Risikofaktoren, Ablauf der Therapie und Tipps zur Selbsthilfe.

Artikel drucken

Heute ist die als „Zipperlein“ bezeichnete Krankheit in den westlichen Industrienationen weit verbreitet. Ausgangspunkt ist ein hoher Harnsäurespiegel.

Harnsäure ist in unserem Stoffwechselgeschehen eigentlich ganz normal: Sie ist ein Abbauprodukt von bestimmten Eiweißstoffen, den so genannten Purinen. Der Körper produziert täglich etwa 360 mg Harnsäure, zusätzlich führen wir durch purinreiche Nahrungsmittel noch mehr Harnsäure zu.

Ist das Gleichgewicht zwischen der Produktion bzw. Zufuhr von Harnsäure und deren Ausscheidung nicht mehr gegeben, kommt es zu einem Überangebot an Harnsäure im Blut. Sie lagert sich in Form scharfkantiger Kristalle im Gewebe und in bestimmten Gelenken ab.

Gut zu wissen:

  • Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die von einem Zuviel an Harnsäure hervorgerufen wird. Die Folge sind geschwollene und entzündete Gelenke. Sehr häufig ist das Großzehengrundgelenk betroffen.
  • Ein Gichtanfall macht sich mit massiven Schmerzen mit Rötung, Schwellung und Überwärmung bemerkbar. Zudem ist das Gelenk äußerst berührungsempfindlich.
  • In 75 Prozent aller Fälle ist das Großzehengrundgelenk betroffen, manchmal auch Kniegelenk, Fingergelenke etc.
  • Wird die Erkrankung nicht entsprechend behandelt und die Lebensweise angepasst, können chronische Schmerzen die Folge sein.
  • Bei der primären Gicht ist die Ursache eine genetisch verminderte Harnsäureausscheidung. Hier ist ein Gichtanfall meist auf einen Ernährungsfehler zurückzuführen (zum Beispiel rund um Weihnachten).
  • Bei der sekundären Form der Gicht ist die Krankheit nicht angeboren, sondern wird durch andere Erkrankungen oder Störungen verursacht.

Das kann einen Gichtanfall begünstigen:

Einige Risikofaktoren sind „hausgemacht“ – nicht selten treten die Beschwerden nach einem üppigen Mahl und reichlich Alkoholkonsum auf, – andere kann man leider nicht beeinflussen:

  • Die Ernährung: Rotes Fleisch wie Rind, Schwein, Lamm und Innereien, aber auch Meeresfrüchte, Alkohol, Fertigsuppen und -soßen, Rindsuppenwürfel und Fruchtzucker können den Harnsäurespiegel und damit das Gichtrisiko erhöhen. Kurz gesagt: Man sollte alle Lebensmittel, die viel Purin enthalten, reduzieren.
  • Übergewicht kann Gicht begünstigen.
  • Vererbung bzw. eine Veranlagung zu erhöhten Harnsäurespiegeln.
  • Das Alter: Die Gefahr für Gicht steigt im Laufe des Lebens an.
  • Das Geschlecht: Männer sind 20-mal häufiger betroffen als Frauen.

Gicht-Therapie auf einen Blick:

  1. entzündungshemmende Schmerztherapie
  2. Lebensstilmaßnahmen
  3. eventuell harnsäuresenkende Medikamente

Was darf man essen?

Empfehlenswert sind ein bis zweimal die Woche Fisch, Gemüse jeder Art, fettarme Milch(-produkte) und Vitamin C. Letzteres fördert die Harnsäureausscheidung. Auch der Genuss von Kaffee kann den Harnsäurespiegel senken. Mehr zum Thema „Ernährung bei Gicht“ in diesem Beitrag.

So bekommt man die Gicht in den Griff:

  • Nach der Schilderung und Lokalisation der Schmerzen wird meist eine Laboruntersuchung angeordnet. Dabei wird vor allem auf den Harnsäurespiegel, Leukozyten und CRP (C-reaktives Protein) geachtet. Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall können zur Abklärung herangezogen werden.
  • Die Therapie eines akuten Gichtanfalls besteht immer aus einer Kombination von Medikamenten und Lebensstilmaßnahmen. Behandelt wird meist mit abschwellenden, entzündungshemmenden NSARs (nicht-steroidale Antirheumatika), kombiniert mit einem Magenschutzpräparat.
  • Wichtig ist, dass das betroffene Gelenk hochgelagert und geschont wird. Außerdem: viel trinken (zwei bis drei Liter am Tag). Durch die Flüssigkeit kann die kristallisierte Harnsäure aufgelöst werden.
  • Bei Übergewicht ist eine langsame (!) Gewichtsreduktion ratsam – keine Radikalkuren.
  • Bewegen Sie sich zwei- bis dreimal die Woche und achten Sie auf Ihre Ernährung. Bei chronischer Gicht können zusätzlich harnsäuresenkende Medikamente (Xanthinoxidasehemmer) eingesetzt werden.