Was Sie bei Windeldermatitis, Durchfall, Kopfschmerz oder Fieber zuhause haben sollten – mit vielen Anwendungstipps

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Praktisch in jedem Haushalt werden – mehr oder weniger geordnet – Arzneimittel aufbewahrt. Entweder sind es Reste von ursprünglich ärztlich verschriebenen Medikamenten oder in der Apotheke selbst gekaufte für einzelne, wiederkehrende Anlässe. Trennen Sie auf jeden Fall jene für Kinder von den übrigen, damit es zu keiner Verwechslung kommt. Denn von zahlreichen bekannten Markenpräparaten gibt es mehrere Formen für Erwachsene und Kinder.

Grundsätzlich gilt, dass bei Säuglingen eine Selbstbehandlung auf einige wenige Fälle beschränkt sein soll wie zum Beispiel Kümmelöl-Einreibungen und Fencheltee bei schmerzhaften Blähungen oder Zinkpaste bei Windelausschlag. Zu groß sind die entwicklungsmäßigen Unterschiede zwischen sehr kleinen Kindern und Erwachsenen und zu problematisch wäre es, sich nur auf die Eigenbeurteilung zu verlassen.

Kinder schlucken nur ungern Medikamente

Zu schluckende feste Arzneimittel stoßen bei Kindern oft auf Ablehnung. Kleine Kinder schaffen es außerdem nicht zur Einnahme größere Flüssigkeitsmengen zu trinken.

Ein Trick dazu: Man gießt die erforderlichen 75 bis 100 ml Wasser in ein breites Glas statt in ein hohes. Optisch wirkt dieselbe Menge im breiten Glas weniger. Im Krankenhaus setzen die Ärzte in dieser Altersgruppe daher lieber auf parenterale Gaben (Infusionen); außerdem kann man in manchen Fällen auf flüssige, orale Darreichungen ausweichen.

Zäpfchen und Miniklistiere

Tipps für die Handhabung von Zäpfchen, auch Suppositorien genannt:

  • Zäpfchen soll man prinzipiell nicht teilen, weil die mechanische Belastbarkeit dadurch vermindert wird.
  • Bei nur kurzfristiger Erwärmung mit Verflüssigung in der Sichtverpackung kann es in kaltes Wasser oder in den Kühlschrank gelegt werden, aber keinesfalls ins Tiefkühlfach. Ein zu rasches Erstarren der Zäpfchenmasse kann Haarrisse provozieren und das Zäpfchen brüchig machen.
  • Zäpfchen auf Macrogolbasis schmelzen bei Körpertemperatur nicht, sondern lösen sich in der Rektumflüssigkeit auf. Wenn man sie vor Gebrauch mit Wasser befeuchtet, wird das Einführen erleichtert und der Auflösungsvorgang beschleunigt.
  • Torpedogeformte Zäpfchen werden viel seltener aus dem Analkanal gedrückt, wenn man sie mit der stumpfen Seite voraus einschiebt. Selbst bei unkooperativen Kindern mit angespanntem Schließmuskel funktioniert das. Dem Schließmuskel wird durch die spitze Form ein geringerer Angriffspunkt geboten und wenn er sich anspannen sollte, »schubst« er das Zäpfchen nur tiefer in den Analkanal.

Salben, Cremen und Pasten

Kinderhaut ist nur wenig verhornt und schützt in viel geringerem Ausmaß vor Fremdstoffen als jene von Erwachsenen. Kinder reagieren daher rascher mit einer Hautirritation.

Was ist dermatologisch zu bedenken?

  • Frühgeborene sind am empfindlichsten, denn sie verfügen über eine Oberhaut von nur ein bis zwei Zellschichten.
  • Kortikosteroide in lokaler Form, wie sie bei ekzematösen Hauterkrankungen zum Einsatz kommen, lösen bei Kindern viel früher als bei Erwachsenen Nebenwirkungen aus und sind daher streng nach Angaben des Kinderarztes anzuwenden.
  • Zudem sind die Talg- und Schweißdrüsen nicht vollständig entwickelt. Die Haut trocknet schnell aus und reagiert stark auf Temperaturschwankungen. Auch sind der Säureschutzmantel und damit der physiologische Infektionsschutz noch nicht so stark ausgeprägt. Die Haut kann sich deshalb schneller entzünden. Wegen der unterschiedlichen Barrierefunktion der unreifen kindlichen Haut kann sie nicht als Aufnahmeort für Arzneimittel, die über die Haut aufgenommen werden, benützt werden. Bei zahlreichen kindlichen Hauterkrankungen ist sie aber das Zielorgan.

Ausstattung einer Hausapotheke für Säuglinge und Kleinkinder:

  • Medikamente gegen Zahnungsschmerzen
  • Cremen/Salben als Hautschutz im Windelbereich
  • Fieber: Zäpfchen oder Saft in altersgerechter Dosierung
  • Schnupfen: Kochsalz-Nasenspray
  • Für Säuglinge geeigneter Erkältungsbalsam
  • Gegen Blähungen: Entschäumer
  • Notfallmedikamente bei Vergiftungen: Aktivkohle/Entschäumer (nur nach telefonischer Bestätigung durch den Giftnotruf/Arzt)
  • Individuelle Medikamente

Die Hausapotheke für häufige Kinderkrankheiten

Kind Medizin - © Shutterstock
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Windeldermatitis

Im frühen Säuglingsalter neigt die Haut durch den wiederholten, beziehungsweise zu langen Kontakt mit Stuhl und Urin, aber auch infolge von Wärmestau in der Kleidung, zu Reizung und Entzündung, bekannt als „Windelausschlag“.

