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Haarausfall

Ein Großteil der Menschen sieht sich zumindest einmal im Leben mit übermäßigem Haarverlust konfrontiert. Lesen Sie hier alles über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten und erfahren Sie außerdem, wie Sie etwas gelassener mit dieser Thematik umgehen lernen können.

Formen des Haarausfalls/Ursachen

Jeder Mensch verliert Haare. Ein Haarausfall von bis zu 100 Haaren pro Tag ist völlig normal. Erst, wenn einer betroffenen Person über einen längeren Zeitraum hinweg mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen und sich kahle Stellen auf der Kopfhaut zeigen, spricht man von einem übermäßigen Haarausfall (Alopezie). Grundsätzlich unterscheidet man dabei vor allem drei Formen:

  • Erblich bedingter Haarausfall (Alopecia androgenetica)
  • Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
  • Diffuser Haarausfall (Alopecia diffusa)

Erblich bedingter Haarausfall

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Der erblich bedingte (oder androgenetische) Haarausfall ist die mit Abstand am weitesten verbreitete Art des Haarausfalls. Etwa 90 Prozent aller von (übermäßigem) Haarausfall betroffenen Menschen leiden unter dieser Form. Sie kommt vor allem bei Männern sehr häufig vor. Die Ursache ist eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber dem männlichen Sexualhormon Dihydrosteron (DHT). Im Laufe der Zeit verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare bei den Betroffenen zunehmend und die Kopfhaarwurzeln schrumpfen. Die Haare beginnen schließlich frühzeitig auszufallen.

Erblich bedingter Haarausfall kann mitunter schon im jugendlichen Alter einsetzen. Bei Männern kommt es dann typischerweise im Laufe der Zeit zu Geheimratsecken an den Schläfen oder lichten Stellen im Bereich des Oberkopfes. Dieses Haarausfallmuster kann sich schließlich zu einer Glatze auf der Stirn und am Hinterkopf ausweiten, bis oft nur mehr ein Haarkranz überbleibt.

Auch Frauen können von androgenetischem Haarausfall betroffen sein, in den meisten Fällen nach den Wechseljahren. In der Regel zeigt sich diese Art des Haarausfalls bei Frauen vor allem an einer Lichtung des Haares im Scheitelbereich, wobei jedoch normalerweise keine Glatze entsteht. Auch hier werden hormonelle Störungen als Ursache vermutet.

Kreisrunder Haarausfall

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Beim kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) entstehen plötzlich rundliche, kahle Stellen, die lokal begrenzt sind. In seltenen, sehr schweren Fällen können bei einer Alopecia areata auch alle Körperhaare ausfallen. Im Gegensatz zur erblich bedingten Form handelt es sich beim kreisrunden Haarausfall um eine Erkrankung. Die Ursache ist eine fehlgeleitete Autoimmunreaktion des Körpers, durch die die Haarwurzeln angegriffen werden. Es handelt sich also um eine Autoimmunerkrankung. Auch die Nägel können betroffen sein.

Alopecia areata kann bei Männern und Frauen aller Altersgruppen auftreten, häufig bereits im Kindesalter. Schätzungen zufolge sind rund ein bis zwei Prozent der weltweiten Bevölkerung von der Erkrankung betroffen. Bei rund 80 Prozent der Betroffenen wächst das ausgefallene Haar auch ohne Behandlung nach einer gewissen Zeit wieder nach und die kahlen Stellen schließen sich.

Diffuser Haarausfall

Beim diffusen Haarausfall (Alopecia diffusa) kommt es zu einer gleichmäßigen Ausdünnung des Haares am Kopf. Die Haardichte wird insgesamt merklich geringer, einzelne kahle Stellen treten jedoch in der Regel nicht auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die möglichen Ursachen für diffusen Haarausfall sind vielfältig. Zu ihnen gehören:

  • Hormonschwankungen (z.B. während und nach einer Schwangerschaft)
  • Schilddrüsenerkrankungen/Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • übermäßiger und dauerhafter Stress
  • Hauterkrankungen
  • Eisenmangel
  • Infektionen
  • Einseitige Ernährung
  • Nebenwirkung bestimmter Medikamente (z.B. Betablocker)

Der Haarverlust tritt dabei oft zeitlich verzögert zur ursächlichen Schädigung auf. Mitunter können Wochen oder sogar Monate zwischen dem auslösenden Ereignis und dem tatsächlichen Ausfallen der Haare liegen.

Der Haarzyklus

Jedes Haar durchläuft einen Zyklus mit drei Phasen:

  1. Die Wachstumsphase (Anagenphase):In dieser Phase bildet sich eine neue Haarwurzel und das Haar beginnt zu wachsen. Sie dauert in der Regel vier bis sechs Jahre an. Normalerweise befinden sich etwa 85 bis 90 Prozent aller Haare am Kopf in der Wachstumsphase.
  2. Die Übergangsphase (Katagenphase)In der Katagenphase (Dauer ca. zwei Wochen) durchläuft das Haar einen Umbauprozess. Die Haarwurzel wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt und schrumpft. Etwa zwei Prozent der Haare befinden sich in dieser Phase.
  3. Die Ruhephase (Telogenphase)In der letzten Phase des Haarzyklus wird die Stoffwechselaktivität des Haarfollikels eingestellt. Das Haar verkümmert schließlich und fällt aus - ein neues Haar beginnt zu entstehen. Rund acht bis 14 Prozent aller Haare am Kopf befinden sich gleichzeitig in dieser Phase. Sie dauert etwa drei Monate lang an.

