Nicht nur der Mensch, sondern auch die Natur traut sich nach dem Jahreswechsel so langsam wieder vor die Tür. Allergiker gehören zu den ersten, denen dieses Frühlingserwachen ins Bewusstsein gerufen wird.

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Allergien zählen zu den häufigsten Beschwerden überhaupt. Allein in Österreich leiden rund 1,75 Mio. Menschen daran – Frauen etwas öfter als Männer. Eine Untersuchung in Salzburg an 500 Schülern im Alter von 12 bis 21 Jahren kam zu dem Schluss, dass bereits in jungen Jahren 25 % der Kinder und Jugendlichen eine manifeste Allergie aufweisen. Der Begriff „Allergie“ beschreibt eine Überreaktion des Körpers auf eigentlich harmlose Fremdstoffe, sogenannte Allergene. Im Gegensatz zu Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem ebenfalls verrückt spielt, werden Allergien ausschließlich durch aus der Umwelt kommende Stoffe ausgelöst.

Typische Auslöser und Beschwerden

Meist handelt es sich um Inhalationsallergene wie Pollen von Gräsern, Bäumen und Kräutern, Ausscheidungen von Hausstaubmilben oder Tierhaare, die eine Allergie auslösen. Weil sie über Nase und Mund eingeatmet werden, reagiert die Schleimhaut der oberen Atemwege als erstes, was sich als Fließschnupfen (allergische Rhinitis) mit/ohne Bindehautentzündung (allergische Konjunktivitis) bemerkbar machen kann. Treffen die Allergene nach dem Einatmen auf die Schleimhaut in der Lunge, können unter Umständen Husten und Atemnot auftreten. Menschen mit allergischem Asthma sollten in der Allergiesaison daher immer ihren Notfallspray griffbereit haben.

App-Tipp: Persönliche Vorhersage

Pollen
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Der Österreichische Pollenwarndienst stellt Ihnen in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Institutionen eine Pollenvorhersage für die nächsten drei Tage in Ihrer Region zur Verfügung. Der Service umfasst weit mehr als Polleninformation (Verfügbarkeit variiert regional): Die personalisierte Belastungsvorhersage – angegeben als persönliche Belastung – berücksichtigt Ihre Einträge im Pollentagebuch, in dem allergische Beschwerden dokumentiert und mit dem Pollenflug verglichen werden können.

Abwarten und Tee trinken?

Nein! Glücklicherweise muss heutzutage niemand mehr die Beschwerden einer Allergie hilflos ertragen. In der Apotheke sind zahlreiche freiverkäufliche Medikamente verfügbar, mit deren Hilfe sich die Symptome gut bekämpfen lassen. Eine zeitnahe Behandlung hat zudem einen schützenden Effekt; denn die Unterdrückung allergischer Reaktionen der oberen Atemwege verringert das Risiko für die Entwicklung eines späteren Asthmas.

Zur Verfügung stehen hierfür Salben, Cremen und Gele gegen Allergien der Haut, Nasensprays und Augentropfen bei lokalen Beschwerden sowie Präparate zum Einnehmen. Des Weiteren können Sie sich zwischen synthetischen, pflanzlichen und homöopathischen Wirkstoffen entscheiden. Hinzu gesellen sich außerdem Nasenspülungen, Nahrungsergänzungsmittel und diverse rezeptpflichtige Medikamente bei sehr starken Beschwerden – die richtige Auswahl kann durchaus einmal schwerfallen. Am besten Sie lassen sich von den Experten in der Apotheke Ihres Vertrauens beraten, welches Produkt für Ihre Situation am besten geeignet ist.

Apotheker-Tipp

von Mag. pharm. Dr. Dominik Schantl
Hubertus Apotheke, Spittal/Drau

Vorbereitung ist alles
Der Frühling naht, die Pollensaison startet. Bei bestehenden Allergien ist es von Vorteil frühzeitig mit der Einnahme von Zinkpräparaten zu starten. Auch die Einnahme von Vitamin D kann nachweislich allergiebedingte Beschwerden lindern. Sehr gut bewährt haben sich Präparate mit Traganthwurzel. Diese senken auf natürliche Weise die Allergieempfindlichkeit, was die überschießende Reaktion des Immunsystems bremsen kann.

