Gegen das gelegentliche Trinken alkoholischer Getränke ist aus medizinischer Sicht nichts einzuwenden. Aber sehr oft bleibt es nicht bei einem Glas, und die Effekte können höchst problematisch sein.

Artikel drucken

Der Konsum alkoholischer Getränke gehört für viele zum sozialen Leben dazu. Gegen ein Gläschen in angenehmer Gesellschaft ist auch nichts weiter einzuwenden. Es existiert in unserer Gesellschaft aber ein Widerspruch. So natürlich es für uns ist, bei sozialen Anlässen das Glas zu heben, so tabuisiert ist es, über die Alkoholkrankheit zu sprechen.

Es gibt ein weites Spektrum von Alkohol-Konsumgewohnheiten, das problematisch ist. Gerät das Trinkverhalten außer Kontrolle, spricht man von der Alkoholkrankheit. Statistisch gesehen sind 340.000 Österreicher alkoholkrank, weitere 760.000 konsumieren Alkoholmengen, die riskant für die Gesundheit sind.

Wie viel Alkohol ist noch harmlos?

Die Harmlosigkeitsgrenze beträgt bei Männern geringfügig mehr als einen halben Liter Bier oder ein viertel Liter Wein pro Tag (24 Gramm Reinalkohol), bei Frauen geringfügig weniger als einen halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein pro Tag (16 Gramm Reinalkohol).

Mit der Gefährdungsgrenze wird die Grenze bezeichnet, ab der der Alkoholkonsum als gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Sie liegt beim Mann bei 60 Gramm reinen Alkohols pro Tag (das entspricht drei "Standardgläsern") und bei der Frau bei 40 g reinen Alkohols pro Tag (das entspricht zwei "Standardgläsern").

Dies sind sehr grobe Richtwerte. Wenn man alkoholische Getränke nicht mehr zum Genuss, sondern als Medikament verwendet, zum Beispiel um private oder berufliche Belastungen zu bestehen, liegt wahrscheinlich ein Problem vor.

Die Alkoholkrankheit...

... ist eine hochkomplexe psychische Störung, eine chronische Suchtkrankheit. Die Lebenserwartung alkoholabhängiger Frauen ist um durchschnittlich 20 Jahre, die von Männern um 17 Jahre verringert.

Wesentliche Merkmale der Alkoholkrankheit sind:

  • Craving (das kontinuierliche und nahezu unbezwingbare Verlangen, Alkohol zu konsumieren)
  • Kontrollverlust
  • Toleranzentwicklung (es werden immer höhere Mengen benötigt)
  • körperliche Entzugserscheinungen
  • Einengung des Lebens auf die Alkoholeinnahme

Die Alkoholkrankheit ist keine Willens- oder Charakterschwäche!

Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine Einstellungsänderung bei den betroffenen Personen oder deren Therapie und beugt Schädigungen in späteren Phasen der Abhängigkeit vor. Bis zu 75 Prozent der Frauen und mehr als 50 Prozent der Männer, die sich in stationäre Therapie begeben, weisen zum Beispiel psychische Erkrankungen, besonders häufig Depressionen und Angststörungen, auf.

„Galt noch bis vor kurzem die absolute Alkoholabstinenz als einziges Therapieziel, so wird heute auch Alkoholreduktion oder moderater Alkoholkonsum angestrebt“, so Prim. Univ. Prof. Dr. Michael Musalek, ärztlicher Direktor des Anton-Proksch-Instituts.

Besteht bereits eine körperliche oder starke psychische Abhängigkeit und liegt bereits ein Entzugssyndrom vor, bleibt Abstinenz ein unverzichtbares Therapieziel. Doch für jene, die das nicht erreichen, kann selbst im Spätstadium eine Reduktion sinnvoll sein, weil damit zumindest einige körperliche Schäden reduziert werden, erklärt Musalek: „Wir brauchen also realistische, individuell abgestimmte Ziele für jeden Kranken.“