Warum in den trüben Monaten oftmals auch die Seele einen Grauschleier trägt, und wie man diesen wieder loswird.

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Ständig müde, energie- und kraftlos, die Organisation des Alltags fällt schwer, dazu kommen Gereiztheit und vermehrter Appetit auf Süßes. Kurz gesagt: Die Stimmung ist im Keller, und man möchte sich am liebsten den ganzen Tag im Bett verkriechen. Oder vielleicht besser noch einen Winterschlaf halten und so den tristen, grauen Monaten der kalten Jahreszeit entgehen. Wer sich in dieser Beschreibung wiederfindet, leidet höchstwahrscheinlich an einer Herbst-Winter-Depression, einer saisonal abhängigen Depression (SAD).

Wie der Name schon sagt, tritt eine Herbst-Winter-Depression in der düsteren, dunklen Jahreszeit auf. Früher war nur von Winterdepression die Rede, weil die ersten Symptome jedoch schon früher beginnen können, spricht man heute von einer Herbst-Winter-Depression. So kann es schon Ende September zu einem Stimmungsabfall kommen, der sich über die Monate von Oktober bis Jänner weiter verstärkt.

Die Betroffenen leiden – wie eingangs erwähnt – an Müdigkeit, Antriebslosigkeit, einem vermehrten Schlafbedürfnis, gesteigertem Appetit, und nicht zu vergessen, an gedämpfter Stimmung. Im März, wenn die Tage länger werden und der Frühling den Winter ablöst, verschwinden die Symptome wieder.

Die Ursachen für eine Herbst-Winter-Depression:

„Reiß dich zusammen.“ Ein Satz, den die rund 200.000 Betroffenen in Österreich wahrscheinlich oft zu hören bekommen und der mit Sicherheit nicht hilfreich ist. Wissenschaftlich belegt ist, dass Lichtmangel die Hauptursache für eine Winterdepression ist. Die kürzeren Tage und langen Nächte verändern unseren zirkadianen Rhythmus, der unsere biologischen Körperfunktionen regelt. Auch der Schlaf-Wach-Rhythmus wird so gesteuert. Bei empfindlichen Menschen kann dieser Rhythmus in der dunklen Jahreszeit aus dem Gleichgewicht kommen.

Die Folge: Das Schlafhormon Melatonin wird länger ausgeschüttet, da das Tageslicht morgens zu schwach ist, um dem Körper zu signalisieren, dass die Produktion gestoppt werden kann. Das Hormon Melatonin meldet also weiterhin an das Gehirn, dass Schlaf angesagt ist, was die Müdigkeit tagsüber erklärt. Mit dem Tageslicht wird in der Regel auch die Produktion unseres Glückshormons Serotonin angekurbelt.

Bei einem Mangel an Tageslicht ist also das Melatonin erhöht und das Serotonin erniedrigt. Dies erklärt den Heißhunger auf Süßes, denn Zucker fördert die Glückshormonproduktion im Gehirn. Dieser gesteigerte Appetit ist übrigens ein Symptom, das nur bei einer Winterdepression auftritt. Bei einer normalen Depression ist das Gegenteil der Fall.

Was kann man gegen eine Winterdepression tun?

  • Lichttherapie Die Lichttherapie ist mittlerweile medizinisch anerkannt und gilt als bestes Mittel zur Behandlung einer Herbst-Winter-Depression. Dabei kommt eine spezielle Tageslichtlampe zum Einsatz, die weißes Licht ohne UV-Strahlen abgibt. Damit eine Wirkung erzielt wird, sollte die Stärke mindestens 10.000 Lux betragen. Die Anwendungsdauer beträgt 30 Minuten pro Tag.
  • Ein gesunder Lebensstil Ein weiterer Faktor, der bei einer Herbst-Winter-Depression eine Rolle spielt, ist mangelnde Bewegung. Daher ist es besonders wichtig, sich auch in der kalten Jahreszeit möglichst viel an der frischen Luft zu bewegen. Auch eine ungesunde Ernährung sowie ein Mangel an Vitamin D – dieser ist wiederum durch das fehlende Sonnenlicht bedingt – zählen zu den einflussreichen Faktoren.
  • Dinge, die die Seele streicheln Auch Dinge, die einem Spaß machen und zur Entspannung beitragen, sind hilfreich – sei es ein gutes Buch zu lesen, Musik zu hören, in die Sauna zu gehen oder durch ätherische Öle die Wohnung zum Duften zu bringen. Alles was gut tut, wirkt sich positiv auf die Stimmung aus.
  • Und vor allem: Sprechen Sie darüber Auch wenn es vielleicht schwerfällt, reden Sie mit einer Vertrauensperson darüber. Familie oder Freunde können aktiv unter­stützen: Sei es, um gemeinsam einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen oder das Lieblingsgericht zu kochen.
  • Wenn nichts hilft: Medikamentöse Behandlung Bei einer schweren Winterdepression kann der Einsatz von Antidepressiva sinnvoll sein. Hier kommen besonders Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zum Einsatz. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.

Autorin: Mag. Natascha Marakovits