Welche Einflüsse führen zu chronischen Atemwegserkrankungen? Forschende sind dieser Frage anhand von Gesundheitsdaten von rund 780 Säuglingen im ersten Lebensjahr nachgegangen. Die Analyse zeigt, dass sich späteres Asthma anhand der dynamischen Entwicklung von Symptomen im Säuglingsalter besser vorhersagen lässt.
Etwa jedes zehnte Kind in der Schweiz leidet an Asthma. Zu den Risikofaktoren für diese chronische Erkrankung gehören erbliche Vorbelastungen, Passivrauchen, hohe Luftverschmutzung und Infektionen. Jeder dieser Faktoren hat für sich genommen nur einen geringen Einfluss. Es ist das Zusammenspiel dieser Faktoren, das die Entstehung von Asthma begünstigt, so die Hypothese einer internationalen Forschungskommission, zu der auch Prof. Dr. Urs Frey von der Universität Basel und dem Universitären Kinderspital beider Basel (UKBB) gehört.
Zusammen mit Dr. Uri Nahum aus seinem Team in Basel sowie Forschern anderer Institutionen hat Frey untersucht, wie das Zusammenwirken dieser Faktoren das sich entwickelnde Atemsystem von Kindern im Verlauf des ersten Lebensjahres beeinflusst. Die Analyse basierte auf Gesundheitsdaten aus zwei Kohorten mit insgesamt etwa 780 gesunden Säuglingen, die in verschiedenen europäischen Ländern geboren wurden. Über die Ergebnisse berichtet das Forschungsteam im Fachjournal „The Lancet Digital Health“.
Neue Sichtweise auf chronische Erkrankung
Für beide Kohorten berechneten die Forschenden das netzwerkartige Zusammenspiel einer Reihe bekannter Risikofaktoren für jede Lebenswoche und setzten dies in Beziehung zu Symptomen wie Husten oder pfeifender Atmung. „Dieses Zusammenspiel von Risikofaktoren im Rahmen einer dynamischen Entwicklung über die Zeit zu betrachten, ist eine neue Sichtweise auf chronische Erkrankungen“, betont Frey. Dabei wird die Anpassung der sich entwickelnden Lunge an ihre Umwelt beobachtet.
Obwohl die Erkenntnisse derzeit noch nicht für die Frühdiagnostik bei einzelnen Kindern genutzt werden können, merkt Urs Frey an: „Mit grösseren Datenmengen und maschinellem Lernen wäre es aber durchaus denkbar, künftig für individuelle Kinder ein Risikoprofil zu berechnen.“ Heutzutage lassen sich digitale Gesundheitsdaten unkompliziert mit Hilfe von Smartphone-Apps erfassen.
Neben der Universität Basel und dem UKBB waren auch Forschende der Fachhochschule Nordwestschweiz, des Inselspitals Bern sowie europäischer Partnerinstitutionen im Rahmen der Kohortenstudien «Basel-Bern Infant Lung Development» (BILD) und «Protection Against Allergy Study in Rural Environments» (PASTURE) beteiligt.