Allergenkarenz als Ergänzung

Auch wenn sich der Kontakt mit einem Allergen in der Regel nicht zu 100 % vermeiden lässt, kann man gleichwohl mit einigen einfachen Maßnahmen die anfallende Allergenmenge beträchtlich vermindern und somit den Bedarf an Medikamenten auf ein Minimum reduzieren. Probieren Sie doch …

  • morgens (Land) oder abends (Stadt) auf Lüften zu verzichten (hohe Pollenbelastung)
  • an der Küste oder im Gebirge den Urlaub zu verbringen (niedrigere Pollenbelastung)
  • die Arbeitskleidung beim Nachhausekommen vor dem Schlafzimmer auszuziehen
  • vor dem Schlafengehen zu duschen und die Haare waschen
  • Haustieren den Zugang zum Schlafbereich zu verwehren
  • Pollenschutzgitter und -filter im Haus und Auto anzubringen
  • als Hausstaubmilbenallergiker Encasings (spezielle Überzüge), Milbenwaschmittel und Milbensprays

Während der Pollensaison lohnt sich außerdem ein Blick in den regionalen Pollenflugkalender, bspw. unter www.pollenwarndienst.at oder in der App (siehe Kasten oben).

Wissenswertes: Kreuzallergie

Entwickelt sich aus einer bestehenden Allergie eine allergische Reaktion auf weitere Allergene, spricht man von einer Kreuzallergie. Auffallend oft passiert das zwischen Pollen diverser Pflanzen und Lebensmittelallergenen, z. B. bei:

Birkenpollen ↔ Kern- und Steinobst (wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Himbeeren, Erdbeeren)

Beifuß ↔ Sellerie, Karotten, Kiwi, Litschi, Avocado, Kamille

Pappel ↔ Weide

Allergen-spezifische Immuntherapie


Unter diesem Fachausdruck verstehen Mediziner die gezielte Verabreichung von Allergenen, mit dem Ziel, das Immunsystem daran zu gewöhnen. Die Allergene oder Bruchstücke derselben können entweder unter die Haut (subkutan; SCIT) oder in Form einer Tablette unter die Zunge (sublingual; SLIT) verabreicht werden. Im Lauf der Behandlung wird die Dosis schrittweise erhöht, bis ein Plateau erreicht ist. Je nach auslösendem Allergen beträgt die empfohlene Behandlungsdauer zwischen drei (Inhalationsallergene wie Hausstaubmilben, Hasel-Erle-Birke, Gräser, Schimmelpilzsporen oder Ragweed) und fünf Jahren (Bienen- und Wespengift). Das mag sich nach einer langen Zeit anhören – allerdings darf man sich von einer erfolgreichen Immuntherapie auch einen langfristigen Erfolg im Sinne einer deutlichen Symptomverbesserung erwarten. Die Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT) ist die einzige Behandlungsmöglichkeit von Allergien, die ursächlich wirkt.

Inzwischen gibt es große Studien, welche die anhaltende Wirkung der AIT bei Heuschnupfen mit oder ohne Asthma untersucht haben. Eine besonders aktuelle heißt REACT. Die Ergebnisse dieser von 2007 bis 2017 laufenden Studie wurden erst Ende letzten Jahres veröffentlicht. Mehr als 92.000 Patienten mit Atemwegsallergien gegen die drei wichtigsten Allergene – Baum- und Gräserpollen sowie Hausstaubmilben – wurden in dieser Studie berücksichtigt.

Das Resultat: Die Probanden in der AIT-Gruppe profitierten von einer nachhaltigen Verringerung ihres Medikamentengebrauchs bis zu neun Jahre nach der Behandlung. Dieses Ergebnis unterstreicht das krankheitsmodifizierende Potenzial der AIT, das selbst nach Beendigung der Therapie jahrelang anhält.