Der Haarzyklus ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass es in der kühleren Zeit des Jahres - speziell im Herbst - zu verstärktem Haarausfall kommt. Im Juli wechseln nämlich besonders viele Haarwurzeln in die Ruhephase, bevor sie etwa 100 Tage später dann ausfallen. Dieser saisonal bedingte Haarausfall ist also völlig normal und kein Anlass für Besorgnis. Das ausgefallene Haar wächst wieder nach - es handelt sich also eher um einen "Haarwechsel".

Diagnose

Die erste Anlaufstelle bei übermäßigem Haarausfall - also einem länger andauernden Haarverlust von mehr als 100 Haaren pro Tag - ist der Hausarzt/die Hausärztin. Bei Bedarf kann danach die Überweisung zu einem Dermatologen/einer Dermatologin erfolgen.

Am Beginn der Diagnosefindung steht ein Anamnesegespräch zur Erhebung der Krankengeschichte. Dabei wird unter anderem abgeklärt, wie lange der Haarausfall bereits andauert und ob ein möglicher auslösender Faktor (zum Beispiel die Einnahme eines neuen Medikamentes, eine Umstellung der Ernährung, starker Stress oder hormonelle Veränderungen) vorliegt. Liefert die Anamnese keine aufschlussreichen Erkenntnisse, kann eine Blutuntersuchung zielführend sein. Anhand dieser kann zum Beispiel eruiert werden, ob ev. eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder ein Eisenmangel vorliegt.

Oft ist eine Diagnose auch anhand der Einordnung des Haarausdünnungs-Musters möglich. Zeigt sich der Haarausfall etwa in Form der typischen Geheimratsecken oder kahlen Stellen am Oberkopf, ist dies ein starkes Indiz für erblich bedingten Haarausfall, dem keine andere Erkrankung oder Funktionsstörung zu Grunde liegt.

Zu den weiteren Untersuchungsmethoden bei übermäßigem Haarausfall zählen unter anderem:

  • Zupftest (Epilationstest): Der Dermatologe/die Dermatologin testet so, wie viele Haare sich schon durch leichtes Ziehen entfernen lassen.
  • Mikroskopische Haarwurzelanalyse (Trichogramm): Damit können etwaige krankhafte Vorgänge an den Haarwurzeln festgestellt werden. Es kann ebenfalls abgeschätzt werden, welche Anzahl von Haaren gerade ein bestimmtes Stadium im Haarzyklus durchläuft.
  • Kopfhautbiopsie: Auch die Untersuchung einer Gewebeprobe der Kopfhaut kann in manchen Fällen aufschlussreich sein.

Tipps: Psychische Unterstützung bei Haarausfall

Viele Männer und Frauen wissen: Haarausfall kann eine starke psychische Belastung darstellen. Wir haben für Sie ein paar Tipps und Anregungen zusammengestellt, mit der sich die Situation möglicherweise etwas leichter bewältigen lässt:

  • Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, zum Beispiel in einem Haarausfall-Online-Forum.
  • Machen Sie sich klar, dass es sehr viele Menschen gibt, die unter dem gleichen "Problem" leiden. So haben etwa 30 Prozent der Männer bereits mit 30 Jahren Haarausfall, mit 50 Jahren ist bereits die Hälfte betroffen. Mit 70 Jahren hat schließlich nur noch jeder fünfte Mann volles Haar ohne Anzeichen von Haarausfall. Früher oder später wird also fast jeder mit einer Ausdünnung der Haarpracht konfrontiert.
  • Ziehen Sie einen Psychologen/eine Psychologin zu Rate, wenn Sie die Situation schwer belastet.
  • Haarverlust muss nicht unbedingt irreversibel sein. Es gibt mittlerweile durchaus taugliche Behandlungsmöglichkeiten (siehe unten). Lassen Sie sich dazu von Expert:innen beraten.
  • Heutzutage gibt es zudem gute Möglichkeiten, kahle Stellen am Kopf zu kaschieren, z.B. mit Perücken, Toupets oder Haarteilen. Auch Kopfbedeckungen wie Hüte, Kappen und Hauben sind hilfreich und können sogar zu einem modischen Markenzeichen werden.
  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Vorzüge und überlegen Sie, wie Sie diese betonen könnten.
  • Führen Sie sich vor Augen, dass eine geringere Anzahl von Haaren am Kopf nicht automatisch bedeutet, dass man beim anderen Geschlecht an Attraktivität verliert. Im Gegenteil: Eine Erhebung in den USA hat ergeben, dass 54 Prozent der befragten Frauen einen kahlen Kopf sogar sexy finden. Nicht umsonst gelten Männer wie Sean Connery oder Bruce Willis als besonders attraktiv.

