Haben Sie Angst vor Menschen, bestimmten Situationen, Krankheiten oder dem Alleinsein? Machen Panikattacken, ständige Angstgefühle oder vielfältige körperliche Symptome Ihnen das Leben zur Qual? Verzweifeln Sie nicht. Es gibt einen Weg zurück zur Lebensfreude.

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Susanne kommt in meine Praxis, weil sie an plötzlich auftretenden Angstattacken mit Herzrasen, Schwindel, Zittern und Übelkeit leidet. Hanna fürchtet sich vor Spinnen, und Georg meidet enge Räume. Iris geht nicht über weite Plätze, Konrad leidet an Höhenangst, und Lea schafft es nicht, vor einer Gruppe zu sprechen. Marina hat große Angst, an Krebs zu erkranken, obwohl sie völlig gesund ist. Und Gertrud kann in letzter Zeit die Wohnung ohne Begleitung nicht mehr verlassen. Sie fürchtet, draußen eine Panikattacke zu bekommen und hat damit eine „Angst vor der Angst“ entwickelt. Die Liste der Ängste ist lang. So fürchten sich manche vor Bakterien, Spritzen, dem anderen Geschlecht, Beziehungen, dem Fliegen, Blut, Liften, bestimmten Tieren, davor in Ohnmacht zu fallen, dem Sterben und 100 anderen Dingen mehr.

Viele entwickeln neben den Ängsten auch eine Panikstörung. Diese Attacken treten meist plötzlich auf, sind von heftigen körperlichen Symptomen, dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und Todesangst begleitet. Jeder 5. Österreicher ist mehr oder weniger davon betroffen. Das medizinische Fachblatt „The Lancet“ nennt weltweit 374 Millionen Menschen mit einer Panikstörung.

Ich verstehe Angst und Panik gut, weil ich nicht nur Psychologin, sondern auch Betroffene bin.

Unabhängig davon, auf welche Art Ihre besondere Angst entstanden ist: Der Weg zur Heilung ist immer der gleiche:

Das „Ängste besiegen“–Programm


Lieben Sie sich selbst
Selbstliebe hilft Ihnen, sich mit Wärme zu betrachten. Sie gibt Ihnen Kraft, Geborgenheit und Trost – und verhindert, dass Sie abwertend und grausam mit sich umgehen.

Die Kraft der stärkenden Gedanken
Wenn Sie an Ängsten leiden, wissen Sie nur zu gut, welche große Rolle das Denken dabei spielt. Selbst wenn die Angst gerade vorüber ist, denken Sie nach, wann sie wohl wiederkehrt. Es geht also nicht nur darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen, sondern auch Überzeugungen zu finden, die Sie mutiger und stärker machen. Forschungen zeigen, dass positive Gedanken nicht nur eine bessere Stimmung hervorrufen, sondern sogar bis auf die Zellebene körperliche Veränderungen bewirken können.

Die Kindheit ist kein Käfig – flieg!
Schmerzen, die Sie in der Kindheit erleiden mussten, beeinflussen meist auch das spätere Leben. Trotzdem haben Sie heute andere Möglichkeiten, mit Leid umzugehen, als damals. Mit ein wenig Mut können Sie diesen alten „Käfig“ verlassen.

Hinter Angst steht Wut, hinter Wut Schmerz
Wenn Sie große Ängste haben, können Sie davon ausgehen, dass dahinter auch ein Fass voll Wut darauf wartet, von Ihnen akzeptiert zu werden. Die Ursache beider Gefühle ist Schmerz, der Ihnen einmal zugefügt wurde.

Beantworten Sie wichtige Fragen
Fragen Sie sich, am besten mit profesioneller Hilfe: Haben Sie auf seltsame Weise das Gefühl, Sie müssen leiden? Wollen Sie durch Ihr Leid jemanden „bestrafen“? Möchten Sie gar nicht „erwachsen“ werden?

Klären Sie Ihre Einstellung zum Tod
Jede Angst lässt sich auf die Furcht vor der eigenen Auslöschung zurückführen. Deshalb ist es wichtig, eine versöhnliche Haltung zum Phänomen des Todes zu entwickeln. Dafür gibt es kein allgemein gültiges Patentrezept. Finden Sie also Ihren persönlichen Weg.

Weitere Maßnahmen

  • Lernen Sie Atemübungen und Entspannungsmethoden.
  • Suchen Sie eine Bewegungsform, die Freude macht.
  • Lassen Sie ein großes Blutbild machen (Vitamin D, Vitamin B12, Hormonstatus, Schilddrüse, Allergien).
  • Leben Sie in einem Rhythmus, der Sie nicht ständig überfordert.
  • Intensivieren Sie den Kontakt zu Menschen, die Ihnen gut tun und verringern Sie den zu „Energieräubern“.

Es kann nötig sein, pflanzliche Beruhigungsmittel oder auch Psychopharmaka einzunehmen. Sprechen Sie darüber mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Wichtig: Tabletten sind manchmal eine absolut notwendige Unterstützung, aber keine Lösung Ihrer Probleme. Machen Sie also parallel dazu auch eine Psychotherapie. Das ist keine Schande, sondern ein Akt der Selbstliebe!

SOS-Tipps

Notfallhilfe bei Panikattacken

  • Atmen Sie ein und zählen Sie innerlich bis vier.
  • Halten Sie nun die Luft an und zählen ebenfalls bis vier.
  • Atmen Sie aus und zählen Sie bis acht. Öffnen Sie dabei den Mund und geben Sie den Laut „Sch“ von sich. Wiederholen Sie das Ganze, bis Sie ruhiger werden.

Noch etwas: Menschen, die mit Ängsten zu kämpfen haben, zählen für mich zu den stärksten und kraftvollsten, die ich kenne. Viel Erfolg! Schreiben Sie mir unter info@standenat.at

Text von Mag. Sabine Standenat, Klinische Psychologin