Volkskrankheit Venenleiden: Nur durch eine frühzeitige und konsequente Behandlung können Besenreiser, Krampfadern etc. gestoppt werden.

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Ein weit verzweigtes System aus Blutgefäßen sorgt im menschlichen Körper dafür, dass alle Organe, Gewebe und Zellen kontinuierlich mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Je nach Fließrichtung des Blutes unterscheiden Mediziner dabei Arterien und Venen. Die Venen sind dafür verantwortlich, das sauerstoffarme Blut zum Herzen zurückzutransportieren – und leisten dabei Schwerstarbeit.

Mehrere tausend Liter Blut werden täglich entgegen der Schwerkraft gepumpt. Möglich wird das durch die Venenklappen, die wie Ventile funktionieren. Fließt das Blut aufwärts, öffnen sich die Klappen und lassen das Blut passieren. Sackt es aufgrund der Schwerkraft zurück, schließen sich die Klappen. Das Prinzip der Venenklappen ist ein Meisterwerk der Natur, doch es ist fehleranfällig.

Laut der Deutschen Venen-Liga zeigen 90 Prozent der Erwachsenen Veränderungen am Venensystem. Sie führen dazu, dass die Klappen nicht mehr richtig schließen. Das Blut staut sich, die Venen werden erweitert und als geschlängelte, blaue Linien unter der Haut sichtbar. Mediziner sprechen von Krampfadern, die heute bereits jeden zweiten Österreicher betreffen.

Zu den häufigsten Ursachen gehören eine genetische Veranlagung, zu wenig Bewegung, häufiges Stehen und Sitzen sowie Übergewicht und eine Bindegewebsschwäche.

Die Hauptaufgabe der Venen ist es, das sauerstoffarme Blut in Organen, Muskeln, Haut und Knochen zu sammeln und zum Herzen zurückzutransportieren.

Harmlos zu Beginn …

Venenerkrankungen beginnen oft harmlos. Die Betroffenen bemerken ein Prickeln, Jucken, Brennen oder Schweregefühl in den Beinen. Dazu können Schwellungen, Druck- und Spannungsgefühle sowie nächtliche Wadenkrämpfe kommen. Typischerweise treten die Beschwerden bei längerem Stehen oder Sitzen auf und bessern sich, wenn die Beine hochgelagert werden.

Äußerlich werden Besenreißer und Krampfadern sichtbar. Schreitet die Erkrankung fort, entstehen Beinödeme und die Haut verändert sich. Je nach Schweregrad der Venenerkrankung bilden sich Ekzeme, die Hautpigmentierung verändert sich und es treten verhärtete Areale auf. Im fortgeschrittenen Stadium können Hautgeschwüre entstehen.

Zu den Venenerkrankungen zählen zum Beispiel Besenreiser, Krampfadern, Thrombosen, Phlebitis (Venenentzündung), Beinschwellungen, aber auch Hämorrhoiden.

Erste Anzeichen für eine Venenerkrankung sind: Krämpfe, schwere/müde Beine, Schwellungen, ein Spannungsgefühl, ein Stechen in den Beinen, sichtbare Krampfadern oder Besenreiser.

Die Basisbehandlung

Venen Krampfadern Beine Füße - Bereits jeder zweite Österreicher ist von Krampfadern betroffen. - © Shutterstock
Bereits jeder zweite Österreicher ist von Krampfadern betroffen. © Shutterstock

Ein wichtiger Grundsatz bei Venenerkrankungen lautet: frühzeitig und konsequent behandeln. So kann die Erkrankung in vielen Fällen gestoppt oder der Prozess zumindest verlangsamt werden.

Zur Basisbehandlung von Venenerkrankungen gehört die Kompressionsbehandlung mit Bindenverbänden, Kompressionsstrümpfen oder der so genannten intermittierenden pneumatischen Kompressionstherapie. Letztere wird manuell oder maschinell ausgeführt und der Druck immer wieder geändert.

Unabhängig von der gewählten Methode, haben alle Formen der Kompressionstherapie dieselben Auswirkungen:

  • Der Querschnitt der erweiterten Venen wird verringert. Dadurch erhöht sich die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und der Rücktransport zum Herzen wird beschleunigt.
  • Die Arbeit der Wadenmuskelpumpe wird unterstützt.
  • Durch die Einengung der Venen können die Venenklappen wieder richtig schließen.
  • Wassereinlagerungen wird entgegengewirkt.

