60 Prozent. So groß könnte laut WHO bis zum Jahr 2030 der Anteil der Weltbevölkerung sein, der übergewichtig oder adipös ist. Doch wie kann Betroffenen geholfen werden?

Artikel drucken

Die ständige Verfügbarkeit von ungesunden Nahrungsmitteln und mangelnde Bewegung haben in den letzten Jahren die Zahl der Menschen mit krankhaftem Übergewicht beziehungsweise Adipositas explodieren lassen. Übergewicht und Adipositas gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2.

Der Einfluss von hohem Gewicht

Die Hormone im Körper müssen bei sehr hohem Gewicht auf wesentlich mehr Zellen aufgeteilt werden, dadurch muss vor allem die Bauchspeicheldrüse deutlich mehr Leistung erbringen. Zusätzlich entsteht eine Gewöhnung der Zellen auf Insulin, dies ist bereits eine Vorstufe von Zuckerkrankheit. Es verändert sich auch die Ausschüttung von Hormonen aus dem Darm, welche wiederum starke Auswirkungen auf die Leber, die Skelettmuskulatur und das Gehirn zeigen. Wie Forscher:innen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigen konnten, haben Adipöse ein bis zu 2,5-mal höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken als Normalgewichtige.

Was sich ändern muss

Unbedingt abzuraten ist von Diäten, die die Kilokalorienzufuhr drastisch reduzieren bzw. Null-Diäten“, so Karin Oberreiter, BSc., Diätologin in Wien. Zwischen den Mahlzeiten sollte keine Energie in Form von Kohlenhydraten zu sich genommen werden. Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke oder auch andere kohlenhydratreiche Snacks sind hier also tabu. Der dritte wichtige Punkt ist die Zusammensetzung der Mahlzeiten. Jede Hauptmahlzeit soll Eiweiß, Kohlenhydrate und eine Ballaststoffquelle in Form von Gemüse oder auch Obst enthalten.

Natürlich ist auch Bewegung für den Abnehmerfolg unverzichtbar. Wählen Sie zunächst ein gelenkschonendes Training wie Wassersport, Nordic Walking oder Radfahren. Es braucht neben der Lebensstiländerung sehr viel Willenskraft. Psychologische Betreuungsmaßnahmen sind bei starkem Übergewicht ratsam (s. unten).

Tipp von der Expertin: Mitgefühl statt Schuldgefühl

von Mag. Doris Kisser
Psychotherapeutin aus Wien

„Leider herrschen in unserer Gesellschaft Stigmatisierung und Voreingenommenheit gegenüber stark übergewichtigen Personen, die nicht nur nicht helfen, sondern sogar den Behandlungsplan gefährden. Adipositas kann sich negativ auf den Selbstwert und die eigene Initiative auswirken. Betroffene ziehen sich oft aus Angst vor negativen Rückmeldungen aus dem sozialen Leben zurück, verlieren z. B. ihre Freude an Mode und sportlichen Aktivitäten, was sich wiederum ungünstig auf den weiteren Gewichtsverlauf auswirkt. Positive soziale Rückmeldungen bleiben durch den vermehrten Rückzug aus und nicht selten führt dieser Teufelskreis in eine Depression. Wichtig ist zunächst, die eigene Lage zu akzeptieren und achtsam mit sich umzugehen. Essen sollte wieder Genuss sein und nicht als Ersatzbefriedigung bzw. Trost eingesetzt werden.“