Symptome, Ursachen und was man als Elternteil tun kann.

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David ist zwei Wochen alt, er schreit nach dem Stillen heftig. Sein Kopf ist ganz rot, und er zieht seine Beinchen an. Das Schreien dauert schon eine halbe Stunde und seine Eltern sind verzweifelt. Er ist ihr erstes Kind, und sie sind ratlos, wie sie es beruhigen können …

Kommt Ihnen die geschilderte Situation bekannt vor? Der kleine David leidet unter einer Dreimonatskolik. Es bezeichnet einen Zustand, der meist nach der zweiten Lebenswoche beginnt und bis zum dritten Lebensmonat andauern kann. Manchmal dauern die Schreiphasen besonders lange – oft bezeichnet man solche Kinder als Schreibabys.

Das Schreien findet meistens nachmittags und abends statt und kann für die Eltern sehr belastend sein, da sich die Babys sehr schwer beruhigen lassen. Rund 15 Prozent der Babys sind in den ersten Monaten betroffen.

Welche Symptome liegen vor?

Mutter mit schreiendem Baby_shutterstock_233134342
  • Das Baby schreit und hat einen roten Kopf. Der Bauch ist aufgebläht. Diese Symptome verschwinden nach einigen Stunden von selbst wieder.
  • Das Baby schreit sehr lange und wird blass. Es wirkt in seinem Allgemeinzustand geschwächt und angegriffen.

Selten, aber doch kann eine so genannte Invagination vorliegen. Hier kommt es zu einer Einstülpung des Darmes, sodass dieser nicht mehr durchblutet wird. Es handelt sich hierbei um einen Notfall, bei dem man unverzüglich in eine Kinderambulanz fahren sollte.

Welche Ursachen kommen infrage?

Meist handelt es sich um Blähungen – Kinder trinken oft sehr hastig und schlucken sehr viel Luft. Der Sauger bei der Milchflasche wird zu groß gewählt, dadurch kommt sehr viel Milch auf einmal in den Mund – und die Kinder verschlucken sich schnell.

Wenn das Baby zusätzlich zum Schreien Ausschläge bekommt, leicht reizbar ist und manchmal teilnahmslos wirkt, könnte eine Kuhmilchallergie vorliegen. Durchfälle und mangelnde Gewichtszunahme können ebenfalls auftreten. Dabei liegt eine Allergie gegen bestimmte Eiweißanteile der Kuhmilch vor. In diesem Fall sollte eine Eliminationsdiät der Mutter begonnen werden. Bei Formula-Nahrung gibt es speziell hydrolysierte Produkte. Meist bildet sich diese Allergie durch eine Toleranzentwicklung bis zum zweiten Lebensjahr wieder zurück.

Auch Ängste und Unsicherheiten der Eltern können ursächlich sein. Babys spüren, wenn ihre Eltern überlastet sind, und reagieren oft mit Schreien darauf. Die Unsicherheit der Eltern kann durch eine traumatische Geburt, durch wenig Unterstützung durch den Partner und/oder die Familie ausgelöst sein. Der Schlafmangel tut sein Übriges dazu, um die Belastung zu erhöhen.

Was können Eltern tun? 

  • Scheuen Sie nicht, sich Unterstützung zu holen. Wenn Sie als Eltern überlastet sind, bitten Sie Verwandte oder Freunde um Unterstützung. Ein Spaziergang oder ein paar Stunden Schlaf können für Ihre Stimmung Wunder wirken. Um Hilfe zu bitten, ist kein Versagen – es zeugt sogar von großer Stärke!
  • Gegen die Blähungen kann man Kirschkernkissen auflegen, eine Bauchmassage mit Kümmelöl durchführen und das Baby nach dem Trinken aufstoßen lassen. Der Fliegergriff hilft dem Baby auch beim Entspannen der Bauchdecke.
  • Die stillende Mutter sollte möglichst auf blähende Nahrungsmittel verzichten, wie zum Beispiel Kohl, Sauerkraut etc.
  • Wenn der Verdacht auf Milchunverträglichkeit besteht, sollte auch Kuhmilch gestrichen werden.
  • Sollte das Baby blass werden beim Schreien oder blutige Stühle haben, dann gehen Sie bitte umgehend zum Arzt.

Autorin: Dr. Susanne Skriboth-Schandl