Therapie

Die Behandlung von übermäßigem Haarausfall ist abhängig von der jeweiligen Form und Ursache.

Therapie von erblich bedingtem Haarausfall

Der erblich bedingte Haarausfall wird zunächst in der Regel mit dem Arzneistoff Minoxidil behandelt, den man (meist in der Form von Lösungen oder als Schaum) auf die Kopfhaut aufträgt. Bei der Mehrzahl der Betroffenen kann damit der Haarausfall nach einigen Monaten zumindest gestoppt werden. In manchen Fällen ist sogar eine Verdichtung des Haares möglich. Achtung: Nach ein paar Wochen der Anwendung von Minoxidil kommt es zu einer vorübergehenden Verstärkung des Haarausfalles. Dies ist jedoch ein völlig normaler Prozess und bedeutet sogar, dass die Therapie gut anschlägt. Im Anschluss wächst kräftigeres Haar nach. Mit Absetzen des Wirkstoffes können die Haare wieder ausfallen.

Sollte die Behandlung mit Minoxidil nicht zufriedenstellend verlaufen, kann ein Präparat mit dem Inhaltsstoff Finasterid verordnet werden. Dieser ist nur für Männer vorgesehen (für Frauen geht eine zu große Gefahr von den Nebenwirkungen aus) und blockiert eine hormonelle Umwandlung in den Haarwurzelzellen selbst. Auch hier ist Geduld gefragt: Das Mittel muss zumindest ein Jahr lang eingenommen werden, bevor Therapieerfolge sichtbar werden.

Eine andere Methode, um verlorenes Haar zu ersetzen ist die (Eigen-)Haartransplantation. Dabei werden Haarwurzeln von noch intakten Haaren (meist vom Hinterkopf) an lichte Stellen verpflanzt. Da die Haarwurzeln des Hinterkopfes meist weniger empfindlich auf Testosteron reagieren, fallen die Haare in der Regel auch nach der Verpflanzung nicht wieder aus.

Therapie von kreisrundem Haarausfall

In den meisten Fällen wird kreisrunder Haarausfall zunächst mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortison (in Form von Cremes oder Lösungen) behandelt. Dadurch soll die entzündliche Immunreaktion an den betroffenen Stellen unterbunden und der Haarausfall gestoppt werden. Häufig reicht diese Behandlung aus, um neue Haare wachsen zu lassen. In schwereren Fällen kann das Kortison auch per Spritzen oder in Tablettenform verabreicht werden.

Sollte diese Behandlungsform nicht anschlagen, kann unter anderem eine sogenannte Topische Immuntherapie zielführend sein. Bei dieser wird der Wirkstoff Diphenylcyclopropenon (DCP) auf die Kopfhaut aufgebracht und dadurch eine allergische Reaktion ausgelöst. So soll das Immunsystem angeregt und quasi "abgelenkt" werden, um die Anti-Immunreaktion bei kreisrundem Haarausfall zu unterbinden.

Manchmal wird bei dieser Form des Haarausfalls auch der Wirkstoff Dithranol angewendet. Dieser führt an den betroffenen Stellen zu einer Hautreizung und kann unter Umständen neues Haarwachstum anregen.

Schließlich besteht noch die Möglichkeit der sogenannten PUVA-Therapie. Dabei wird ein lichtsensibler Wirkstoff auf die Kopfhaut aufgebracht - im Anschluss erfolgt eine Bestrahlung mit langwelligem ultravioletten Licht (UVA). Dies soll die Autoimmunreaktion auf die Haarwurzeln stoppen.

Die Prognose ist bei kreisrundem Haarausfall jedenfalls vergleichsweise günstig: Die verlorenen Haare wachsen in vielen Fällen wieder nach - häufig auch ganz ohne Behandlung.

Therapie von diffusem Haarausfall

Die Therapieansätze bei diffusem Haarausfall sind vielfältig, da auch die Ursachen sehr variieren können. Wird ein bestimmtes Medikament als Auslöser vermutet, kann der Arzt/die Ärztin nach Möglichkeit ein alternatives Präparat verschreiben. Aber Achtung: Medikamente dürfen auf keinen Fall eigenmächtig abgesetzt werden!

Etwaige zu Grunde liegende Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen sollten naturgemäß genauso ursächlich behandelt werden wie mögliche hormonelle Störungen.

Bei einem nachgewiesenen Eisenmangel helfen Eisenpräparate. Auch andere Nahrungsergänzungsmittel wie beispielsweise Präparate mit Zink, Selen, Vitaminen oder bestimmten Aminosäuren haben sich bei diffusem Haarausfall als hilfreich erwiesen. Wird der Haarausfall mit einer Ernährungsumstellung in Verbindung gebracht, sollte in der Folge auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Oft wirken sich auch eine Reduktion des Alkohols- oder Nikotinkonsums positiv aus.

Ähnlich wie beim kreisrunden Haarausfall ist auch beim diffusen Haarausfall die Prognose gut. In vielen Fällen wachsen die Haare wieder nach, sobald die zu Grunde liegende Ursache für den Haarausfall behoben ist. Meist geschieht dies jedoch mit einer Verzögerung von einigen Monaten.

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