Reagieren Sie allergisch auf ein oder mehrere Lebensmittel? Kurzfristig bleibt Ihnen nur, den Auslöser zu meiden. Was Sie sonst noch tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Manchmal reagiert der Körper aggressiv auf harmlose Stoffe. Das können Pollen beim bekannten Heuschnupfen sein. Teilweise führen aber auch Nüsse, Sojabohnen, Schalentiere oder Früchte zu gesundheitlichen Beschwerden.

Der genaue Mechanismus dieser Nahrungsmittelallergien ist trotz weltweiter Forschung noch nicht ganz klar. Experten wissen aber, dass es sich um eine Kombination von Umweltfaktoren mit genetischen Risiken handelt. Leiden bereits die Eltern an Allergien, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder ebenfalls erkranken, deutlich höher. So genannte Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind davon abzugrenzen.

Allergie oder Unverträglichkeit?

Zur Unterscheidung: In Österreich vertragen viele Menschen keine Milchprodukte. Bei ihnen liegt eine Laktoseunverträglichkeit vor. Ihr Darm kann Milchzucker nicht richtig verwerten. Es kommt häufig zu Bauchschmerzen und Blähungen. Alle Beschwerden konzentrieren sich auf unser Verdauungssystem.

Bei allergischen Reaktionen durch Lebensmittel sind die Reaktionen weitaus vielfältiger. Unsere Augen tränen, und die Nase läuft. Vielleicht beginnt die Haut zu jucken, möglicherweise bilden sich charakteristische Ausschläge. Betroffene reagieren teilweise mit Durchfällen auf Allergene. In seltenen, lebensbedrohlichen Fällen kommt es zu Atemnot, und der Kreislauf droht zusammenzubrechen. Dann ist unverzüglich notärztliche Hilfe erforderlich.

Unser Immunsystem außer Rand und Band

Eine Nahrungsmittelallergie entwickelt sich jedoch nicht von heute auf morgen. Der regelmäßige Kontakt mit bestimmten Eiweißen aus Lebensmitteln führt zur Sensibilisierung. Unser Immunsystem bildet Antikörper gegen diese Inhaltsstoffe, sprich Allergene. Konsumieren wir ähnliche Produkte, begeben sich Mastzellen auf die Jagd nach den vermeintlich gefährlichen Stoffen. Dabei werden Histamine ausgeschüttet. Sie führen zu den typischen Beschwerden.

Soweit muss es aber nicht kommen. Forscher wissen, dass wir unser Immunsystem in jungen Jahren gut trainieren können. Darauf deuten Ergebnisse aus großen Studien hin. Beispielsweise entwickeln Kinder mit Kontakt zu Bauernhoftieren weniger Allergien. Werden Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt, haben sie seltener mit entsprechenden Beschwerden zu kämpfen. Übertriebene Hygiene führt zum gegenläufigen Effekt.

Bekannte Allergie auf Pollen:

Mögliche Nahrungsmittelallergie
als Kreuzallergie gegen...

Beifuß Paprika, Sellerie, Karotte, Erdäpfel, Kiwi, Gurken, Melonen, Artischoke, Paradeiser, Sonnenblumenkerne, Erdnüsse, Litschi, Mango, Apfel u.a.
Birke Mandeln, Karotten, Nüsse (v.a. Haselnüsse, Walnüsse, Paranüsse), Sojaprodukte u.a.
Gräser

Erdäpfel, Soja/Erdnüsse, Erbsen, Kiwi, Paradeiser, Melonen, Wassermelonen, Getreide (Roggen, Hafer, Weizen, Gerste) u.a.

Auf der Suche nach dem Grund

Allergietest - Wenn der Verdacht auf eine Allergie besteht, führt der Arzt meist einen sogenannten Pricktest durch. Dabei werden kleine Mengen des vermuteten Allergens in die Haut eingeritzt und mögliche Rötungen als Zeichen einer Allergie abgewartet. - © Shutterstock
Wenn der Verdacht auf eine Allergie besteht, führt der Arzt meist einen sogenannten Pricktest durch. Dabei werden kleine Mengen des vermuteten Allergens in die Haut eingeritzt und mögliche Rötungen als Zeichen einer Allergie abgewartet. © Shutterstock

Nicht immer führen diese vorbeugenden Maßnahmen zum Erfolg. Reagieren Sie auf bestimmte Lebensmittel, sollte Ihr erster Weg immer zum Arzt führen. Falls Sie ohnehin an Heuschnupfen leiden, ist auch eine Nahrungsmittelallergie recht wahrscheinlich. Der Allergologe spricht dann von einer Kreuzallergie.

Bei der Untersuchung tropft Ihr Arzt gelöste Bestandteile verschiedener Lebensmittel auf Ihre Haut. Anschließend ritzt er die Stellen vorsichtig ein. Bilden sich mehr oder minder starke Rötungen, leiden Sie an einer Nahrungsmittelallergie.

Das hilft!

Eine echte Heilung ist derzeit nicht möglich. Experten raten deshalb, auslösende Allergene bestmöglich zu meiden. Patientenschulungen und Selbsthilfegruppen helfen Ihnen im Umgang mit dem schwierigen Thema. Auch ein Blick auf das Kleingedruckte im Supermarkt zahlt sich aus.

Apotheker empfehlen außerdem so genannte H1-Antihistaminika. Entsprechende Medikamente schwächen die Wirkung von Histamin als Auslöser körperlicher Reaktionen ab. Je nach Symptomatik gibt es lokal wirksame Nasensprays und Augentropfen oder Tabletten mit rezeptfreien, aber auch rezeptpflichtigen Wirkstoffen wie zum Beispiel Azelastin, Beclometason oder Cromoglicinsäure. Wirkstoffe der zweiten Generation, etwa Cetirizin oder Loratadin machen kaum noch müde. Ist ein müde machender Effekt aber erwünscht, zum Beispiel am Abend, so sind auch diese Arzneimittel verfügbar.

Anaphylaxie: Lebensgefahr!

Nicht immer laufen die Beschwerden glimpflich ab. In seltenen Fällen führen Nahrungsmittel zu anaphylaktischen Reaktionen. Schwellen die Atemwege an und bricht der Kreislauf zusammen, droht Lebensgefahr. Bei ersten Hinweisen muss der Notarzt verständigt werden.

Kennen Patienten ihr Risiko, setzen Ärzte auf Notfallmedikamente. Betroffene sollten dann ständig eine Adrenalin-Fertigspritze mitführen. Sie kann auch von Laien verwendet werden. Dazu entfernt man die Schutzkappe, drückt das Nadelende fest auf den Oberschenkel und löst den Mechanismus aus. Die Spritze injiziert Adrenalin automatisch. Anschließend sollten ein Antihistaminikum und ein Kortison-Präparat eingenommen werden. Ihr Apotheker kann Ihnen den Umgang mit der Spritze zeigen.

Gut zu wissen: Allergene in Lebensmitteln

Hersteller von Lebensmitteln müssen laut der EU-weit gültigen Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) Stoffe mit einem hohen Allergiepotenzial angeben:

  • glutenhaltige Getreidesorten
  • Krebstiere
  • Eier
  • Fische
  • Erdnüsse
  • Sojabohnen
  • Milch (einschließlich Laktose)
  • Schalenfrüchte bzw. Nüsse wie zum Beispiel Mandeln, Hasel- und Walnüsse, Cashew-, Pecan- und Paranüsse sowie Pistazien und Macadamianüsse
  • Sellerie
  • Senf
  • Sesamsamen
  • Schwefeldioxid und Sulfite
  • Lupinen
  • Weichtiere

Quelle: EU-Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV)