Eine gut sortierte Reiseapotheke kann mitunter Ihren Urlaub retten. Mit Tipps gegen Reiseübelkeit und was man gegen Reisedurchfall tun kann.

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Im Urlaub sind viele Menschen abenteuerlustiger als in der Heimat. Raus aus dem Alltagstrott, und die Sorgen lassen wir auch zurück. Wenn wir uns aber überschätzen oder unachtsam sind, steigt leider das Verletzungsrisiko. Kleine Wehwehchen kann jeder selbst verarzten – natürlich unter der Voraussetzung, dass die notwendigen Erste Hilfe-Materialien auch eingepackt wurden. Wer auf Reisen geht, tut außerdem gut daran, für den Fall der Fälle einige Arzneimittel mitzuführen. Eine Erkältung, Reiseübelkeit oder Reisedurchfall können schließlich jeden treffen – auch Abenteurer.

Die Reiseapotheke sollte stets auf das Reiseziel und auf die Reisenden abgestimmt sein. Bei Auslandsreisen kann man sich nicht immer auf eine gute Vorortversorgung verlassen. Da macht es Sinn, für möglichst viele Fälle gerüstet zu sein.

Wenn kleine Kinder mitreisen, sollten die mitgeführten Mittel auf diese abgestimmt sein. Kontrollieren Sie Ihre Hausapotheke am besten bereits ein paar Wochen vor der geplanten Reise und entsorgen Sie Produkte, die abgelaufen sind.

Begutachten Sie auch Ihren Impfpass. Wenn der Urlaub in die Ferne geht, sollten Sie sich vorab über notwendige Impfungen informieren. Machen Sie heuer Urlaub in Österreich? Es kann nicht schaden, nachzusehen, ob Sie eine Auffrischung der Zeckenimpfung brauchen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Impfungen fällig sind, können Sie mit Ihrem Impfpass auch einfach in die nächste Apotheke gehen. Dort kann man Ihnen genau sagen, wie es um Ihren Impfstatus steht. Der Apotheker weiß auch bei allen Fragen rund um die Haus- und Reiseapotheke Rat.

Grundsätzlich sollte die Basisausstattung Folgendes beinhalten: Pflaster und Verbandsmaterial, Präparate gegen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Schmerzen, Fieber, Erkältungen, Husten, Schnupfen, Insektenstiche und ein Fieberthermometer.

Meine Reiseapotheke:

Individuell notwendige Medikamente

Ihre persönlichen Dauermedikamente in ausreichender Menge.
Allergie und Insektenstiche: Antihistaminikum in Form von Tabletten oder als kühlendes Gel bei Insektenstichen
Kleine Verletzungen: Pflaster, Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel, Schere, Pinzette, Heilsalbe
Insektenschutz: Gelsenspray, ätherische Öle, Moskitonetz
Sonnenbrand: Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor, kühlende Sprays oder Gele mit Dexpanthenol, Aloe Vera oder Kamille
Erkältung: Hustensaft, Lutschtabletten, abschwellende Nasentropfen
Schmerzen & Fieber:

Paracetamol, Ibuprofen, Fieberthermometer

Durchfall & Verstopfung: Peristaltikhemmer, Rehydratationslösung, Probiotika
Reiseübelkeit: Ingwertee, Ingwerkapseln, Kaugummis mit Dimenhydrinat, diverse homöopathische Mittel aus der Apotheke.

Unfälle richtig einschätzen

Bei kleineren Verletzungen ist ein Erste Hilfe-Set hilfreich, das Pflaster, Verbandsmaterial, Handschuhe, eine Pinzette, eine Schere und ein Wunddesinfektionsmittel enthält. Bei schwereren Verletzungen muss jedoch stets ein Arzt konsultiert werden.

Dauermedikamente rechtzeitig besorgen

Medikamente Arzneimittel Einnahme - © Shutterstock
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Achten Sie darauf, Ihre Dauermedikation in ausreichender Menge mitzunehmen. Bei Flugreisen ist diese am besten im Handgepäck aufgehoben, da Koffer bekanntlich hin und wieder verloren gehen.

Um Missverständnisse bei der Ein- und Ausreise zu vermeiden, sind Medikamente am besten in der Originalverpackung aufgehoben. Zu bedenken ist unter Umständen auch, dass Sie für manche Arzneimittel eine Mitnahmebestätigung vom Arzt brauchen – im besten Fall in englischer Sprache.

