Hühneraugen können Betroffene quälen, einige behandeln ihre Füße aus Scham lieber selbst. Wann jedoch der Gang zur Ärztin/zum Arzt oder zur Fußpflege ratsamer ist, lesen Sie hier.

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Hühneraugen (Clavi) entstehen v. a. dort, wo chronischer Druck auf knochennahe Haut einwirkt. Von außen ist die Haut Druck und Reibung durch das Schuhwerk ausgesetzt, von innen bilden Knochenvorsprünge ein entsprechendes Widerlager. So entwickelt sich eine klar umgrenzte Ansammlung von Hornhautzellen, die immer tiefer in die Gewebsschichten hineingepresst wird. Die älteren Hornschichten schieben sich immer weiter nach unten und verhärten zusehends, wogegen das Hühnerauge an der Oberfläche nur geringfügig breiter wird.

Während seiner Entstehung kann das Hühnerauge noch symptomlos sein; wenn der Dorn jedoch die Nerven der Dermis erreicht, entwickelt sich der typisch stechende Hühneraugenschmerz. Um den Dorn herum können sich Flüssigkeitsansammlungen und Entzündungen bilden.

Risikofaktoren

Fuß- und Zehenfehlstellungen begünstigen die Clavusbildung. Zu ihnen zählen der Spreiz- und Senkfuß, der Hallux valgus und die Hammerzehe, bei der sich das Hühnerauge häufig auf dem Zehenrücken befindet. Reiben Zehen aneinander oder schieben sich gar übereinander, so sind Clavi zwischen den Zehen möglich.

Enges, hartes Schuhwerk erhöht den Druck von außen und fördert daher die Entstehung von Hühneraugen. Auch Erkrankungen der Fußgelenke, wie die Rheumatoide Arthritis oder Arthrosen, trockene Haut, Formveränderungen der Nägel, Stoffwechselerkrankungen und ausgeprägtes Schwitzen der Füße gelten als begünstigende Faktoren.

Häufige Arten von Hühneraugen

Zu den häufigsten Arten zählen Clavus durus (hartes Hühnerauge mit kreisrundem, ovalem oder C-förmigem Keratinkern, häufig an den Grundgelenken der Zehen, Fußsohlen, Zehenrücken oder vorne an der Zehenkuppe) und Clavus mollis (weiches Hühnerauge im feuchten Zwischenzehen-bereich).

Seltener sind Clavus vascularis (Hühneraugen von Blutgefäßen durchzogen) und Clavus neuro-vascularis (von Blutgefäßen und Nerven durchzogen).

Vorsicht, Verwechslungsgefahr

Nicht immer ist es einfach, Hühneraugen von anderen Hautveränderungen zu unterscheiden, insbesondere von Warzen. Hühneraugen besitzen eine eher glatte Oberfläche und darunter einen gelblich-glasigen Kern.

Dornwarzen hingegen weisen schwarze oder rote Pünktchen in der Mitte auf, die auf winzige thrombosierte Blutgefäße hindeuten. Bei Hühneraugen können die Hautleisten („Linien“ der Haut) erkennbar sein, bei Warzen nicht.

Selbstbehandlung

Hühneraugenpflaster wirken erweichend und/oder hornlösend und bewirken überdies eine sofortige Schmerzlinderung durch die Druckentlastung der betroffenen Stelle. Die Druckentlastung kann durch ein Hydrokolloidpolster oder durch einen Filzring erzielt werden.

Pflaster, die ein Hydrokolloidpolster enthalten, schützen vor Druck und Reibung, halten die Haut feucht und weichen die gefährdete Stelle sanft auf. Sie können so lang auf der Haut belassen werden, bis sie sich von selbst ablösen. Kombinationen aus Druckschutz (z. B. einem Filzring) und einem Kern mit keratolytischen Substanzen (wie Salicylsäure, Milchsäure) können hingegen auch tiefere Verhornungen lösen. Die empfohlene Tragedauer ist von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Dabei ist zu beachten, dass der Kern genau über dem Hühnerauge angebracht wird. Einige Hersteller raten zu einem vorbereitenden Fußbad; in jedem Fall muss das Pflaster jedoch auf die vollständig trockene Haut geklebt werden. Am Ende der Behandlung kann das Hühnerauge nach einem warmen Fußbad abgelöst werden. Vom Einsatz spitzer Geräte ist in der Selbstbehandlung abzuraten, da die Verletzungs- und Infektionsgefahr zu groß ist.

„Hühneraugentropfen“ werden einige Tage lang tropfenweise auf die betroffene Stelle aufgetragen und trocknen unter Filmbildung auf der Haut ein. Die gesunde Haut rundum muss dabei geschützt werden, z. B. mit einer Creme.

Von der Selbstbehandlung abzuraten ist bei:

  • stark entzündeten/schmerzhaften/ausgedehnten Hühneraugen sowie Infektionszeichen
  • Zweifeln, ob es sich um ein Hühnerauge handelt
  • Menschen mit Diabetes
  • Menschen mit Durchblutungsstörungen oder Entzündungen der Blutgefäße sowie bei
  • Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit, Sehfähigkeit oder Demenz

Tipps bei Hühneraugen

  • konsequente Fußpflege: trockene Haut mit geeigneten Fußcremes pflegen, Hornhaut regelmäßig durch ein Bad aufweichen und vorsichtig mit Feile oder Bimsstein ausdünnen, Nägel rechtzeitig kürzen
  • Bei Diabetes, Durchblutungsstörungen, eingeschränkter Beweglichkeit oder Sehproblemen sowie bei ausgeprägten Verhornungen und Schmerzen sollte besser eine professionelle Fußpflege aufgesucht werden.
  • flaches, nachgiebiges Schuhwerk tragen, das dem Fuß ausreichend Raum bietet und keine Druckstellen, z. B. durch Nähte, erzeugt; Schuhe häufig wechseln, um die Drucksituation zu verändern
  • Druckschutzmaterial verwenden: weiche Einlagen, Fersen- oder Ballenpolster, Zehenschutzschläuche, Zehenkappen etc.
  • gut passende, weiche, nicht reibende Socken tragen
  • übermäßiges Schwitzen am Fuß behandeln
  • bei Hühneraugen infolge Fußfehlstellungen oder Gangbildveränderung: Einlagen von einem/einer Orthopädietechniker:in erstellen lassen
  • bei Schmerzen und Hautirritationen rechtzeitig ärztlichen Rat einholen

Autorin: Mag. pharm. Sieglinde Plasonig