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Schlafstörungen

Jeder Mensch schläft hin und wieder schlecht. Das ist völlig normal und in der Regel kein Grund zur Sorge. Wenn sich die Ein- und Durchschlafschwierigkeiten allerdings häufen und dazu führen, dass auch tagsüber regelmäßig Beschwerden wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit auftreten, spricht man von einer Schlafstörung.

Schätzungen zufolge leiden in den Industrieländern rund 10 % aller Menschen unter schweren Schlafstörungen - von leichten Schlafstörungen ist sogar mehr als ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Die Ursachen sind mannigfaltig und reichen von emotionalen Belastungen über psychische Erkrankungen und Atmungsstörungen bis hin zu einer ungünstigen Schlafumgebung. Dementsprechend gibt es auch unterschiedlichste Therapieansätze. Hier erfahren Sie alles, was Sie über diese Thematik wissen sollten.

Beschwerden

Grundsätzlich unterscheidet man bei Schlafstörungen zwei verschiedene Beschwerdebilder:

  • Beschwerden, die den Schlaf selbst betreffen:z.B. Ein- und Durchschlafstörungen oder Störungen der Schlafqualität
  • Beschwerden, die tagsüber auftreten: z.B. Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, Unruhe, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, beeinträchtigte kognitive Fähigkeiten

Von einer krankhaften Schlafstörung (Insomnie), spricht man dann, wenn beide Beschwerdebilder vorliegen und die Schlafbeschwerden über mehrere Wochen hinweg mindestens dreimal wöchentlich auftreten. Betroffene verspüren häufig einen hohen Leidensdruck.

Ursachen

Schlafstörungen können durch eine Reihe unterschiedlicher Ursachen ausgelöst werden. Zu diesen gehören:

  • Psychische Erkrankungen:z.B. Depression, Angststörungen, Psychosen
  • Organische und neurologische Erkrankungen:Zahlreiche neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson oder Epilepsie können zu Schlafstörungen führen. Auch nächtliche Bewegungsstörungen wie das Restless-Legs-Syndrom fallen in diese Kategorie. Darüber hinaus können diverse hormonelle (z.B. Schilddrüsenerkrankungen) oder chronische-entzündliche Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis) zu erheblichen Schlafproblemen führen. Chronische Schmerzen sind ebenfalls ein häufiger Grund für Schlafbeschwerden.
  • Nächtliche Atmungsstörungen:Schnarchen ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen. Rund 60% der Männer und 40% der Frauen erzeugen beim Schlafen Schnarchgeräusche. In einem "normalen" Ausmaß ist Schnarchen zwar lästig, hat jedoch keine groben gesundheitlichen Auswirkungen. Problematisch wird es, wenn es zusätzlich zu plötzlichen Atemaussetzern während des Schlafes kommt. Diese als Schlafapnoe bezeichnete Störung betrifft rund 4% der Bevölkerung und kann die Erholungsfunktion des Schlafes erheblich beeinträchtigen. Durch die Atemaussetzer wird der Schlafrhythmus unterbrochen, das Herz beginnt schneller zu schlagen und der Blutdruck steigt. Häufige Folgeerscheinungen sind Tagesmüdigkeit und ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
  • Psychosoziale Probleme:Häufig führen auch Sorgen und Probleme in Beruf und Privatleben zu vorübergehenden Schlafstörungen. Die meisten Menschen kennen wohl das Phänomen, dass oft gerade vor dem Einschlafen - wenn alle ablenkenden Faktoren ausgeschaltet sind - das berüchtigte "Gedankenkarusell" einsetzt. Man verfällt ins Grübeln und findet nur sehr schwer zur Ruhe. Zusätzlich kann dauerhafter Stress in Beruf und Alltag das Einschlafen am Abend erschweren.
  • Medikamente und Drogen:Manche Medikamente können als Nebenwirkung Schlafstörungen verursachen. Außerdem können bestimmte Schlafmittel wie etwa Benzodiazepine dazu führen, dass nach dem Absetzen erneut Schlafstörungen einsetzen - manchmal sogar in einem größeren Ausmaß als vor Behandlungsbeginn. Andere Subtanzen, die schlafstörend wirken können sind Alkohol (kann das Durschlafen behindern), Koffein, Nikotin und illegale Drogen wie Cannabis, Heroin, Kokain und Ecstasy.
  • Ungünstige Schlafumgebung und -gewohnheiten:Auch die äußeren Umstände und individuellen Gewohnheiten haben einen beträchtlichen Einfluss auf die Qualität und Quantität des Schlafes. Lichtverhältnisse, Geräuschkulisse und Umgebungstemperatur sind allesamt Faktoren, die sich auf den Schlaf auswirken können. Ungünstige Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die den Schlaf beeinträchtigen können, sind etwa unregelmäßige Schlafenszeiten, Schichtarbeit, die Einnahme üppiger Mahlzeiten am Abend oder intensive körperliche Beanspruchung direkt vor dem Schlafengehen.

