Arthrose ist die mit Abstand häufigste Gelenkerkrankung und kann als wahre Volkskrankheit bezeichnet werden. Sie ist jedoch nicht nur eine Erkrankung des höheren Alters. Bereits ab dem 30. Lebensjahr leiden die Gelenke unter einem Verschleiß. Was bei der Schmerzbekämpfung hilft und wie die Gelenkmuskulatur fit gehalten werden kann, lesen Sie hier.

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Auch wenn sich die Gelenke in ihrer Funktion voneinander unterscheiden: Der Aufbau eines Gelenks ist immer gleich. Es besteht aus dem Gelenkkopf eines Knochens und der Gelenkpfanne eines zweiten Knochens. Beide sind von einer Knorpelschicht überzogen. Die Gelenkflächen sind durch einen Spalt voneinander getrennt. In ihm befindet sich eine Flüssigkeit, die sogenannte „Gelenkschmiere“ (Synovia). Sie ernährt den Gelenkknorpel, optimiert das Gleiten der Gelenkflächen aneinander entlang und reduziert letzte Reibungen. Damit sich das Gelenk nur in die vorgesehene Richtung bewegt, wird es von der Gelenkkapsel umschlossen und durch Muskeln, Sehnen und Bänder stabilisiert. Gelenkschmerzen sind unangenehm und weit verbreitet. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Österreicher:innen erleben sie zumindest zeitweise. Die Ursachen sind vielschichtig.

Arthritis ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Gelenkerkrankungen, bei denen die Gelenkinnenhaut entzündet ist. Am häufigsten ist die rheumatoide Arthritis.

Bei einer Gelenkabnützung dagegen, medizinisch Arthrose oder Osteoarthrose genannt, sind die Gelenke abgenutzt. Betroffen sind v. a. jene Gelenke, die wir am meisten beanspruchen: einerseits die durch das Körpergewicht belasteten Gelenke der Beine wie Knie-, Hüft- und Sprunggelenke, zum anderen die Hand-, Finger- und Zehengelenke, wobei hier oft erbliche Faktoren den Knorpelverschleiß auslösen. Typisch sind Gelenksteifheit, besonders nach Ruhephasen, Kraftlosigkeit in den betroffenen Gelenken, „Begrüßungsschmerz“ (z. B. bei einem kräftigen Händedruck), Bewegungseinschränkung und Schmerzen. Zur Diagnose von Arthrosen wird neben den klinischen Symptomen und konventionellen Röntgenaufnahmen zunehmend die Magnetresonanztomographie eingesetzt. Diese Methode erlaubt neben dem Erkennen von Frühzeichen der Abnützung auch die graduelle Abstufung des Knorpelschadens. Laborbefunde sind bei Arthrosen oft unauffällig.

Wissenswertes: Zahlen & Fakten

Insgesamt haben wir ca. 140 echte Gelenke.

Wenn wir alle gelenkigen Verbindungen addieren, kommen wir auf eine Anzahl von 212 Gelenken.

Rund 1,4 Millionen Menschen in Österreich sind von Arthrose betroffen – bei den über 65-Jährigen 48 Prozent der Frauen und bei den Männern 31 Prozent.

Arthrosebehandlung

Moderne Therapien und neue Medikamente haben die Erfolgsrate bei der Arthrosebehandlung deutlich verbessert. Der frühe Einsatz aller Therapien sowie die Kombination diverser Maßnahmen (etwa Knorpelschutzpräparate, knorpelaufbauende Injektionen, Antirheumatika und Schmerzmittel je nach Notwendigkeit, aber auch physikalische Therapieformen wie elektrische Zellbäder, Ultraschall, Wärmelampen, Magnetfeldtherapien u. v. m.) wirken sich dabei besonders günstig aus.

Was viele nicht wissen: Es ist nicht der beschädigte Gelenkknorpel, der wehtut. Denn dieser hat keine Nerven. Vielmehr ist bei einer Arthrose die Gelenkschleimhaut (Synovialis) entzündet. Zusammen mit dem oftmals begleitenden Gelenkerguss ist das die Hauptursache der Schmerzen. Entsprechend sollte diese Entzündung gezielt bekämpft werden, am besten mit sogenannten nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Die zunehmend ebenfalls angewandten Opioide sind reine Schmerzhemmer und wirkten nicht gegen die Entzündung. Zudem können sie die Gefahr für Schwindel und Stürze erhöhen und weisen ein Abhängigkeitspotenzial auf, warnen Expert:innen. Grundsätzlich sollten alle Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden. Sobald Patient:innen trotz aller Maßnahmen nachts vor Schmerzen nicht mehr schlafen können beziehungsweise geringste Aktivitäten schon zu starken Schmerzen führen, ist die Operation der letzte Ausweg zur Schmerzreduktion.

Apotheker-Tipp

von Mag. pharm. Dr. Michi Stipsits
Diana Apotheke Güssing

Erste Hilfe bei Rheuma (rheumatoide Arthritis)
Diese Lifestyle-Maßnahmen können helfen, dass von Rheuma betroffene Menschen ihre Krankheit im Alltag besser bewältigen:

  • muskelkräftigendes Ausdauertraining wie Schwimmen oder Yoga (unter professioneller Anleitung) zur Stärkung der Gelenke
  • Gewichtsreduktion, denn ein hohes Gewicht belastet den Stützapparat, speziell Knie und Hüfte
  • Umstellung der Ernährung (angelehnt an die Mediterrane Diät)
  • empfehlenswert ist der Verzehr von frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Nüssen, fettreduzierten Milchprodukten und Fisch (Omega -3- Fettsäuren). Weiters Produkte wie Ingwer, grüner Tee, Granatapfel, Leinsamen, Zwiebel, Knoblauch und Gelbwurz (reich an entzündungshemmenden Naturstoffen)

Move it

„So paradox es klingen mag: Gegen Schmerzen hilft auch Bewegung“, so Dr. med. Carsten Perka von der Charité Berlin. Es gelte, die Muskulatur etwa rund um Hüfte und Knie durch tägliche, sanfte Übungseinheiten möglichst kräftig und beweglich zu halten (siehe Kasten unten). Die Bewegung sorgt für die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen, die gekräftigte Muskulatur stabilisiert das Gelenk und die tägliche Dehnung des Gelenks verhindert das Einsteifen. „Auch wenn Bewegung bei Arthrose sehr schmerzhaft sein kann, lohnt es sich dennoch, etwa eine Stunde am Tag mobil zu sein – es dürfen auch mehrere kleine Einheiten sein“, so der Mediziner.

Tipps: Bewegung ins Leben integrieren!

  • jede Gelegenheit kreativ zur Bewegung nutzen, zum Beispiel:
    – häufiges Aufstehen vom Sofa und Büroschreibtisch
    – bewusst Treppen steigen (kräftigt die Kniegelenkstrukturen sehr gut)
    – zwischendurch auf Zehenspitzen stehen und auf und ab wippen
    – Einbeinstand beim Zähneputzen
  • mehrmals in der Woche schonende Sportarten im eigenen Tempo ausüben:
    – Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking
  • sich vom Physiotherapeuten ein individuelles, tägliches Übungsprogramm zusammenstellen lassen
  • eventuell bestehendes Übergewicht abbauen, um die Gelenke zu entlasten
  • Wärme, Massagen und Krankengymnastik beseitigen Muskelverspannungen und lindern Schmerzen.