Brennende, geschwollene Augen, verklebte Lider: Für Menschen mit einer chronischen Lidrandentzündung ist dieser Zustand Alltag. Was tun, wenn man ständig „rotsieht“?

Artikel drucken

Als Lidrandentzündung (Blepharitis) werden alle entzündlichen Veränderungen der Lidränder bezeichnet. Fast jede/r hat eine solche schon einmal erlebt – je nach Ursache ist sie innerhalb von Tagen oder Wochen ausgestanden. Nach der Lokalisation unterscheidet man vordere Blepharitis (am äußeren Lidrand) oder hintere Blepharitis (am inneren Lidrand, Meibomdrüsen).

Zu den Symptomen einer Blepharitis zählen v. a. brennende und juckende Lidränder. Außerdem können die Lider gerötet, geschwollen und verdickt sein. Morgens sind sie oft verklebt. Besteht zusätzlich eine Bindehautreizung, so klagen die Betroffenen auch über tränende Augen, Lichtempfindlichkeit und ein unangenehmes Fremdkörpergefühl im Auge.

Akute Lidrandentzündung

Akute Lidrandentzündungen sind überwiegend auf infektiöse Ursachen zurückzuführen. Die Lidränder weisen Verkrustungen auf, speziell an der Wimpernbasis, die beim Wegwischen blutende Wunden hinterlassen. Die Lider sind geschwollen und können nachts verkleben. Eine akute Lidrandentzündung kann auch gemeinsam mit einem sogenannten „Gerstenkorn“ auftreten, bei dem es zu einer umschriebenen, eitrigen Entzündung von Drüsen am Augenlid kommt. Die Behandlung der akuten bakteriellen Blepharitis besteht in antibiotischen Augensalben über sieben bis zehn Tage. Bei viral bedingten Blepharitiden sind lokale bzw. systemische Virostatika für zumindest sieben Tage die Therapie der Wahl.

Nicht immer muss eine Infektion die Ursache für eine akute Lidrandentzündung sein. Eine Neigung zu Lidrandentzündungen und Lidekzemen findet sich z. B. bei der Neurodermitis und bei saisonalen Allergien. Der Juckreiz bei diesen Erkrankungen veranlasst die Betroffenen zu häufigem Augenreiben, was die Lider und die Bindehaut weiter reizt. Hier sind Allergenkarenz und die Behandlung der Grunderkrankung wichtig. Nach ärztlicher Maßgabe kommen kurzfristig auch Corticosteroid-haltige Augensalben zum Einsatz.

Was die Lider noch irritieren kann

Lidrandentzündungen und Lidekzeme können auch durch den Kontakt mit verschiedensten chemischen Substanzen entstehen. Dabei kann es sich schlichtweg um eine chemisch-toxische Irritation handeln. Infrage kommen Inhaltsstoffe von Reinigungs- oder Pflegeprodukten, aber auch von dekorativer Kosmetik (z. B. wasserfeste Wimperntusche, Kleber von künstlichen Wimpern), Haarshampoos, Duschgels, Waschmitteln oder Weichspülern. Die führenden „Verdächtigen“ sind konservierungsmittelhaltige Augentropfen oder Kontaktlinsenpflegemittel. Bis der allergisierende Stoff durch Fachärztin oder Facharzt geklärt ist, wird das Absetzen aller potenziell auslösenden Substanzen empfohlen. Zum Beruhigen der Reizung werden antiallergische Augentropfen und in schweren Fällen Corticosteroid-haltige Präparate vom Arzt/von der Ärztin verordnet.

Chronische Lidrandentzündung

Eine chronische Blepharitis entwickelt sich schleichend. Die Betroffenen leiden anhaltend unter geröteten, leicht ermüdbaren und juckenden Augen sowie Bindehautentzündungen. Lichtempfindlichkeit und Schwankungen der Sehschärfe können dazukommen. Die Betroffenen klagen über trockene Augen und vertragen keine Kontaktlinsen.

Eine chronische Lidrandentzündung kann auf einer stark gesteigerten Talgproduktion basieren. Bei einer solchen „seborrhoischen Blepharitis“ finden sich fettige Schuppen und Krusten rund um die zusammenklebenden Wimpern. Die Lider sind gerötet und ölig glänzend. Für die Diagnostik und Therapie der chronischen Blepharitis ist der Besuch des Augenfacharztes bzw. der -fachärztin unumgänglich. Die medikamentöse Therapie umfasst:

  • Dauertherapien (tägliche Lidrandhygiene, Tränenersatztherapie)
  • sporadische Therapien: nach ärztlicher Verordnung lokale Antibiotika für einige Tage nur bei zusätzlicher gesicherter Infektion, kurzfristig und möglichst selten lokale Steroide bei starken Entzündungszeichen. Wichtig ist auch immer eine konsequente Lidrandhygiene.

Meibom-Drüsen-Dysfunktion

Bei der sogenannten Meibom-Drüsen-Dysfunktion ist die Ursache für die chronische Entzündung am hinteren Lidrand lokalisiert, im Bereich der sogenannten Meibomschen Drüsen. Sie geben ein öliges Sekret ab, das für das „reibungslose“ Funktionieren des Auges essenziell ist. Es fettet den Lidrand, sorgt für ein geschmeidiges Gleiten der Lider über den Augapfel und bildet außerdem die äußerste, lipidhaltige Schicht des Tränenfilms. Bei einer Funktionsstörung dieser Drüsen bilden sich harte, wachsartige Pfropfen, die die Drüsenausgänge verstopfen. Da diese Dysfunktion auf einer Veranlagung beruht, ist sie nicht heilbar. Eine deutliche Linderung bis hin zur Beschwerdefreiheit ist bei konsequenter Therapie aber möglich.