allergie_shutterstock_1926341519 - Eine der häufigsten Allergien ist die Pollenallergie ("Heuschnupfen").

Allergien

Rund jeder dritte Mensch leidet an zumindest einer Allergie. Hier erfahren Sie alles über Ursachen, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten.

Unter einer Allergie versteht man eine überschießende, krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte körperfremde Eiweißstoffe, sogenannte Allergene. Diese Fremdstoffe sind eigentlich harmloser Natur und stellen keine Gefahr für den Körper dar. Bei einer Allergie identifiziert das Immunsystem sie jedoch fälschlicherweise als schädlich und bildet Abwehrstoffe (sogenannte IgE-Antikörper) gegen diese Substanzen.

Kommt das Immunsystem später erneut mit dem Allergen in Kontakt, werden bestimmte Botenstoffe wie beispielsweise das Hormon Histamin freigesetzt. Die Folge ist eine allergische Reaktion: Es kommt zu den typischen Symptomen wie Niesen, juckenden Augen oder Hautausschlag.

Allergie, Sensibilisierung oder Intoleranz?

Die Bezeichnungen Allergie, Sensibilisierung und Intoleranz werden im Alltag oft synonym verwendet. In Wirklichkeit gibt es jedoch kleine aber feine Unterschiede zwischen den Begriffen:

Von einer Sensibilisierung sprechen Mediziner:innen dann, wenn körpereigene Abwehrzellen auf normalerweise harmlose Stoffe (Allergene) mit einer Überproduktion von Antikörpern reagieren. Erst, wenn diese Reaktion des Immunsystems Symptome hervorruft, spricht man von einer Allergie. In den meisten Fällen liegt zunächst eine Sensibilisierung vor - der Körper reagiert erst dann mit den typischen allergischen "Warnsignalen", wenn ein wiederholter Kontakt mit dem Allergen stattgefunden hat.

Bei einer Intoleranz (z.B. gegen bestimmte Nahrungsmittel) ist wiederum das körpereigene Immunsystem nicht beteiligt. Meist werden diese Unverträglichkeitsreaktionen durch Enzymdefekte verursacht.

Häufige Allergien

In den Industrieländern leidet schätzungsweise jede dritte Person an zumindest einer Allergie. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Allergene. Am weitesten verbreitet sind folgende Allergien:

  • Pollenallergie ("Heuschnupfen"): ausgelöst durch Blütenpollen von Pflanzen (z.B.: Gräser, Eschen, Birken, Beifuß, Ragweed)
  • Hausstaubmilben-Allergie: ausgelöst durch Ausscheidungen der Hausstaubmilbe
  • Tierhaarallergie: ausgelöst durch Proteinverbindungen in Speichel, Hautschuppen und Schweiß des jeweiligen Tieres (z.B. Katzen)
  • Nahrungsmittelallergie: ausgelöst durch den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel (z.B. Nüsse, Kuhmilch oder bestimmte Obst- oder Gemüsesorten)
  • Insektengiftallergie: ausgelöst durch Insektenstiche (vor allem durch Bienen und Wespen)
  • Kontaktallergie: ausgelöst durch Kontakt mit Metallen (z.B. Nickel, Quecksilber), chemischen Substanzen (z.B. in Kosmetik oder Reinigungs- und Waschmitteln), Pflanzen- /Duftstoffen und anderen Materialien

Allergietypen

In der Fachwelt unterscheidet man vier Allergietypen, die sich vor allem durch den Mechanismus und Zeitpunkt der Immunreaktion unterscheiden:

