Vielen mögen Fragen rund um das Urogenitalsystem peinlich sein, doch kann es mitunter recht hilfreich sein, wenn man einige Fakten zu Blase, Harnwegen, Prostata und Co. kennt – so manche Erkrankung lässt sich nämlich vermeiden.

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Unter dem Begriff Urogenitaltrakt werden die Geschlechts- und Harnorgane bei Frau und Mann zusammengefasst. Bei den ersteren handelt es sich sowohl um äußere als auch innere Geschlechtsorgane, und bei letzteren sind Niere, Harnblase, Harnröhre und Harnleiter gemeint.

Wichtig ist, das gesamte System im Auge zu behalten, da beispielsweise eine Infektion leicht auf benachbarte Organe übergreifen kann. Eines dieser Beispiele ist die allseits bekannte Blasenentzündung.

Wissenswertes: Zahlen und Fakten

  • Rund jede zweite Frau macht in ihrem Leben mindestens eine Blasenentzündung durch. Generell sind Frauen 4 x häufiger betroffen als Männer.
  • Die Blase hat ein maximales Fassungsvermögen von 900 bis 1.500 Milliliter. Harndrang verspürt man schon meist ab einer Füllmenge von 200 bis 500 ml.
  • Bis zu 90 Prozent der Männer ab 80 Jahren haben eine vergrößerte Prostata.
  • Der pH-Wert einer gesunden Scheidenflora liegt zwischen 4,2 und 5.

Blasenentzündung bei Frau und Mann

Hauptauslöser einer Blasenentzündung sind E.coli-Bakterien, die sich vor allem im Darm befinden. Anatomisch bedingt haben es die Bakterien bei Frauen recht einfach: Im Vergleich zu Männern ist ihre Harnröhre kürzer, wodurch Bakterien schneller in die Blase vordringen können. Zu unterscheiden ist eine unkomplizierte von einer komplizierten Blasenentzündung, wobei bei letzterer die Infektion bis in die oberen Harnwege aufsteigt und letztlich auch die Nieren erreichen kann. Dies kann zusätzlich zu einer Nierenbeckenentzündung – und im schlimmsten Fall zu einer Sepsis – führen. Sollte die Infektion bei Schwangeren, Kindern oder Männern auftreten, ist jedenfalls angeraten, einen Arzt zu konsultieren.

Was hilft im Akutfall?

Eine gesunde Blasenschleimhaut kann ein gewisses Maß an Bakterien gut bewältigen. Kommt es jedoch zu einer schlagartigen Vermehrung aufgrund einer verminderten Immunantwort, so kann dies in weiterer Folge zu einer Infektion führen.

D-Mannose ist ein Einfachzucker und eng verwandt mit der Glucose. Im Unterschied zu dieser wird D-Mannose jedoch nicht verstoffwechselt. Führt man dem eigenen Körper nun D-Mannose zu, so wird diese unverändert durch den Körper transportiert, bis sie in der Blase angekommen ist. Vorhandene Bakterien stürzen sich auf den Einfachzucker, der nun frei im Urin vorkommt und mit einem erhöhten Trinkvolumen einfach aus dem Körper ausgespült werden kann. Die D-Mannose wirkt also wie eine Art Magnet für E.coli-Bakterien und kann sowohl zur Vorbeugung als auch bei akuten Blasenentzündungen eingesetzt werden.

Die großfruchtige Moosbeere – besser bekannt unter dem Namen Cranberry – erfreut sich in der Behandlung sowie zur Vorbeugung einer Zystitis großer Beliebtheit. Ihre Inhaltsstoffe wirken antioxidativ und antibakteriell, indem sie unter anderem die Anhaftung von Bakterien an die Schleimhäute des Harntraktes unterbinden.

Die selbstregulierende Scheidenflora

Die Scheide ist ein Organ, welches keinerlei besonderer Reinigung bedarf, denn sie säubert sich durch ihre biologischen Vorgänge selbst. Ein Übermaß an Hygiene hat sogar schwerwiegende Folgen. In der gesunden Scheidenflora befinden sich Bakterien, die das Milieu regulieren. Diese Milchsäurebakterien wandeln vorhandenen Zucker in Milchsäure um und senken somit den pH-Wert in der Vagina. Ein saures Milieu hat einen bedeutenden Schutzfaktor, denn potenzielle Krankheitserreger können in einer sauren Umgebung weniger gut gedeihen. So liegt der pH-Wert einer gesunden Scheidenflora zwischen 4,2 und 5.

Durch zu intensive Reinigung wird Zucker aus der Scheide herausgespült, und die Laktobazillen gehen zugrunde, da ihnen die Lebensbedingungen entzogen werden. Somit wird auch die Milchsäurebildung unterbunden – und in weiterer Folge wird der chemische Schutzwall in der Scheide zerstört.

Dem Eindringen krankheitserregender Keime sind nun Tür und Tor geöffnet. Es entsteht ein Teufelskreis: Körperfremde Bakterien können eine Entzündung der Scheidenschleimhaut verursachen, die mit stärkerem Ausfluss verbunden ist. Unbehandelt ist man geneigt, seine Intimpflege noch intensiver zu vollziehen.

