Wie sich Zahnungsbeschwerden bemerkbar machen, was man dagegen tun kann und ob Bernsteinketten beim Zahnen helfen.

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Wann Kinder ihre ersten Milchzähne bekommen, ist jeweils sehr unterschiedlich. Häufig blitzen die ersten Zähnchen rund um das sechste bis achte Lebensmonat auf – aber Ausnahmen bestätigen die Regel.

Das Milchzahngebiss ist mit 20 Zähnen komplett

Bei den ersten Zähnchen handelt es sich meist um die Vorderzähne im Unterkiefer. Bis zum Alter von etwa zweieinhalb Jahren haben die meisten Kinder schließlich vollständig entwickelte Milchzähne. Bis dahin ist es aber leider oftmals ein schmerzvoller Weg für die Kleinen.

Woran erkennt man ein zahnendes Baby?

Nicht alle Babys haben beim Zahnen Probleme. Manche leiden aber sehr darunter. Ist Ihr Kind plötzlich quengelig, schläft unruhig bis kaum, so kann es sein, dass es zu zahnen begonnen hat.

Viele Babys sind in dieser Zeit sehr anhänglich oder schreien nachts mehr. Manche kauen an ihren Fingern oder an Gegenständen herum, haben rote Wangen oder leicht erhöhte Temperatur. Außerdem kann der Speichelfluss erhöht und das Zahnfleisch gerötet oder geschwollen sein.

Auch wenn vielfach angenommen wird, dass der Zahndurchbruch Fieber beziehungsweise eine Mittelohrentzündung auslösen kann, so muss berichtigt werden, dass der Zahndurchbruch an sich kein Fieber auslöst. Vielmehr stammt das Fieber von einer der vielen gelegentlichen Infektionen, die sich alle Kinder einmal zuziehen. Und gerade im Zeitraum des Zahnens ist die Ansteckungsgefahr beim Kind erhöht.

Was kann man gegen Zahnungsbeschwerden tun?

Baby Beißring erste Zähne - Beißringe bringen Linderung – am besten vorher in den Kühlschrank legen (aber nicht ins Tiefkühlfach). - © Shutterstock
Beißringe bringen Linderung – am besten vorher in den Kühlschrank legen (aber nicht ins Tiefkühlfach). © Shutterstock
  • Kuscheln: Viele Babys, die unter Zahnungsbeschwerden leiden, möchten nun vermehrt gehalten und getragen werden.
  • Sehr gut bewährt haben sich kühlende Beißringe oder auch das Knabbern an Brotrinden – beides kann den Schmerz des durchbrechenden Zahnes lindern.
  • Die manchmal empfohlene Verwendung von Eiswürfeln ist jedoch eher als problematisch anzusehen.
  • Falls das Kind aufgrund des Zahnen gar nicht zur Ruhe kommt, können schmerzlindernde Zäpfchen Linderung bringen. Sprechen Sie diesbezüglich Ihren Kinderarzt und geben Sie Ihrem Kind nur dann Schmerzmittel, wenn es der Arzt empfohlen hat.
  • Sprechen Sie mit dem Kinderarzt, falls die Probleme länger andauern.

Apotheker-Tipp

Zahnen ist kein unlösbares Problem; denn es gibt viele Präparate, die die Schmerzen lindern oder nehmen können. Allerdings enthalten einige eine hohe Konzentration (bis zu 40%) an Zucker, die den eben erst durchgebrochenen Zahn schädigen können.

Häufig sind aber auch Zuckerersatzstoffe enthalten. Diese sollten ebenfalls gemieden werden. Sie sind problematisch, weil das Kind auf den Geschmack „Süß“ trainiert wird. Fragen Sie deshalb Ihren Kinderarzt oder Apotheker nach zuckerfreien Produkten.

Fangen Sie früh mit der Zahnpflege an

Baby erste Zähne - Auch Milchzähne brauchen Pflege. - © Shutterstock
Auch Milchzähne brauchen Pflege. © Shutterstock

Vergessen Sie keinesfalls auf eine adäquate Vorbeugung gegen Karies − und beginnen Sie lieber zu früh als zu spät mit der Zahnpflege. Das regelmäßige − und vor allem richtige − Zähneputzen ist eine wesentliche Maßnahme zur Gesunderhaltung der Zähne.

Und es ist heute zweifelsfrei erwiesen, dass fluoridhaltiger Zahnschmelz wesentlich widerstandsfähiger gegen Karies ist. In Österreich ist der natürliche Fluoridgehalt des Trinkwassers sehr gering (in den meisten Gemeinden unter 0,25 mg/Liter), daher ist die Einnahme von Fluoridtabletten einmal täglich zu empfehlen.

Gut zu wissen:

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind keine zu süßen oder zu sauren Speisen bekommt. Geben Sie ihm außerdem niemals Saft oder gezuckerten Tee zu trinken – die Zähne können einen bleibenden Schaden davontragen.

Helfen Bernsteinketten beim Zahnen?

Baby Bernsteinkette - Bernstein gegen Zahnungsschmerzen? Dafür gibt es derzeit keinen objektiven Beweis. - © Shutterstock
Bernstein gegen Zahnungsschmerzen? Dafür gibt es derzeit keinen objektiven Beweis. © Shutterstock

Die Verwendung von Bernsteinketten ist bei Säuglingen und Kleinkindern sehr beliebt. Zur Sicherheit Ihres Babys sollten Sie aber lieber auf Bernstein- und andere Ketten verzichten.

Aufgrund einiger aktueller Unfälle in der Schweiz hat die renommierte Fachzeitschrift Swiss Pediatrics vor der damit verbundenen Strangulationsgefahr gewarnt. Zerreißt die Kette nicht, kann das Kind damit hängen bleiben, jedoch wegen der Atemnot nicht um Hilfe rufen. Wird es nicht rasch befreit, können die Folgen schwerwiegend sein.

Auch aus Frankreich wird aus dem Hôpital Necker-Enfants Malades in Paris berichtet, dass in Frankreich jährlich 30 Strangulationsunfälle durch in der Nähe des Bettchens befindliche Vorhangkordeln, Bernstein-Halsketten und andere Halsketten erfasst werden.

Es gibt derzeit keinen objektiven Hinweis, der einen positiven Effekt von Bernstein auf das Zahnen belegen kann. Und es muss natürlich bezweifelt werden, dass die deutlich billigeren Halsketten aus Bernsteinimitation-Plastikperlen von irgendwelchem Nutzen sein können. Aber egal ob echt oder unecht: Alle können eine Gefahr für das Kind darstellen, auch diejenigen aus echtem Bernstein.

Es wird daher dringend empfohlen, diese Ketten entweder zu vermeiden oder sich zumindest zu vergewissern, dass die Halskette beim geringsten Zug reißen kann. Man sollte auch darauf achten, dass sich die Perlen beim Zerreißen der Halskette nicht von dieser lösen. Sonst könnte das Kind sie verschlucken oder inhalieren.

Als Alternative kann eine einzelne echte Bernsteinperle verwendet werden, durch eine kurze Kette an der Kleidung des Kindes befestigt, wie dies auch für Schnuller üblich ist.

Eine Publikation von 233 Strangulationsfällen in 119 Notfallstationen in den USA hat die Sicherheitskommission der Vereinigten Staaten veranlasst, den Verkauf von an Halsketten befestigten Schnullern verboten. Diese Empfehlung wurde ebenfalls in Europa übernommen, jedoch nicht für die Bernsteinketten.

Autor: Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA