„Er hat mein Herz gebrochen“ oder „Das bricht mir das Herz.“ Liebeskummer oder andere schmerzhafte Erfahrungen können sich nicht nur redensartlich aufs Herz schlagen. Das sogenannte Broken-Heart-Syndrom ähnelt einem Herzinfarkt – mit einem Unterschied ...

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Atemnot, ein Engegefühl in der Brust, Herzrasen, Brustschmerzen, Schweißausbruch, Übelkeit – die Symptome deuten auf einen klassischen Herzinfarkt hin, doch der Schein trügt ... Emotionaler Stress kann sich derart auf das Herz auswirken, dass es nicht nur sprichwörtlich bricht, sondern es sich auch genauso anfühlt: das Broken-Heart-Syndrom.

Medizinisch erstmals erwähnt wurde das Broken-Heart-Syndrom erstmals 1990 von japanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter dem Namen „Takotsubo-Kardiomyopathie“. Diese haben nachgewiesen, dass bei einigen Betroffenen der Herzmuskel teilweise gelähmt ist. Weil sich im Herzecho der Betroffenen eine ballonartige Aufweitung der linken Herzkammer ähnlich der japanischen Tintenfischfalle „Takotsubo“ zeigt, wurde sie so benannt. Was die japanischen Forscher:innen vor mehr als 30 Jahren herausgefunden hatten, beschäftigt die Wissenschaft noch heute: Wie genau wirken sich emotionaler Stress, Sorgen, Kummer und Ängste auf das lebenswichtige Organ aus?

Den Ursachen auf der Spur

Rund 80 % der Betroffenen sind Frauen. Wie es zum Broken-Heart-Syndrom kommt, ist längst nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass anders als beim Herzinfarkt nicht verstopfte Arterien für die Beschwerden verantwortlich sind, sondern ein Überschuss an Stresshormonen, sogenannten Katecholaminen. In den meisten untersuchten Fällen war dieser Überschuss auf eine emotionale Ausnahmesituation zurückzuführen, die dem Auftreten der Takotsubo-Kardiomyopathie vorausgegangen war.

Die Forschenden gehen davon aus, dass das autonome Nervensystem bei der Entstehung des Broken-Heart- Syndroms eine zentrale Bedeutung zukommt, da dieses für die Ausschüttung von Stresshormonen zuständig ist. Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin sind u. a. an der Regulation von Herzfunktion und Blutdruck beteiligt. Wissenschaftler:innen vermuten, dass diese Überaktivität des autonomen Nervensystems die Funktion des Herzmuskels verändert und zu einer Verkrampfung führt. Dadurch verändert sich die Form der linken Herzkammer, und die Hauptschlagader verengt sich, sodass die Peripherie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann.

Warum einige emotional belastete Personen an einem Broken-Heart-Syndrom erkranken und viele andere nicht, ist nach wie vor eine Frage, die die internationale Wissenschaft beschäftigt. Eine Forschergruppe aus Göttingen hat festgestellt, dass es auch eine genetische Veranlagung gibt. Zudem weiß man heute, dass die Herzmuskelzellen Betroffener bis zu sechsmal empfindlicher auf Stresshormone reagieren. Mediziner:innen des Universitätsspitals Zürich haben ebenfalls eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Sie haben beobachtet, dass im Gehirn von Takotsubo-Betroffenen bestimmte Bereiche schlechter miteinander kommunizieren. Dabei handelt es sich um die Regionen, die für die Gefühlsverarbeitung und die Steuerung von Körperfunktionen zuständig sind. Damit haben sie einen Hinweis gefunden, auf welchem Weg sich emotionale Belastungen tatsächlich auf die Herzfunktion auswirken können.

So wird die Diagnose gestellt

Was unterscheidet nun das Broken-Heart-Syndrom konkret von einem Herzinfarkt? Da die Symptome einem klassischen Herzinfarkt sehr ähnlich sind und sich auch im EKG in 44 % der Fälle Auffälligkeiten wie bei einem Herzinfarkt zeigen, bedarf es weiterer genauer Untersuchungen der Ärztin/des Arztes, um ein „gebrochenes Herz“ zu diagnostizieren.

Bei den Laborwerten gibt es jedoch deutliche Unterschiede: Im Gegensatz zum Herzinfarkt kommt es nur zu einer geringen Erhöhung des Troponin-T-Wertes, einem wesentlichen Indikator für einen Herzinfarkt. Im Herzultraschall zeigt sich eine Bewegungsstörung des Herzmuskels an der Herzspitze, die sich jedoch – anders als beim Herzinfarkt – nicht dem Versorgungsgebiet der Koronararterie zuweisen lässt. In weiterer Folge lässt sich in einer Herzkatheteruntersuchung keine Verengung einer Kranzarterie finden. Die Therapie erfolgt in der Regel mit Betablockern, um die Wirkung der Stresshormone abzufangen.

Bei einem Großteil der Betroffenen normalisiert sich die Funktion des Herzens bereits nach einigen Stunden oder Tagen wieder. Forscher:innen des Uniklinikums Dresden haben durch Langzeitbeobachtungen jedoch herausgefunden, dass das Risiko für Folgeerkrankungen des Gehirns und des Herzens erhöht ist.

In einem sind sich die Fachleute daher einig: Ein Broken-Heart-Syndrom ist nicht weniger gefährlich als ein Herzinfarkt. Es braucht eine gute medizinische Versorgung und Therapie, um ein gebrochenes Herz wieder zu kitten.

Und für die Zukunft gilt: Stress so gut es geht vermeiden und lernen, wie man mit psychischen Belastungen besser umgehen kann.