Impfungen überprüfen

Impfung Pflaster - © Shutterstock
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Überprüfen Sie Ihren Impfschutz. Sind alle im Österreichischen Impfplan vorgesehenen Impfungen (etwa Polio, Tetanus, Zecken etc.) aktuell oder ist es an der Zeit für eine Auffrischung? Manche Länder verlangen zudem besondere Impfungen. In den tropischen Teilen Afrikas und in Südamerika ist eine Gelbfieber-Impfung indiziert.

In vielen Gegenden werden weitere Impfungen, etwa gegen Hepatitis, Cholera, Tollwut oder Typhus, empfohlen, und in manchen Gebieten ist eine Malariaprophylaxe ratsam. Es schadet außerdem nicht, den eigenen Impfpass auf Reisen mitzunehmen.

Autsch: Insektenstiche

Insektenschutz - © Shutterstock
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In warmen Gegenden lassen die Gelsen meist nicht lange auf sich warten. Mit Mückensprays (Repellents), langer Bekleidung und Moskitonetzen können die Plagegeister in Schach gehalten werden. Behalten Sie im Hinterkopf, dass Gelsen in manchen Ländern Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen können und schützen Sie sich dementsprechend.

Tropische Mücken hält man sich am besten mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) vom Leib. Achten Sie darauf, dass das Produkt mehr als 20 Prozent DEET enthält. Wenn Sie dieses Mittel auftragen, sollten Sie auf alkoholhaltige Kosmetika verzichten. Beachten Sie außerdem, dass DEET Kunststoffe angreifen kann. DEET ist nicht für Schwangere oder Stillende geeignet und darf bei Kindern erst ab einem Alter von zwei Jahren verwendet werden.

Präparate mit dem Wirkstoff Icaridin wirken ebenfalls gut gegen tropische Mücken, sind für Kunststoffe unbedenklich und eine Option für Schwangere und Stillende. Für Kinder ist Icaridin allerdings ebenfalls erst ab zwei Jahren geeignet.

Andere Wirkstoffe wie etwa diverse ätherische Öle können europäische Mücken zwar vom Stechen abhalten – für die Tropen sind sie aber nicht ausreichend.

Grundsätzlich gilt: Zuerst den Sonnenschutz auftragen und erst 15 Minuten später das Gelsenmittel. Sprühen Sie sich flächendeckend mit dem Präparat Ihrer Wahl ein, sparen Sie dabei aber die Augen, Schleimhäute, Lippen und die Nase aus. Tragen Sie das Repellent nicht auf verletzte Körperstellen auf – dazu zählt auch ein frischer Sonnenbrand.

Wenn Sie bereits gestochen wurden, können Sie an der Einstichstelle ein Antihistaminikum in Gel-Form auftragen. Dieses kühlt und stillt den Juckreiz. Alternativ kann aber auch schon ein kühler, feuchter Umschlag helfen.

Montezumas Rache: Reisedurchfall bekämpfen

Reiseapotheke Magen Darm - © Shutterstock
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Die ungewohnte Kulinarik fremder Länder, aber auch das heiße Sommerwetter, kann so manchem auf den Magen schlagen. Leichter Durchfall und Magenkrämpfe können gut mit rezeptfrei erhältlichen Medikamenten gedrosselt werden und gehen meist nach ein paar Tagen vorbei. Um den Wasserverlust auszugleichen, sollten Sie viel trinken, bei stärkeren Beschwerden eventuell eine Rehydratationslösung aus der Apotheke mitnehmen. Suchen Sie aber besser einen Arzt auf, falls sich die Symptome verschlechtern oder Fieber dazukommt. Verunreinigtes Wasser kann diese Beschwerden ebenfalls verursachen.

Erkundigen Sie sich deshalb in Ihrem Reiseland, ob das Leitungswasser Trinkqualität hat und verzichten Sie gegebenenfalls auf Eiswürfel in Getränken, essen Sie nur schälbares Obst wie Bananen oder Mangos und meiden Sie besser Salate, Softeis sowie rohes Fleisch und rohen Fisch.

Achten Sie zudem auf ausreichende Hygiene. Probiotika können bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts der Darmflora unterstützen und auch schon vorbeugend vor dem Urlaub eingenommen werden.