Sonderformen: Hypersomnie & Parasomnien

Unter Hypersomnie (auch "Schlafsucht" genannt) versteht man eine erhöhte Schläfrigkeit am Tag. Die Betroffenen schlafen tagsüber wiederholt ungewollt ein - häufig geschieht dies bei reizarmen, monotonen Tätigkeiten wie beim Lesen oder Fernsehen. Manche Patient:innen nicken auch bei unpassenden Gelegenheiten wie während der Arbeit oder in einem Gespräch plötzlich ein. Menschen, die unter Hypersomnie leiden, schlafen außerdem in der Regel deutlich länger als andere Menschen und haben morgens oft Schwierigkeiten, sich nach dem Schlafen zu orientieren und richtig wach zu werden ("Schlaftrunkenheit"): Dies geschieht, obwohl die Betroffenen grundsätzlich über eine normale Schlafstruktur verfügen, d.h. sie haben weder zu schlecht, noch zu wenig geschlafen. Die Hypersomnie ist meistens psychisch bedingt, sie kann jedoch auch körperliche Ursachen haben. Eine Sonderform der Hypersomnie ist die Narkolepsie. Bei dieser neurologischen Erkrankung ist die Schlaf-Wach-Regulation im Gehirn gestört und es kommt zu regelrechten "Schlafattacken".

Unter dem Begriff Parasomnien werden verschiedene unerwünschte Verhaltensweisen zusammengefasst, die während des Schlafes oder während des Schlaf-Wach-Übergangs auftreten. Hierzu gehören unter anderem:

  • Schlafwandeln:Bei dieser Störung führen Betroffene Bewegungen und Handlungen während des Tiefschlafes aus. Mitunter verlassen sie dabei das Bett und in manchen Fällen sogar das Haus/die Wohnung. Schlafwandelnde reagieren kaum auf äußere Reize und können nur schwer geweckt werden.
  • Alpträume:erschreckende Träume, die während des REM-Schlafes auftreten und häufig als sehr real erlebt werden
  • Pavor nocturnus ("Nachtschreck"):Bei dieser, manchmal auch als "Schlafterror" bezeichneten Störung schrecken die Betroffenen aus dem Schlaf auf und sind dabei heftig erregt. Dabei kommt es auch zu körperlichen Angstsymptomen wie schneller Atmung, Schwitzen und schnellem Herzschlag. Der/die Betroffene hat nach dem Aufwachen in der Regel keine Erinnerung mehr an die Geschehnisse. Besonders häufig tritt diese Parasomnie bei Kindern auf.
  • Schlafparalyse (Schlaflähmung):Hierbei handelt es sich um ein Erwachen aus dem REM-Schlaf, bei dem die Lähmung der Skelettmuskulatur, die während des Schlafes natürlicherweise auftritt, auch nach dem Aufwachen bestehen bleibt. Betroffene sind also geistig wach, können sich jedoch vorübergehend nicht bewegen. Dieses Phänomen wird häufig als sehr angsteinflößend erlebt und geht manchmal mit bedrohlichen Halluzinationen einher.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung:Diese Störung ist quasi das Gegenstück zur Schlafparalyse und zeichnet sich dadurch aus, dass das typischen Erschlaffen der Muskulatur während des Schlafes ausbleibt. Als Folge kommt es zu teilweise heftigen Bewegungen, weil Trauminhalte tatsächlich körperlich ausagiert werden. Betroffene schlagen oder treten beispielsweise während des Schlafes um sich.

Diagnose

schlaflabor_shutterstock_382043125 - In einem Schlaflabor können unter anderem die Gehirnströme gemessen werden.
In einem Schlaflabor können unter anderem die Gehirnströme gemessen werden.

Um eine Schlafstörung möglichst frühzeitig zu erkennen, können mehrere Diagnosemethoden angewendet werden:

  • Am Anfang steht meist eine schlafmedizinische Anamnese. Dabei können im Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin mögliche Ursachen für die Schlafstörungen identifiziert werden. In der Regel fragt der Mediziner/die Medizinerin dabei unter anderem nach Schlafgewohnheiten, Schlafenszeiten, Ritualen vor dem Einschlafen, Dauer der Einschlafzeit, Häufigkeit und Dauer der Aufwachphasen, Tagesmüdigkeit und etwaigen psychischen oder körperlichen Belastungen.
  • Auch das Führen eines Schlaftagebuches, in dem Notizen über die Schlafgewohnheiten und die Schlafqualität festgehalten werden, kann hilfreich sein. Damit können etwaige Muster und Auffälligkeiten, die den Schlaf beeinflussen, besser erkannt werden. Auch der Einsatz von Schlaffragebögen kann bei der Diagnose von Schlafstörungen sinnvoll sein.
  • Da Schlafprobleme auch durch organische Ursachen wie Schilddrüsen-, Nieren-, Herz- oder Lungenerkrankungen ausgelöst werden können, wird in der Regel auch eine körperliche Untersuchung inklusive Blutabnahme durchgeführt.
  • Eine weitere diagnostische Option ist die Aufzeichnung der täglichen Bewegungsaktivität über einen gewissen Zeitraum (meist ein paar Wochen) hinweg. Dies geschieht über Bewegungsmesser am Handgelenk (sogenannte Aktometer), die Bewegungen im Schlaf- und Wachzustand erfassen. Im Anschluss werden die Aufzeichnungen per Computer analysiert.
  • Bei komplexeren und länger andauernden Schlafstörungen kann eine ausführliche Untersuchung in einem Schlaflabor sinnvoll sein. Bei der sogenannten Polysomnographie werden an bestimmten Stellen des Körpers Elektroden bzw. Sensoren angebracht, die während des Nachtschlafes Signale aufzeichnen sollen. Dabei können unter anderem die Gehirnströme (mittels EEG), die Muskelspannungen, die Augenbewegungen und die Sauerstoffsättigung des Blutes registriert und ausgewertet werden. Bei erhöhter Tagesschläfrigkeit können auch andere Tests zum Einsatz kommen, mit denen tagsüber bestimmte Signale erfasst werden.

Schlafmythen

Irrtümer und Fehlannahmen bezüglich des Schlafens sind leider immer noch relativ weit verbreitet. Wir verraten Ihnen, was es mit den folgenden populären Schlafmythen auf sich hat:

Mythos: Ein optimaler Schlaf dauert acht Stunden

Richtig ist: Wieviel Schlaf ein einzelner Mensch braucht, ist individuell sehr unterschiedlich. Während sich manche Menschen bereits nach fünf oder sechs Stunden Schlafdauer erholt und fit fühlen, brauchen andere zehn Stunden, um den gleichen Effekt zu erlangen. Tatsächlich statistisch erfasst ist, dass Menschen in Mitteleuropa im Durchschnitt rund sieben bis acht Stunden pro Nacht schlafen. Dies sagt jedoch nichts über das Schlafbedürfnis der einzelnen Person aus.

Mythos: Ein alkoholischer "Schlummertrunk" verbessert den Schlaf

Richtig ist: Alkohol kann zwar aufgrund seiner beruhigenden Wirkung bis zu einem gewissen Grade das Einschlafen erleichtern, die Schlafqualität leidet jedoch darunter. Alkoholkonsum trägt nämlich dazu bei, dass man schlecht durchschläft und in der Nacht öfter aufwacht. Der Schlaf wird dadurch weniger erholsam. Hinzu kommt die Gefahr, dass aus einem gelegentlichen Glas Alkohol am Abend eine Gewohnheit und ev. sogar eine Abhängigkeit entstehen kann, da man meint, ohne Alkohol nicht mehr einschlafen zu können. Ein regelmäßiger "Schlummertrunk" am Abend ist also gleich aus mehreren Gründen keine gute Idee.

Mythos: Wer früher ins Bett geht, schläft früher ein

Richtig ist: Man sollte erst ins Bett gehen, wenn man müde ist - auch, wenn dies bedeutet, dass man sich später ins Bett legt als eigentlich geplant. Der Grund: Wach im Bett zu liegen erhöht den Einschlafdruck ("ich muss jetzt unbedingt einschlafen, um morgen erholt und fit zu sein") und führt oft dazu, dass man erst recht für eine längere Zeit nicht einschlafen kann. Dadurch kann sich eine Einschlafstörung auf Dauer sogar eher verfestigen. Besser ist es, einfach einer entspannten Tätigkeit nachzugehen, bis man sich müde genug fühlt, um einschlafen zu können.