Umgekehrt kann eine mangelnde Hygiene ebenfalls zu Infektionen führen, da so auch Bakterien leichter aus dem Darm in die Scheide eindringen können.

Tipps für die Intimpflege:

  • Der Körper und seine Schleimhäute bieten im Normalfall einen ausreichenden Schutz gegen aller­hand Eindringlinge. Zu wenig, aber vor allem auch zu über­triebene Hygiene kann zu einem Ausfall der schützenden Schleimhäute führen. Wer eine Waschlotion verwenden möchte, sollte auf die Eignung für den Intimbereich achten.
  • Toilettenpapier immer von vorne nach hinten führen, um Darmbakterien nicht zur Harnröhre zu führen.
  • Viel trinken! Nur ausreichend Flüssigkeit ermöglicht ein Aus­spülen körperfremder Stoffe.
  • Den Unterleib nicht auskühlen lassen; nur an gut durchbluteten Körperstellen kann das Immunsystem auch effizient arbeiten.
  • Keine zu eng anliegende Unterwäsche tragen, die einen Transport von Darmbakterien zur Scheide ermöglichen (Stichwort Stringtanga).

Infektionen der Scheide

Eine Infektion mit einem Scheidenpilz ist nicht nur äußerst unangenehm, sie ist zudem auch noch ansteckend. Eine Arzneimitteltherapie kann Auslöser sein, jedoch auch falsche Kleidung, ein Übermaß an Zucker, aber auch ein hormonelles Ungleichgewicht oder eine Erkrankung wie Diabetes.

Vorab sollten die möglichen Ursachen abgeklärt und wenn möglich beseitigt werden. In weiterer Folge sind in der Apotheke verschiedene Cremes und Vaginaltabletten gegen eine Pilzinfektion erhältlich. Ihr Apotheker steht Ihnen in jedem Fall mit Rat zur Seite.

Kommt es zu einer bakteriellen Vaginose – verursacht durch Gardnerella vaginalis –, so äußert sich diese oftmals mittels unangenehmen, fischartigen Geruchs. In den meisten Fällen ist zur Behandlung ein Antibiotikum notwendig – ein Arzt sollte deshalb unmittelbar aufgesucht werden.

Die Folgen einer vergrößerten Prostata

Mann beim Arzt_Niere_shutterstock_1627486546 - Bei Problemen mit der Blase, Prostata oder Erektion geht Mann am besten zum Urologen.
Bei Problemen mit der Blase, Prostata oder Erektion geht Mann am besten zum Urologen.

Blase und Prostata sind für die männliche Lebensqualität entscheidend. Wird die Blase befüllt und bildet sich ein Volumen von 250 bis 300 ml, so wird die Blasenwand gedehnt, und die darin enthaltenen Nervenzellen senden an das Gehirn das Signal, dass sich der Harnblasenschließmuskel öffnen muss, damit Urin abgelassen werden kann. Jedoch kommt es nicht selten zu einer Blasenentleerungs­störung, wobei diese von Harnverhalt, über Nachträufeln bis hin zu ungewolltem Harnverlust reichen kann. Beim Harnverhalt wird das Abfließen des Harns mechanisch gehindert.

Prostatahyperplasie kann eine der Ursachen hierfür sein. Vermehren sich die ansonsten unauffälligen Zellen der Vorsteherdrüse (= Prostata), so kann das neu entstandene Volumen die Harnröhre quetschen, und der Entleerungsdruck der Harnblase ist nicht mehr ausreichend für eine vollständige Blasenentleerung
(benigne Prostataobstruktion). Dieser immer höher werdende Druck in der Blase kann sehr schmerzhaft werden und zu Folgeerkrankungen wie einer Balkenblase führen. Hierbei verdickt sich das Gewebe, und die Blase ist nicht mehr vollständig kontraktionsfähig. Des Weiteren führt der stets hohe Druck zu einer Überlastung des Blasenschließmuskels – und die Blase fängt an, zu tropfen.

Eine weitere Ursache für einen Harnverhalt können Harnsteine, also kristalline Ablagerungen in den Harnwegen, sein. Diese können aus verschiedensten Gründen entstehen, wie zum Beispiel als Folge einer Nierenentzündung oder durch übermäßigen Genuss von Oxalsäure in bestimmten Lebensmitteln – Stichwort: Schokolade!

Bleibt der Urin länger in der Blase, so begünstigt dieser Umstand die Ausbildung einer Blasenentzündung. Der Urologe kann die Prostata untersuchen, indem er eine mögliche Vergrößerung rektal ertastet. Jedoch kann so nicht unterschieden werden, ob es sich um eine gutartige Vergrößerung handelt, oder ob das Gewebe aufgrund eines bösartigen Tumors an Volumen gewonnen hat. Hierzu gibt nur eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie eine aussagekräftige Antwort.