Bei Reiseverstopfung hilft ballaststoffreiche Ernährung und viel Flüssigkeit. Wenn das keine Wirkung zeigt, kann die Reiseapotheke ein mildes Abführmittel beinhalten.

Erste Hilfe bei Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit Erbrechen - © Shutterstock
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Reiseübelkeit ist bei langen Auto- oder Zugfahrten, auf dem Schiff oder im Flugzeug weitverbreitet. Tabletten oder Kaugummis mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat können die Übelkeit und den Brechreiz reduzieren. Hilfe aus der Natur bieten pflanzliche Präparate mit Ingwer. Bei leichter Reiseübelkeit kann bereits ein Ingwertee helfen, außerdem können auch Akupressur-Bänder, die an beiden Handgelenken getragen werden, Linderung herbeiführen.

Wer homöopathische Mittel bevorzugt, ist damit gut beraten: Cocculus D6 hilft bei Schwindel, Übelkeit, Übermüdung und Abneigung gegen Essen. Die erste Einnahme kann bereits ein paar Stunden vor Reisebeginn erfolgen. Tabacum D12 eignet sich bei Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Frösteln mit kaltem Schweiß. Petroleum D12 wird bei Reisekrankheit mit starker Übelkeit empfohlen.

Tipps gegen Reiseübelkeit:

  • Setzen Sie sich bei ersten Anzeichen von Übelkeit aufrecht in und halten Sie den Kopf gerade.
  • Im Auto: Richten Sie den Blick nach vorne durch die Frontscheibe, oder setzen Sie sich selbst ans Steuer. Verzichten Sie aufs Lesen. Öffnen Sie hin und wieder das Fenster; frische Luft hilft.
  • Blicken Sie bei einer Zugfahrt in die Fahrtrichtung.
  • Auf Schifffahrt fixieren Sie am besten den Horizont.
  • Bei leichter Übelkeit: Laufen Sie ein wenig auf und ab oder lenken Sie sich mit etwas ab (essen Sie etwas, hören Sie Musik oder unterhalten Sie sich zum Beispiel).
  • Wenn nichts mehr geht: Legen Sie sich hin! Im Liegen macht unser Gleichgewichtssinn Pause und die Übelkeit verfliegt. Tragen Sie ein Mittel gegen Übelkeit bei sich, wenn Sie wissen, dass Sie anfällig sind.

Erkältungen & grippale Infekte

Erkältung Urlaub Sommer - © Shutterstock
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Starke Temperaturschwankungen können unserem Körper ganz schön zusetzen. So mancher holt sich beim ständigen Wechsel zwischen klimatisierten Räumen und schwülen Außentemperaturen eine Erkältung.

Zur Sicherheit empfiehlt sich das Mitnehmen von Lutschtabletten und abschwellenden Nasentropfen. Letztere machen sich besonders bei Flugreisen bezahlt. Wenn einen der Schnupfen quält, kann der Druckausgleich bei Start und Landung sonst schmerzhaft werden. Kommen zur Erkältung Fieber und Gliederschmerzen hinzu, macht es Sinn einen Arzt um Rat zu fragen.

Sonnenschutz muss auch ins Gepäck

Sonnenschutz Kleinkind Kinder - © Shutterstock
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Babys und Kleinkinder sollten noch nicht der Sonne ausgesetzt werden, da ihrer Haut noch der Eigenschutzmechanismus fehlt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder sollten sich mit einer Kopfbedeckung, Sonnenbrille und langer Kleidung vor der Sonne schützen. Wählen Sie die Sonnencreme nach Ihrem Hauttyp und Urlaubsziel aus. Grundsätzlich gilt: Lieber einen zu hohen Lichtschutzfaktor (LSF) als einen zu niedrigen verwenden. Außerdem sollte regelmäßig nachgecremt werden.

Da jeder Sonnenbrand das spätere Hautkrebsrisiko erhöht, sollte man sich und seine Familie stets so gut es geht schützen. Falls es doch einmal dazu kommt, können Sie kühlende und entzündungshemmende After-Sun-Produkte mit Aloe vera, Dexpanthenol oder Kamille verwenden. Bei schlimmeren Sonnenbränden wird besser ein Arzt kontaktiert.

Gut zu wissen:

In jeder Apotheke erhalten Sie fundierte Informationen zur Reiseapotheke. Bei Bedarf können Sie sich gleich eine zusammenstellen lassen.