Hashimoto-Thyreoiditis ist eine spezielle Form der Schilddrüsenentzündung und zählt heute zu den am meisten verbreiteten Autoimmunstörungen. Sie ist jedoch, entgegen häufiger Annahme, kein Schicksal, auf das Sie keinen Einfluss haben …

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Glandula thyreoidea: Das Schmetterlingsorgan

Die gesunde Schilddrüse ist nur wenige Zentimeter groß, doch ihre Hormone beeinflussen alle wichtigen Funktionen des Körpers. Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) liegt unterhalb des Kehlkopfes an der Luftröhre und besteht aus zwei in der Mitte verbundenen Lappen. Ihre Form erinnert ein wenig an einen Schmetterling. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem die Schilddrüse an, zerstört deren Zellen und stoppt so die Produktion von Schilddrüsenhormonen.

Man schätzt, dass vier bis zehn Prozent der Bevölkerung irgendwann im Laufe ihres Lebens an Hashimoto-Thyreoiditis erkranken, die Tendenz ist steigend.

Unter-/Überfunktion? Diffuse Symptome

Hashimoto-Thyreoiditis kann in ganz unterschiedlichen Schweregraden verlaufen. Bei akuten Verlaufsformen kommt es oft zu starken Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Krankheitsgefühl sowie zu einer kurzfristigen Überfunktion. Meistens verläuft Hashimoto jedoch schleichend und verursacht nach und nach eine Unterfunktion. Lange Zeit unbehandelt kann diese im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Dass es so weit kommt, ist allerdings extrem selten. Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Ihre Symptome sind wie so oft bei Autoimmunerkrankungen für die Erkrankten schwer greifbar, weshalb viele den Arztbesuch aufschieben. Sie bemerken vielleicht diffuse Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtszunahme, Traurigkeit, Hautveränderungen, Nacken- und Gelenkschmerzen.

Diagnose & Therapie: Hilfe naht!

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Die Erkrankung wird durch Bluttests und Ultraschalluntersuchung nachgewiesen. Eine ursächliche Therapie gibt es bisher nicht, weswegen symptomatisch therapiert wird. Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen werden die fehlenden Hormone ersetzt. Jodreiche Nahrungsmittel (z. B. Hering) sollten gemieden werden, da eine übermäßige Jodaufnahme den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. In akuten Entzündungsphasen kommen teilweise entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz.

Hashimoto & andere Erkrankungen

Was viele nicht wissen: Hashimoto-Thyreoiditis tritt bei jedem/jeder vierten, mindestens bei jedem/jeder siebenten Patienten/Patientin zusammen mit einer oder mehreren weiteren Autoimmunkrankheiten auf! Die Liste möglicher auto­immuner Begleiterscheinungen der Hashimoto-Thyreoiditis ist lang: Typ-1-Diabetes, Zöliakie, Vitiligo (Bild), Morbus Addison, Alopecia areata, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom u. v. m.

Psyche: Schleier auf der Seele

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Hashimoto äußert sich nicht nur in physischen, sondern auch in kognitiven Einschränkungen, Konzentrationsproblemen und Gedächtnisschwäche. Auch Beeinträchtigungen des psychischen Befindens, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit oder auch Panikattacken können auftreten. Leider ­erhalten Hashimoto-Betroffene öfters Fehldiagnosen wie Burnout oder „psychosomatische Beschwerden“.

Ernährung: Jeder Mensch is(s)t anders ...

Festzuhalten ist: Die eine Hashimoto-Ernährung gibt es nicht. Sowohl der Stoffwechsel sowie mögliche Intoleranzen als auch die Ausprägung der Krankheit sind von Mensch zu Mensch verschieden. Am besten nehmen Sie eine individuelle Ernährungsberatung in Anspruch. Allgemein gilt jedoch: Reduzieren Sie den Verzehr von zucker- und kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln! Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis neigen aufgrund des gestörten Schilddrüsenhormonhaushaltes zu Blutzuckerschwankungen und können mit Spitzen in der Kohlenhydratzufuhr schlechter umgehen als gesunde Menschen. Essen Sie außerdem frische Lebensmittel, keine Fertigprodukte und setzen Sie vermehrt auf pflanzliche Kost.