Die Vaginalschleimhaut ist trotz ihrer geringen Fläche von 100 bis 150 Quadrat­zentimetern ein geeignetes Aufnahmeorgan für bestimmte Arzneimittel. Welche Vorteile diese Darreichungsform hat und worauf es bei der Anwendung ankommt, lesen Sie hier.

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Die Vaginalschleimhaut ist dicht von Blut- und Lymphgefäßen durchzogen. Außerdem führen die Venen des Gebärmutter-Vaginaltrakts direkt in die Zirkulation des Bauchraumes (ohne Umweg über die Leber). Daher können verschiedene zur lokalen Therapie verabreichte Stoffe wie Estrogene oder Jod-PVP auch systemisch wirksam werden.

Damit sich die Wirkstoffe gut auf der Schleimhaut verteilen können, sollten Vaginalia möglichst tief bis in das hintere Scheidengewölbe geschoben werden.

Flüssige Zubereitungen

Reinigende, desinfizierende und/oder entzündungshemmende Vaginalflüssigkeiten werden je nach Präparat in unterschiedlichen Dosen von 2 bis 250 ml angewandt. Eine 2-ml-Dosis wird einem Mehrdosenbehältnis mit einer Dosierpumpe entnommen, größere Mengen wendet man mit Quetsch- beziehungsweise Faltenbalgflaschen an. Die Präparate verfügen über einen Vaginalapplikator.

Die Anwendung ist im Liegen (mit Unterlage) oder Sitzen (Toilette, Bidet) möglich, wobei der Applikator tief eingeführt werden sollte.

Wirkstoffhaltige Lösungen sollten einige Minuten in der Scheide verbleiben.

Unmittelbar nach der Verabreichung sollte kein Tampon eingeführt werden.

Nach der Anwendung werden Applikatoren zur Mehrfachverwendung sowohl äußerlich als auch innerlich gründlich gespült.

Gut zu wissen:

  • Zum Herausnehmen des Applikators aus der Scheide darf nicht an dessen Kolben gezogen werden, da sonst das Gel teilweise in den Zylinder der Einführhilfe zurückgesaugt werden kann.
  • Einführhilfen für streichfähige Vaginalia dürfen von schwangeren Patientinnen nicht bzw. nur nach ausdrücklicher ärztlicher Anweisung benutzt werden.

Vaginalgele und -cremes

Vaginalgele und -cremes zählen zu den halbfesten Zubereitungen und werden zur Behandlung sowohl des äußeren Intimbereichs als auch der Vaginalschleimhaut eingesetzt. Die Präparate sind in Einzeldosen- oder Mehrdosenverpackungen erhältlich.

Bei den Behältern mit einer Einzeldosis handelt es sich um quetschbare Behältnisse mit Applikatorrohr. Bei den meisten Präparaten wird die Einmaltube während des Entleerens langsam aus der Scheide gezogen, um eine gute Verteilung zu erzielen. Einfache Applikatorrohre sind in der Regel zur mehrfachen Verwendung bestimmt.

Die Applikatoren werden in Rückenlage oder im Stehen – wie beim Einführen eines Tampons – eingeführt. Die Anwendung erfolgt idealerweise zur Schlafenszeit.

Applikatoren zur Mehrfachverwendung sind nach jedem Gebrauch zu zerlegen und mit lauwarmem Wasser und Seife sorgfältig zu reinigen; Seifenreste müssen unter fließendem Wasser gründlich abgespült werden.

Vaginalgele und Kondome:

Werden beim Intimverkehr Kondome aus Naturkautschuklatex benutzt, sollten gleichzeitig keine Vaginalia auf der Basis von Paraffinkohlenwasserstoffen oder Glyceriden verwendet werden. Materialeigenschaften wie Elastizität und Reißfestigkeit von Latex können verändert und damit die Schutzwirkung beeinträchtigt werden.

Diese Veränderungen zeigen sich schon nach sehr kurzer Kontaktzeit. Sie wurden auch bei gleichzeitiger Verwendung handelsüblicher Latexkondome und Spermizid-wirkender Vaginalzäpfchen nachgewiesen.

Auch das Gummimaterial von eingelegten Diaphragmen oder Portiokappen kann sich infolge dieser Interaktion verändern, was zu verminderter Reißfestigkeit und Verwendbarkeitsdauer führt.

Gleitgele auf der Basis von Silikonen oder lipidfreien Hydrogelen zeigen dagegen keine Wechselwirkungen mit Latexmaterial.

