Enzyme steuern fast alles im Körper – von der Verdauung bis zum Knochenbau. Ihr Spezialgebiet ist die Beschleunigung chemischer Reaktionen. Außerdem sind sie wichtig für den Stoffwechsel.

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Bereits die Inkas legten enzymhaltige Früchte und Blätter der Ananas oder des Papayabaums auf Wunden und sorgten so für eine schnellere Wundheilung. Durch moderne Forschungsmethoden konnte diese Wirkung auch wissenschaftlich belegt und Enzyme als heilbringende „Sanitäter“ identifiziert werden.

Enzyme sind bestimmte Proteine, die sich in allen pflanzlichen und tierischen Organismen finden und in vielerlei Hinsicht wichtige Aufgaben im Körper übernehmen. Alle Zellen im Körper (wie zum Beispiel Muskel-, Leber- oder Nervenzellen) bilden Enzyme.

Man schätzt, dass es mehr als 5.000 Enzyme gibt.

Diese Stoffe dienen vor allem dazu, um Reaktionen in unserem Körper schneller oder überhaupt ablaufen zu lassen. Enzyme können ihre Wirkung nur bei bestimmten pH-Werten und Temperaturen voll entfalten. Sie sind sehr empfindlich, so werden etwa über die Nahrung zugeführte Enzyme größtenteils von der Magensäure zerstört.

Über Enzympräparate

Ananas Ernährung - Das in der Ananas enthaltene Enzym Bromelain wirkt gerinnungs- und entzündungshemmend. Es eignet sich unter anderem bei Arthritis, Osteoporose, Bluthochdruck und Akne. - © Shutterstock
Das in der Ananas enthaltene Enzym Bromelain wirkt gerinnungs- und entzündungshemmend. Es eignet sich unter anderem bei Arthritis, Osteoporose, Bluthochdruck und Akne. © Shutterstock

Enzympräparate zur Einnahme enthalten oft unterschiedliche Kombinationen Eiweiß spaltender Enzyme. Bromelain, Papain, Trypsin und Chymotrypsin sind solche Enzyme. Bromelain kommt zum Beispiel aus dem Fruchtstiel der reifen Ananas, Papain ist besonders in der grünlichen Schale und den Kernen von Papayas enthalten und Chymotrypsin kann man aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern gewinnen.

Entsprechende Mono- und Kombinationspräparate werden ergänzend zur Therapie von Durchblutungsstörungen, der Thrombose und Entzündung oberflächlicher Venen, Schwellungs- und Entzündungszuständen nach Operationen (auch Zahnoperationen), Ulcus cruris, Ödemen, rheumatoider Arthritis, Nasennebenhöhlenentzündung und Mittelohrentzündung, Bronchitis, Harnwegsinfektionen sowie begleitend in der Krebstherapie eingesetzt.

Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Enzyme in bestimmten Fällen die Metastasenbildung verzögern können. In der Sportmedizin konnte durch eine begleitende Enzym­therapie der Konsum von Schmerzmitteln reduziert werden.

Moderne Enzympräparate sind heute vorwiegend pflanzlichen Ursprungs, tierische Enzyme stammen zumeist vom Schwein. Häufig werden auch Arzneimittel eingesetzt, die aus Pulver der Bauchspeicheldrüse von Säugetieren bestehen. Das Pulver enthält vorwiegend das Enzymgemisch Pankreatin, das Fette, Zucker und Eiweiße zerkleinern kann und somit die Verdauung unterstützt.

Achtung:

Mit blutverdünnenden Medikamenten eingestellte Personen sowie Personen mit schweren Leber- und Nierenschäden und allgemeinen Gerinnungsstörungen sowie Schwangere oder stillende Mütter sollten höher dosierte proteolytische Enzympräparate nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen.

Es ist im Übrigen sehr wichtig, Enzym-Dragees auf leeren Magen, also mindestens eine halbe bis eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen unzerkaut mit viel Wasser einzunehmen.

Enzymmangel

Wie bedeutend Enzyme für den menschlichen Körper sind, zeigt sich bei Enzymdefekten: Fehlen bestimmte Enzyme oder sind sie nur eingeschränkt funktionsfähig, kann dies deutliche gesundheitliche Folgen haben – die Beispiele hierfür reichen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz etc. über Stoffwechselstörungen bis hin zum angeborenen Immunmangelsyndrom.

Viele Enzymdefekte kann man durch eine frühzeitige gezielte Behandlung in den Griff bekommen. Immer häufiger auftretende Lebensmittelunverträglichkeiten können sich in Symptomen äußern, die leicht mit allergischen Reaktionen verwechselt werden können: Hautausschlag, Juckreiz, Quaddelbildung, Asthma oder auch Atembeschwerden; eine fließende Nase sowie Kopfschmerzen bis zu Migräneattacken können etwa auf eine Histaminintoleranz hindeuten.

Apotheker-Tipp

  • Heißt es "Einnahme vor dem Essen", dann sollte die Arznei 30 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen werden.
  • "Einnahme während des Essens" bedeutet, Einnahme spätestens fünf Minuten nach der Mahlzeit.
  • "Einnahme nach dem Essen" bedeutet, zwischen Mahlzeit und Einnahme sollte ein Abstand von mindestens 60 Minuten liegen.

Histaminintoleranz

Die Beschwerden treten meist 45 min. nach dem Verzehr stark histaminhaltiger Lebensmittel auf und klingen nach etwa acht bis zwölf Stunden wieder ab. Normalerweise wird das in Lebensmitteln enthaltene Histamin rasch vom körpereigenen Enzym DiAminoOxidase (DAO) noch im Dünndarm abgebaut, um die Aufnahme des Histamins in den Körper zu verhindern. Bei einem Mangel an DAO kann es zu Problemen kommen. DAO lässt sich als Kapsel gut einnehmen und unterstützt so den Abbau des Histamins im Dünndarm.

Lactoseintoleranz

Jeder vierte Österreicher leidet an einer Lactoseintoleranz, ein anderes verbreitetes Beschwerdebild aus der Enzymangelpalette. Milchzucker kann also nicht abgebaut werden. Es kann zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit kommen. Durch Zufuhr des milchzuckerspaltenden Enzyms Lactase wird dieser wieder in seine Bestandteile zerlegt und ist somit ohne üble Begleiterscheinungen verwertbar.

Autor: Mag. pharm. Dieter Kröner