Mythos: Der Schlaf vor Mitternacht ist besonders gesund

Richtig ist: Wissenschaftlich erwiesen ist nur, dass die Schlafphase kurz nach dem Einschlafen für die körperliche Erholung besonders wichtig ist. Dabei spielt es jedoch keine Rolle, ob man vor oder nach Mitternacht schlafen geht. Wichtig ist nur, dass der Großteil des Schlafes in der Nacht bei Dunkelheit stattfindet. Wer erst in den frühen Morgenstunden schlafen geht, wenn es bereits wieder hell wird, reduziert damit den Anteil des Tiefschlafes. Der Schlaf ist dann weniger erholsam.

Mythos: Nur wer nachts nicht aufwacht, schläft auch gut

Richtig ist: Jeder Mensch wacht mehrmals in der Nacht auf - und oft geschieht dies, ohne dass wir uns am nächsten Morgen daran erinnern können. In Wirklichkeit wachen wir in jeder Nacht bis zu 30 mal auf und schlafen dann weiter. Die Wachzeiten dauern dabei bis zu drei Minuten. Nur, wer regelmäßig längere Aufwachphasen in der Nacht hat und dadurch die Schlafqualität merklich beeinträchtigt wird, leidet an einer tatsächlichen Schlafstörung, die behandelt werden sollte.

Therapie

Die Behandlung von Schlafstörungen ist individuell sehr unterschiedlich und richtet sich vor allem nach der Ursache der Beschwerden. Zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Therapie von Schlafstörungen zählen:

  • Fachliche Beratung zur Schlafhygiene:Unter dem Begriff "Schlafhygiene" versteht man alle Maßnahmen, die dazu beitragen, einen gesunden und erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Diese umfassen unter anderem Anpassungen der Schlafumgebung und des Lebensstils sowie das Einhalten oder Unterlassen von bestimmten Verhaltensweisen. Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin beraten. Ein paar praktische Tipps zur Verbesserung der Schlafhygiene finden Sie weiter unten.
  • Psychotherapeutische Maßnahmen:Eine sehr effektive Methode, um längerfristige und/oder psychisch bedingte Schlafstörungen in den Griff zu bekommen ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Wie Studien zeigen, führt eine solche Behandlung häufig zu einer dauerhaften Besserung der Problematik. Die kognitive Verhaltenstherapie kann als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden. Dabei lernt der Patient/die Patientin mit Hilfe eines Therapeuten/einer Therapeutin, Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren, die den Schlaf negativ beeinflussen können, und diese anschließend zu verändern.
  • Medikamentöse Behandlung:Sogenannte Hypnotika, wie Schlafmittel in der Fachsprache genannt werden, sollten nur kurzfristig und bei merklicher Beeinträchtigung der Lebensqualität eingesetzt werden. Diese Arzneistoffe lindern nur die Symptome und beheben die Ursache der Schlafstörung nicht - sie dürfen selbstverständlich nur unter genauer Anleitung eines Arztes/einer Ärztin und niemals in Eigenregie eingenommen werden. Zu den Wirkstoffen, die dabei zum Einsatz kommen können, gehören unter anderem Benzodiazepine sowie Benzodiazepin-ähnliche Stoffe, Neuroleptika oder diverse beruhigend wirkende Antidepressiva. Speziell bei der Einnahme von Benzodiazepinen ist ausdrückliche Vorsicht geboten, da diese Arzneimittel sehr schnell zu einer Abhängigkeit führen können. Diese Präparate sollten höchstens über einen Zeitraum von wenigen Wochen eingenommen werden. Auch pflanzliche Mittel wie Baldrian oder Hopfen können bei Schlafstörungen hilfreich sein.

Tipps: Das können Sie selbst tun

  • Sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre in Ihrer Schlafumgebung.
  • Finden Sie ein persönliches Einschlafritual (z.B. ein Buch lesen oder entspannende Musik hören).
  • Erlernen Sie diverse Entspannungstechniken (z.B: Achtsamkeitsübungen, Meditation, Atemtechniken).
  • Nehmen Sie am Abend keine schweren Mahlzeiten zu sich.
  • Vermeiden Sie anstrengende körperliche oder geistige Tätigkeiten direkt vor dem Schlafengehen.
  • Schauen Sie nicht auf die Uhr, wenn Sie nicht einschlafen können oder nachts wach geworden sind.
  • Trinken sie vor dem Schlafengehen nur wenig oder gar keinen Alkohol.
  • Verzichten Sie am besten bereits ab dem MIttagessen auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola oder Energy-Drinks.

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