  • Typ-I-Allergie (Soforttyp)Bei diesem Typ tritt die allergische Reaktion innerhalb von wenigen Sekunden bis Minuten ein. Typische Beispiele für Typ-1-Allergien sind die Pollenallergie ("Heuschnupfen"), die Hausstaubmilbenallergie, die Allergie auf Tierhaare oder die Insektengiftallergie. Auch Allergien gegen Arznei- und Nahrungsmittel zählen zu diesem Typus. Die extremste Ausprägung der Typ-I-Allergie ist der sogenannte anaphylaktische Schock, der zum Beispiel nach einem Bienenstich auftreten und unter Umständen lebensbedrohlich sein kann. Diese extreme allergische Reaktion ist jedoch Gott sei dank selten.
  • Typ-II-Allergie (zyotoxischer Typ)Die allergische Reaktion bei der Typ-II-Allergie erfolgt nach sechs bis zwölf Stunden und kann zum Beispiel nach Bluttransfusionen auftreten. Dieser Typus ist jedoch nicht sehr weit verbreitet.
  • Typ-III-Allergie (Immunkomplextyp)Auch bei der Typ-III-Allergie tritt die allergische Reaktion nach etwa sechs bis zwölf Stunden ein. Sie ist ebenfalls selten und kann beispielsweise eine Entzündung der Blutgefäße auslösen.
  • Typ-IV-Allergie (Spättyp)Dieser Allergie-Typ ist nach der Typ-I-Allergie die häufigste Allergieform. Er wird auch "Spättyp" genannt, weil die allergischen Symptome hier frühestens nach zwölf Stunden einsetzen. Oft kommt es aber erst nach zwei oder drei Tagen zu einer allergischen Reaktion. Eine typische Typ-IV-Allergie ist die sogenannte Kontaktallergie, die zeitlich verzögert nach dem Kontakt mit einem Allergen (zum Beispiel mit bestimmten Metallen oder Chemikalien) auftritt. Dabei ist im Regelfall vor allem die Haut betroffen (Ausschlag, Schwellungen, Juckreiz etc.).

Was ist eine Kreuzallergie?

Von einer Kreuzallergie spricht man, wenn z.B. eine Person, die an einer Pollenallergie leidet, eine "Kreuzreaktion" auf bestimmte Nahrungsmittel entwickelt. Dabei reagiert das Immunsystem irrtümlicherweise auf die Inhaltsstoffe dieser Nahrungsmittel, da diese jenen des Pollen-Allergens ähneln. Eine häufige Form der Kreuzallergie ist beispielsweise das sogenannte Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom, bei dem ein Immunsystem, das auf Birke sensibilisiert ist, auch bei dem Verzehr von Nüssen und diversen Obstsorten mit Allergie-Symptomen reagiert.

Ursachen

Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass genetische Faktoren bei der Entstehung einer Allergie eine Rolle spielen. Die Neigung, eine bestimmte Allergie zu entwickeln, kann von den Eltern an die Kinder vererbt werden. Diese Neigung zu einer bestimmten allergischen Reaktion wird in der Fachwelt auch "Atopie" genannt. Ob sich aus dieser Atopie schließlich tatsächlich eine Allergie entwickelt, hängt auch von Umwelteinflüssen ab. Zu den Risikofaktoren, die die Entstehung einer Allergie begünstigen können, gehören:

  • Wiederholter, anhaltender Kontakt mit Allergenen: Je häufiger und länger eine (entsprechend genetisch veranlagte) Person einem bestimmten Allergen ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher entwickelt sie eine Allergie darauf.
  • Ernährung
  • Schadstoffe (z.B. Abgase, Zigarettenrauch)

Einigen Studien zu Folge kann auch übertriebene Hygiene im Kindesalter das Risiko für die Entwicklung einer Allergie erhöhen. So dürften beispielsweise Kinder, die in einem ländlichen Umfeld (z.B. auf einem Bauernhof) aufwachsen und somit häufiger mit Mikroorganismen in Kontakt kommen, später seltener an Allergien leiden als Stadtkinder.

Symptome

Bei einer Allergie können verschiedenste Symptome auftreten. Zu den häufigsten gehören:

  • Schnupfen, Niesreiz, Husten
  • brennende, tränende oder geschwollene Augen
  • geschwollene oder gerötete Schleimhäute
  • Atembeschwerden, Atemnot
  • Hautauausschläge, Juckreiz
  • unspezifische Symptome wie z.B. Durchfall, Kopfschmerz, Abgeschlagenheit

Allergische Symptome können lokal begrenzt oder am ganzen Körper auftreten. In den meisten Fällen reagieren vor allem die Körperstellen, die Kontakt mit dem Allergieauslöser (Allergen) haben. Bei einer Pollenallergie sind beispielsweise vor allem die oberen Atemwege und Augen betroffen, weil diese direkt mit den Pollen in Berührung kommen. Dies führt zu den typischen Symptomen wie Niesreiz, Schnupfen und allergischer Bindehautentzündung.