Bei der Anwendung halbfester Vaginalia ist auch zu beachten, dass enthaltene Hilfsstoffe manchmal die Beweglichkeit der Spermien verringern. Dieser Effekt kann jedoch keinesfalls als sicherer Empfängnisschutz genutzt werden.

Fragen Sie Ihren Apotheker. Seine umfassende Beratung kann Unsicherheiten ausräumen und helfen, Fehler zu vermeiden.

Die Anatomie der Vagina sowie Vaginalflora:

Die Scheide (Vagina) einer geschlechtsreifen Frau ist ein 8 bis 12 cm langer elastischer Schlauch. Das nicht sichtbare Ende der Scheide umschließt den Gebärmutterhals. Die innere Vaginalwand sondert seröse Flüssigkeit ab.

Diese Flüssigkeit bildet zusammen mit dem Gebärmutterhalsschleim das Vaginalsekret. Menge, Zusammensetzung und physika­lische Eigenschaften sind alters- und zyklusabhängig. So erhöhen sich seine Zähigkeit vor dem Eisprung und seine Menge zum Zeitpunkt des Eisprungs.

Bei der Vaginalflora handelt es sich hauptsächlich um ein Gemisch verschiedener Laktobazillen. Daneben findet sich jedoch ein breites Spektrum weiterer Mikroorganismen in der Scheide. Der Zustand der Vaginalflora kann die Freisetzung von Wirk­stoffen und ihre Aufnahmegeschwindigkeit beeinflussen. Aber auch Vaginaltemperatur sowie Menge und Säuregrad der Vaginalflüssigkeit spielen eine Rolle.

Vaginalzäpfchen

Vaginalzäpfchen werden unter anderem aus Hartfetten hergestellt, die sich bei Kontakt mit der Vaginalflüssigkeit auflösen. Sie sind vor Temperaturen über 25 °C zu schützen. Bei Vaginalzäpfchen mit verhütender Wirkung kann die Schutzfunktion nicht gewährleistet werden, wenn diese zu warm aufbewahrt wurden. Diese Präparate brauchen eine gewisse Zeit zur Freisetzung ihrer Inhaltsstoffe und zum Aufbau einer Spermienbarriere. Die Mindestwartezeit zwischen Einführen und Verkehr beträgt rund 12 bis 15 Minuten. Vorsicht bei der Entnahme: Zäpfchen nie aus der Verpackung drücken, sondern durch vorsichtiges Abziehen der Verpackungsfolie freilegen und entnehmen.

Gut zu wissen:

Viele Hilfsstoffe der Vaginalia werden nicht vollständig abgebaut, sondern verlassen die Scheide als Ausfluss wieder. Daher ist das Tragen einer Slipeinlage zu empfehlen.

Vaginaltabletten

Bewahren Sie Vaginaltabletten vor Feuchtigkeit geschützt auf und entnehmen Sie sie erst unmittelbar vor Gebrauch. Benetzen Sie die Tablette eventuell kurz mit wenig Wasser, um die Gleitfähigkeit zu verbessern und den Zerfall zu beschleunigen. Vaginaltabletten sind ebenfalls vorsichtig aus der Packung zu entnehmen. Bleiben Sie circa 30 Minuten nach der Anwendung liegen.

Vaginalkapseln

Bei den Vaginalkapseln handelt es sich um Hartkapseln, zum Beispiel aus Gelatine, mit gefriergetrockneten Kulturen von Lactobacillus-Arten. Wegen ihrer Feuchteempfindlichkeit sind nach dem erstmaligen Öffnen der Behälter die Aufbrauchfristen zu beachten. Um das Anwenden der Kapseln zu erleichtern, empfiehlt es sich, sie ebenfalls vor dem Einführen kurz in Wasser zu tauchen.

Vaginalringe

Bei den Vaginalringen handelt es sich um flexible Ringe mit einem Durchmesser von circa 5 cm. Sie enthalten ein oder zwei Wirkstoffe und sollten bei 2 bis 8 °C gelagert werden. Nach ihrer Platzierung im oberen Scheidenbereich geben sie kontinuierlich definierte Wirkstoffmengen an die Schleimhaut ab. Die meisten Ringe verbleiben 21 Tage in der Vagina, dann folgt eine siebentägige Tragepause, während der die Menstruation eintritt.

Beim Einlegen wird er zunächst zu einer ovalen Form zusammengedrückt und dann so tief wie möglich eingeführt. Zum Entfernen führen Sie den Zeigefinger tief in die Scheide, haken in den Ring ein und ziehen Sie ihn heraus. Liegt er richtig, spüren Sie ihn nicht.