Insbesondere der Ammoniak im Stuhl ist schädlich, weil er den natürlichen Säureschutzmantel der Haut außer Kraft setzt. Der Ausschlag beginnt als scharf begrenzte Zone im Analbereich und breitet sich dann mit kleinen Knötchen, Hautschuppen, Bläschenbildung oder einer ödematösen Schwellung weiter aus. Es kommt zur Hautschädigung mit begleitenden Schmerzen beim Windelwechsel.

Darüber hinaus droht eine Besiedelung mit Hefepilzen (Candida-Infektion) oder eine bakterielle Infektion. Ärztliche Diagnostik und die Verordnung von Antibiotika und Pilzmittel sind dann notwendig.

Eine einfache Windeldermatitis kann vorbeugend vermieden oder durch Selbsthilfemaßnahmen zum Abklingen gebracht werden. Sechs allgemeine Regeln gibt es dazu:

  1. Vermeidung von mechanischer, thermischer und feuchtigkeitsbedingter Belastung der Babyhaut.
  2. Mindestens sechs Mal täglich die Windel wechseln. Nur saugfähige, luftdurchlässige Windeln verwenden.
  3. Die Reinigung der Babyhaut mit klarem Wasser – auch mit Zusatz von speziellen Waschzusätzen vornehmen, danach beim Trocknen nicht rubbeln, sondern tupfen, oder eventuell einen Fön verwenden (auf ausreichend Abstand achten).
  4. Bei der ersten Rötung noch öfter die Windeln wechseln, insbesondere nach jedem Stuhlgang.
  5. Kamillenbäder beruhigen die Haut; Verwenden Sie keine Babypuder, denn sie können verklumpen und die Haut aufscheuern.
  6. Zuckerarme Ernährung senkt den pH-Wert von Stuhl und Urin und wirkt sich vorbeugend aus.

Geeignete Pflegepräparate auf der Basis von Emulsionen und Pasten und die Beratung dazu erhalten Sie bei Ihrem Apotheker, Badelösungen auf der Basis von Kamille und Gerbstoffen ebenfalls oder Sie bereiten sich einen Teeauszug selbst zu.

Durchfall

Nicht der Durchfall an sich, sondern das „Austrocknen“ ist die eigentliche Gefahr. Bei Säuglingen und Kleinkindern wird der Verlust von Wasser und Elektrolyten sehr rasch lebensgefährlich, denn der Anteil von Wasser am Körpergewicht ist in diesem Alter sehr hoch.

Bei äußeren Anzeichen eines Flüssigkeitsverlustes (Dehydratation) mit extremem Durst, blassem Gesicht, Stehenbleiben der Hautfalte nach dem Zusammenschieben der Bauchhaut und rasche Gewichtsabnahme soll zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Arzt oder die nächste Ambulanz aufgesucht werden.

Erst ab einem Alter von etwa drei Jahren ist der Flüssigkeitshaushalt soweit stabilisiert, dass ein akuter Durchfall zwar die Befindlichkeit einschränkt, aber normalerweise komplikationslos innerhalb weniger Tage von alleine abklingt.

Probiotika zur Regeneration

Zur Regeneration der Darmflora kommen Probiotika seit längerem zum Einsatz. Die Linderung und Verkürzung von Rotavirusbedingtem akuten Durchfall (Diarrhöen) bei Kindern gilt heute als der am besten dokumentierte probiotische Effekt.

Ebensolche Sicherheit besteht darüber, dass die Rotavirus-Impfung den Ausbruch einer kindlichen Rotaviren-Darminfektion verhindern kann. Manche Kapselpräparate enthalten vorteilhafterweise so genannte magensaftresistente Pellets, eine besondere Arzneiform. Man kann den Kapselinhalt unbeschadet ausleeren und ihn unauffällig der Nahrung zumischen. Fragen Sie dazu Ihren Apotheker.

Kopfschmerzen, Migräne und Fieber

Zum Glück sind kindliche Schmerzzustände meist harmloser Natur. Die beiden Wirkstoffe „Paracetamol“ und „Ibuprofen“ sind – sofern in rezeptfreier Form – zur Selbstbehandlung durch die Eltern geeignet. Auswahlkriterien sind die Wirkstoffeigenschaften:

  • Vorteile von Paracetamol: Zugelassen auch für Säuglinge unter sechs Monaten, alle nötigen Arzneiformen wie Säfte, Tropfen etc. sind im Handel.
  • Nachteile von Paracetamol: Mäßige Dosis-/Wirkungsbeziehung, Überdosierung kann gefährlich werden, die kurze Wirkdauer erfordert eine 4 x tägliche Gabe.
  • Vorteile von Ibuprofen: Gute Schmerzstillung, selbst bei irrtümlicher Überdosierung noch nicht schädlich, mit acht Stunden lange Wirkdauer, daher 3 x tägliche Einnahme ausreichend.
  • Nachteile von Ibuprofen: Erst ab dem sechsten Lebensmonat einsetzbar, nicht bei Nierenschäden.

Kinder unter sechs Jahren leiden meist an nur kurzen Migräneattacken, die man auch nicht-medikamentös beherrschen kann, zum Beispiel mit Ruhe, einem abgedunkelten Raum usw.

Ältere Kinder soll man analgetisch (schmerzlindernd) behandeln und zwar in jener Dosierung, die der nächsten Altersstufe entspricht, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Eine Einnahme möglichst in der Frühphase einer Attacke trägt ebenfalls dazu bei.