Eine Nahrungsmittel-Allergie kann dementsprechend Juckreiz und Schwellungen an Mund und Zunge auslösen und eine Kontaktallergie zeigt sich in der Regel vor allem durch Hautausschläge und Juckreiz.

Im seltenen Fällen kann eine allergische Reaktion zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock führen. Dieser kann sogar lebensbedrohlich sein. Häufige Auslöser für diese schwere Überempfindlichkeitsreaktion sind etwa Nahrungsmittel (z.B. Erdnüsse), Insektengifte (z.B. von Bienen, Wespen) oder bestimmte Medikamente (z.B. Antibiotika).

Erste Hilfe bei einem anaphylaktischen Schock

  • Sorgen Sie dafür, dass der betroffenen Person kein weiteres Allergen zugeführt wird und entfernen Sie den Auslöser (z.B. Bienenstachel).
  • Beruhigen Sie die betroffene Person und alarmieren Sie die Rettung.
  • Kontrollieren Sie die Lebenszeichen (Puls, Atmung). Leiten Sie bei fehlenden Lebenszeichen Wiederbelebungsmaßnahmen ein.
  • Wenn die betroffene Person keine Atemprobleme hat, bringen Sie sie in die Schocklage (Oberkörper tief, Beine hoch lagern).
  • Bei Atemnot bringen Sie die betroffene Person in eine sitzende Haltung.
  • Wenn die betroffene Person bewusstlos ist, sorgen Sie für eine stabile Seitenlage.
  • Wenden Sie gegebenenfalls Notfall-Medikamente aus dem Allergie-Notfallset an (z.B. Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum oder Kortisonpräparat).

Diagnose

allergietest_shutterstock_1968769795 - Der Pricktest ist das beliebteste Allergietest-Verfahren.
Der Pricktest ist das beliebteste Allergietest-Verfahren.

Die erste Anlaufstelle bei einem Allergieverdacht ist der Hausarzt/die Hausärztin. Dieser/diese wird Sie bei Bedarf zu einem Facharzt/einer Fachärztin oder in ein Allergieambulatorium überweisen. In diesen speziellen Einrichtungen können eine Reihe verschiedenster Diagnosemethoden angewendet werden. Folgende Allergietests kommen dabei häufig zum Einsatz:

  • PricktestDer Pricktest ist das beliebteste Allergietest-Verfahren. Er kommt bei dem Verdacht auf eine Typ-I-Allergie (Soforttyp) zum Einsatz. Dabei werden mögliche Allergene in flüssiger Lösung auf die Innenseite des Unterarms aufgetragen und die Haut an diesen Stellen leicht eingeritzt, damit die Substanzen in die Haut gelangen. Liegt eine Allergie gegen einen bestimmten Auslöser vor, reagiert die Haut an der jeweiligen Stelle mit Rötungen, Juckreiz oder der Bildung von Quaddeln.
  • Epikutantest (Pflastertest)Dieses Testverfahren eignet sich vor allem für Typ-IV-Allergien (Spättyp), bei denen es erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 12 Stunden bis zu 3 Tagen zu allergischen Symptomen kommt. Dabei werden spezielle Hautpflaster mit vermuteten Allergenen auf den Rücken oder Unterarm des Patienten/der Patientin aufgeklebt. Bei einem erneuten Arzttermin ein paar Tage später wird schließlich kontrolliert, ob es zu allergischen Reaktionen gekommen ist. Diese äußern sich durch Juckreiz, Rötungen, Schwellungen oder Blasen.
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  • IntrakutantestBei diesem Testverfahren wird das Allergen direkt unter die Haut am Rücken gespritzt. Es funktioniert ähnlich wie der Pricktest und eignet sich eher für schwache Allergene.
  • BluttestAllergie-Bluttests sind ergänzende und alternative Mittel, um ein etwaiges Allergen zu identifizieren. Da das Immunsystem bestimmte Antikörper (lgE-Antikörper)
    gegen die Allergene bildet, lassen sich diese gegebenenfalls im menschlichen Blut nachweisen. Auch andere Parameter des Blutbildes können Aufschluss darüber geben, ob eine Allergie vorliegt oder nicht.
  • ProvokationstestDieser Test kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn die anderen Testmethoden kein aussagekräftiges Ergebnis geliefert haben. Das verdächtige Allergen wird hier direkt auf die Atemwegsschleimhaut (zum Beispiel durch Inhalation oder durch direktes Auftragen auf die Nasenschleimhaut oder Bindehaut der Augen) aufgebracht. Anschließend wird überprüft, wie die Bronchien und Schleimhäute auf die Reizung reagieren.

