Egal, ob Husten, Schnupfen, Magen-Darm-Probleme oder kleinere Unfälle: Gegen viele Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen. Aber Vorsicht, nicht jede Heilpflanze eignet sich für Kinder.

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Kinder bekommen Erkältungskrankheiten deutlich öfter als Erwachsene. Zehn bis zwölf Infekte pro Jahr sind als Zeichen eines „lernenden Immunsystems” normal. Es muss dennoch kein kleiner Patient leiden. Die Auswahl der geeigneten Heilpflanzen orientiert sich vorrangig am Krankheitsstadium. Zu Beginn eines Infekts kratzt der Hals, und Ihr Kind muss trocken husten. In dieser Phase ist Efeu Mittel der Wahl. Zu empfehlen sind hier Säfte oder Tropfen mit Extrakten der Heilpflanze.

Spitzwegerich mildert trockenen Husten ebenfalls. Damit nicht genug: Eibisch oder Isländisch Moos enthalten Inhaltsstoffe, die sich als schützende Schicht über unsere gereizte Schleimhaut legen. Oft enthalten Präparate mehrere Wirkstoffe, Forscher fanden sogar Hinweise, dass Honig gegen die Beschwerden wirkt.

Im Laufe der Erkrankung geht trockener Husten in die „produktive Form“ über. Jetzt ist das Ziel, mit pflanzlichen Arzneimitteln unseren Körper anzuregen, dünnflüssigen Schleim zu produzieren. Wir scheiden damit verstärkt Krankheitserreger aus. Neben Efeu als „Tausendsassa”, der auch bei trockenem Husten eine Rolle spielt, bewährt sich Thymian. Seine Inhaltsstoffe wirken Studien zufolge gegen Bakterien, aber auch gegen Viren. Süßholzwurzeln oder Blüten der Königskerze unterstützen das Abhusten ebenfalls.

Die Auswahl der geeigneten Heilpflanzen orientiert sich vorrangig am Krankheitsstadium

Apotheker empfehlen oft Kombinationspräparate mit Extrakten mehrerer Pflanzen. Wichtig ist in allen Fällen, viel zu trinken. Hat sich der Hals entzündet, können ältere Kinder mit Salbeitee gurgeln. Auch Lutschtabletten mit Isländisch Moos, Hyaluronsäure oder Eibisch befeuchten den geschundenen Rachen.

Achtung:

Schulkinder schätzen auch duftende Produkte mit Ätherischen Ölen zum Einreiben. Aber: Bei Kleinkindern führen Menthol, Campher und Co. mitunter zum Stimmritzenkrampf oder gar zum Atemstillstand. Für sie sind solche Präparate nicht geeignet.

Magen-Darm-Alarm

Kind Bauchschmerzen - Durchfall kann gefährlich werden. - © Shutterstock
Durchfall kann gefährlich werden. © Shutterstock

Kleine Patienten leiden nicht nur unter Erkältungskrankheiten. Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall stehen auch oft an der Tagesordnung. Bei Bauchschmerzen durch Blähungen wirkt Fenchel Wunder. Kinder mögen den Geschmack in vielen Fällen. Ein Tee aus Heidelbeeren, Tormentillwurzel und Kamillenblüten lindert Durchfälle. Schulkinder können auch echten (schwarzen) Tee bekommen. In allen Fällen schreiben Experten die Wirkung enthaltenen Gerbstoffen zu.

Leiden Schulkinder an Übelkeit oder Erbrechen, lohnt sich ein Versuch mit gesüßtem Ingwertee. Er regt die natürliche Bewegung und die Entleerung des Magens an. Ingwer ist auch eine Alternative zu chemisch-synthetischen Präparaten, sollten kleine Patienten an Reiseübelkeit leiden.

Im Vergleich zu Durchfällen kommen Verstopfungen in jungen Jahren eher selten vor. Tees mit Anis, Fenchel und Kümmel unterstützen die Verdauung, reichen allein aber nicht aus. Vielmehr sollte mit dem Kinderarzt besprochen werden, was zu tun ist. Ballaststoffe und größere Trinkmengen gehören mit dazu.

Achtung:

Abführende Pflanzenteile wie Sennesblätter oder -früchte, die bei Erwachsenen beliebt sind, eignen sich für Kinder nicht zur Selbstmedikation.

Pflanzen wirken Wunder bei Wunden

Je älter unsere Kinder werden, desto mehr ändern sich ihre Beschwerden. Sie erkunden ihre Umgebung zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Kleine Blessuren sind trotz vieler Tränen kein Weltuntergang, sollten aber sachgerecht behandelt werden, inklusive Wunddesinfektion und Pflaster oder Verband. Nach der Erstversorgung kommen Heilpflanzen ins Spiel. Seit Jahrhunderten wissen wir, dass Ringelblumen die Heilung beschleunigen. Mittlerweile gibt es die bekannte Heilpflanze auch als Wundbalsam. Prellungen oder Quetschungen ohne offene Wunde lassen sich gut mit äußerlich anzuwendenden Arnika-Extrakten versorgen.

Ab zum Arzt

Bleibt als Fazit: Eltern lindern mit Heilpflanzen so manches Wehwehchen. In einigen Fällen muss der Weg aber in die Ordination führen. Ein Baby mit starkem Husten, Bauchschmerzen oder Brechdurchfall sollte immer vom Kinderarzt untersucht werden.Bei älteren Sprösslingen gehören hohes oder anhaltendes Fieber, Bauchschmerzen, Atemnot oder pfeifende Geräusche beim Luftholen zu den Warnsymptomen.

Generell sollten Sie darauf achten, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter ausreichend viel trinkt – Mineralwasser, ungesüßte oder schwach gesüßte Tees sind ideal. Bei Kleinkindern ist starker Flüssigkeitsverlust schnell gefährlich. Und hat Ihr Filius oder Ihre Filia nach einem Unfall starke Schmerzen, ist medizinischer Rat ebenfalls erforderlich.

Aus der Natur – aber nicht immer harmlos

Abschließend noch ein Blick auf Erkenntnisse der letzten Jahre. Blüten oder Wurzeln aus der Natur versprechen Hilfe ohne Nebenwirkungen. Das stimmt oft, aber nicht immer. Heute wissen wir, dass früher recht beliebte Heilpflanzen teilweise Giftstoffe enthalten, die unserer Leber schaden. Dazu gehören laut Angaben der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) unter anderem Huflattich, Pestwurz und Beinwell. Und nicht zuletzt sollten Pflanzen bei Kindern mit bekannten Allergien vorsichtig eingesetzt werden.

Hausmittel bei Durchfällen: Karottensuppe

Bereits vor mehr als 100 Jahren entwickelte der Kinderarzt und Ordinarius Dr. Ernst Moro (1874-1951) eine Karottensuppe, die er Kindern mit Durchfall gab. Sein Rezept hat nicht an Bedeutung verloren.

Kochrezept Karottensuppe - © Shutterstock
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Dazu kochen Sie ein halbes Kilo Karotten 60 Minuten lang in Wasser, pürieren das Gemüse, füllen es mit Wasser auf 1 Liter auf und geben 3 Gramm Kochsalz dazu. Gut umrühren und dem Patienten über den Tag verteilt kleine Portionen geben.