

Bisher ist Zöliakie nicht heilbar. Betroffene können nur durch lebenslange glutenfreie Ernährung eine Symptomfreiheit erreichen. Mit einer Glutenkarenz sollte man aber nur beginnen, wenn eine eindeutige ärztliche Diagnose vorliegt. Gesunde Menschen profitieren nicht von einer glutenfreien Ernährung.

Wird vor oder während der Diagnosestellung mit einer glutenfreien Ernährung losgelegt, kann das die Ergebnisse verfälschen. Da häufig ein Defizit an Vitaminen und Mineralstoffen vorliegt, wird die Therapie idealerweise von einem Ernährungsberater begleitet.

Wird der Darm nicht mehr mit dem Eiweiß konfrontiert, kann sich die Darmschleimhaut wieder vollständig regenerieren. Die Beschwerden bessern sich schon nach wenigen Tagen bis Wochen. Leider sind bereits kleinste Diätfehler spürbar. Bei einer glutenfreien Ernährungsweise sollten nicht nur alle Nahrungsmittel gemieden werden, die Gluten enthalten, sondern auch alle, die Spuren von Gluten enthalten.

Und auch bei Arzneimitteln sollte man aufpassen: Weizenstärke wird häufig als pharmazeutischer Hilfsstoff verwendet, vor allem bei Tabletten und Zäpfchen.

Was darf man essen?

Quinoa Ernährung - Quinoa zählt zur Gruppe der „Pseudogetreide“ – es sieht aus wie Getreide, stammt aber aus einer anderen Pflanzenfamilie und enthält kein Gluten. - © Shutterstock
Quinoa zählt zur Gruppe der „Pseudogetreide“ – es sieht aus wie Getreide, stammt aber aus einer anderen Pflanzenfamilie und enthält kein Gluten. © Shutterstock

Gluten kommt vor allem in einigen Getreidesorten vor, nämlich in: Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Grünkern, Hafer, Einkorn, Emmer, Urkorn, Kamut und Triticale. Betroffene sollten alle daraus hergestellten Produkte meiden.

Es gibt aber auch glutenfreie Getreidesorten bzw. Pseudogetreide wie Buchweizen, Reis, Mais, Hirse, Quinoa und Amaranth. Im Zöliakie-Handbuch der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie sind tausende glutenfreie Lebensmittel aufgelistet.

Heutzutage sind eigene Regale mit glutenfreien Produkten in Supermärkten keine Seltenheit mehr. Betroffenen bietet sich zudem eine große Auswahl in Reformhäusern. Achten Sie beim Einkaufen auf das international anerkannte Zeichen für glutenfreie Lebensmittel: eine durchgestrichene Ähre innerhalb eines Kreises.

Da Gluten in der Lebensmitteltechnologie eingesetzt wird, lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste industriell hergestellter Lebensmittel. Gluten steckt nämlich auch hinter folgenden Bezeichnungen: Stärke, Malz, pflanzliche Eiweißstoffe, Gewürzmischungen, Paniermehl und Aromastoffe.

Vorsicht bei Stärke: „Stärke“ bzw. „modifizierte Stärke“ ist glutenfrei, während „Weizenstärke“ bzw. „modifizierte Weizenstärke“ Gluten enthält.

Apotheker-Tipp

  • Bei Verdacht auf eine Zöliakie kann das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs sinnvoll sein.
  • Beginnen Sie erst mit der Diät, wenn eine gesicherte Diagnose vorliegt.
  • Achten Sie beim Einkaufen auf das Glutenfrei-Symbol auf Produkten.
  • Halten Sie Ihre Küche sauber, um Kontaminationen mit glutenhaltigen Lebensmitteln zu vermeiden.
  • Brotkorb, Toaster, Brotbackmaschine sollten nur für glutenfreie Produkte verwendet werden.
  • Lagern Sie Lebensmittel mit und ohne Gluten getrennt voneinander, um Verwechslungen oder Kontaminationen zu vermeiden.
  • Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt, falls die Beschwerden trotz des absoluten Verzichts auf Gluten anhalten oder immer wieder zurückkehren.

Gluten-Intoleranz?

Neben der lebenslang bestehenden Zöliakie gibt es auch noch das Beschwerdebild der Gluten-Intoleranz (manchmal auch Gluten- oder Weizen-Sensitivität genannt).

Die Symptome ähneln denen bei Zöliakie, treten aber nicht bereits im Kindesalter auf. Bei strenger gluten- bzw. weizenfreier Diät kann sich die Intoleranz wieder zurückbilden. Meist dauert das ein bis zwei Jahre. Beim Verdacht wird eine Zöliakie ärztlich ausgeschlossen.