Behandlung

Medikamentöse Behandlung

Die Symptome von Allergien können heutzutage meist sehr gut durch den Einsatz von Medikamenten gelindert werden. Zu den Wirkstoffen, die dabei am häufigsten zum Einsatz kommen zählen Anti-Histaminika, Mastzellstabilisatoren und Kortison-Präparate.

Anti-Histaminika unterdrücken die allergische Reaktion des Körpers auf den jeweiligen Auslöser und hemmen die Ausschüttung des körpereigenen Botenstoffes Histamin, der für die typischen Allergiesymptome verantwortlich ist. Diverse Anti-Histaminika sind unter anderem in Tablettenform, als Augentropfen, Nasensprays oder auch als Salben erhältlich.

Eine ähnliche Wirkungsweise haben Stoffe aus der Gruppe der Mastzellstabilisatoren. Diese greifen direkt in die Funktion der Mastzellen ein - jene Zellen, die für die Ausschüttung von Histamin verantwortlich sind. Sie kommen meist dann zum Einsatz, wenn Antihistaminika nicht die gewünschte Wirkung erzielen.

Kortison-Präparate wiederum werden vor allem aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung eingesetzt und können - in der Form von Sprays, Inhalatoren, Salben oder intravenös - bei schweren allergischen Symptomen Linderung verschaffen.

Als Notfallmedikament bei einem anaphylaktischen Schock kann außerdem Adrenalin verabreicht werden.

Alle genannten Wirkstoffe sind für die symptomatische Therapie vorgesehen. Das heißt, dass mit ihnen nur die Symptome der Allergie behandelt werden und nicht die Ursache. Die allergischen Beschwerden kehren also in der Regel nach Absetzen der Präparate zurück.

Hyposensibilisierung 

Die Hyposensibilisierung (auch "spezifische Immuntherapie" genannt) wird insbesondere zur Behandlung von Typ-I-Allergien - z.B. bei Pollen-, Insektengift- oder Hausstaubmilbenallergie - eingesetzt. Dabei spritzt der Arzt/die Ärztin der betroffenen Person in regelmäßigen Abständen niedrige Dosen des jeweiligen Allergens unter die Haut - ähnlich wie bei einer Impfung. Bei einigen Allergenen besteht alternativ die Möglichkeit, die Allergen-Präparate als flüssige Lösung oder als Tablette zu verabreichen.

Mit der Zeit wird die Dosierung langsam erhöht. So gewöhnt sich das Immunsystem allmählich an das Allergen, der Körper wird quasi desensibilisiert. Die durchschnittliche Behandlungsdauer bei einer Hyposensibilisierung beträgt drei bis fünf Jahre.

Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung stellt die Hyposensibilisierung eine ursächliche Therapie dar. Durch sie werden also nicht nur die Symptome bekämpft, sondern die Überempfindlichkeit des Immunsystems auf den jeweiligen Auslöser selbst therapiert. In den meisten Fällen kann die Allergie damit zumindest gelindert werden, im Idealfall verschwindet sie ganz.

Vermeidung des Kontaktes mit Allergenen

Auch, wenn es banal klingt: Die effektivste Maßnahme gegen eine Allergie ist, den Auslöser zu meiden. In welchem Umfang dies möglich ist, hängt natürlich von dem jeweiligen Allergen ab. Während man sich etwa bei einer diagnostizierten Nahrungsmittel- oder Kontaktallergie relativ einfach vor dem Auslöser schützen kann, ist dies beispielsweise bei einer Pollenallergie schon schwieriger. Services wie der Pollenwarndienst oder die Pollenflugübersicht von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik können jedoch zumindest dabei helfen, die gegenwärtige Pollenbelastung einzuschätzen.