In der Apotheke stehen zudem eine Vielzahl unterschiedlicher Venensalben, -cremes oder -gele zur Verfügung. Sie wirken kühlend und lindern unangenehme Beschwerden in den Beinen. Bei der Auswahl eines geeigneten Präparates erhalten Sie Unterstützung von Ihrem Apotheker.

Apotheker-Tipp

Unter den Heilpflanzen spielt besonders das Rote Weinlaub bei Venenerkrankungen eine Rolle. Mehr dazu lesen Sie hier.

Stripping, Closure & Co.

Heute gibt es eine ganze Reihe operativer Maßnahmen mit denen Venenerkrankungen behandelt werden:

  • Eine weit verbreitete und häufig angewandte Methode ist die Verödung. Dabei spritzt der Arzt ein spezielles Verödungsmittel in die Innenwand der Blutgefäße, das eine Entzündung hervorruft. Durch die Entzündung verschließt sich das Blutgefäß, der Blutfluss wird unterbunden und das funktionslose Blutgefäß vom Körper abgebaut.
  • Bei der Stripping-Methode werden geschädigte Venen mit einer flexiblen Kunststoff- oder Metallsonde herausgezogen. Kleinere Verbindungsvenen reißen dabei ab, die größeren werden entfernt. Um Blutungen zu vermeiden, wird das Bein mit Kompressionsbinden versorgt.
  • Seit einigen Jahren verbreitet sich das so genannte Closure-Verfahren. Dabei werden die geschädigten Venen vom Gefäßinneren aus mit Hilfe eines Lasers oder von Radiowellen verschlossen, aber nicht entfernt. Der Arzt führt dafür – unter Ultraschallkontrolle – eine Laserfaser- oder Mikrowellensonde in die Vene ein. Durch hohe Temperaturen wird die Venenwand geschädigt und ein Blutgerinnsel ausgelöst, was zu einem Verschluss des Blutgefäßes führt.

Der Phlebologe weiß Rat

Beine Frau Sommer Strand Füße - Nicht nur Ältere leiden unter Problemen mit den Venen. Je nach Veranlagung kann es jeden treffen. - © Shutterstock
Nicht nur Ältere leiden unter Problemen mit den Venen. Je nach Veranlagung kann es jeden treffen. © Shutterstock

Nicht jede Operationsmethode ist für alle Patienten geeignet. Manchmal müssen mehrere Maßnahmen durchgeführt werden und auch der allgemeine Gesundheitszustand sowie andere Erkrankungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung.

Am besten wenden sich Betroffene an einen Arzt, der auf Venenerkrankungen spezialisiert ist, einem so genannten Phlebologen. Er berät die Patienten nicht nur bei der Auswahl der schonendsten, sondern auch ästhetischsten Behandlungsmöglichkeit.

Apotheker-Tipp

Für gesunde Venen:

  • Achten Sie auf leichte und lockere Kleidung, die nicht einschneidet. Insbesondere Gürtel, ein enger Hosenbund und schmale Schuhe sollten vermieden werden. Zu Hause läuft man am besten auf Socken, so können die Beinmuskelpumpen bestens arbeiten.
  • Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen – Experten empfehlen, nach spätestens zwei Stunden aufzustehen und ein wenig hin und her zu laufen.
  • Wer lange sitzen muss, kann mit Fußgymnastik für Bewegung sorgen: Heben Sie die Füße immer abwechselnd ein Stück in die Luft, führen Sie lockere Kreisbewegungen aus oder strecken Sie den Vorderfuß kräftig nach vorne und anschließend zurück.
  • Nutzen Sie Telefonate, um sich zu bewegen. Treten Sie von einem Bein auf das andere oder wippen Sie immer wieder in den Zehenstand.
  • Bauen Sie generell viel Bewegung in Ihren Alltag ein.
  • Lagern Sie die Beine öfter mal hoch.
  • Kalt-warme Wechselduschen oder kalte Güsse, die von den Füßen kreisförmig bis zu den Knien oder Oberschenkeln ansteigen, verbessern die Durchblutung und stärken das Gewebe. Warme Bäder sind eher zu meiden.
  • Vermeiden Sie Übergewicht.