Rotavirus, Pertussis, Tetanus, ... Welche Impfungen empfohlen werden und wann der beste Zeitpunkt ist.

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Infektionen können zu schweren, teils lebensbedrohlichen, Erkrankungen führen. Impfungen können das verhindern. Aktuell liegt der öffentliche Fokus vor allem auf den COVID-19-Impfstoffen. Trotz der aktuellen Lage darf jedoch nicht auf die anderen Schutzimpfungen vergessen werden. Wir haben die wichtigsten Empfehlungen für Ihr Kind zusammengestellt.

Noch vor einigen Jahrzehnten waren Kinderlähmung, Diphtherie, Windpocken und ähnliche Krankheiten eine ernste Bedrohung. Dass bakterielle oder virale Infektionen viel von ihrem Schrecken verloren haben, liegt vor allem an Vakzinen – und an regelmäßig aktualisierten Empfehlungen. Experten überarbeiten den „Impfplan Österreich“ anhand neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Die wichtigsten Empfehlungen für Kinder und Jugendliche:

Es ist nie zu spät

Der Impfplan Österreich nennt ideale Zeitpunkte für die Gabe von Vakzinen. Ein Blick in den Impfpass zahlt sich immer aus! Gerne übernimmt das Ihr Apotheker und berät Sie zu eventuell fehlenden oder anstehenden Impfungen.

Pertussis bzw. Keuchhusten: Heftige Hustenanfälle

Arzt impft ein Baby_shutterstock_1060328165 - Bei Keuchhusten handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege. Eine Impfung bietet Schutz.
Bei Keuchhusten handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege. Eine Impfung bietet Schutz.

Keuchhusten wird durch Bordetella-pertussis-Bakterien ausgelöst. Daher kommt der wissenschaftliche Name. Patienten leiden an stakkatoartigen Hustenanfällen.

Um dies zu verhindern, raten Kinderärzte zur Impfung im 3., im 4. bis 5. und im 11. bis 12. Lebensmonat; danach erst wieder im 7. bis 9. Lebensjahr, gefolgt von Auffrischungen.

Rotavirus: Durchfallerkrankung bei Kindern

Rotaviren verbreiten sich über Schmierinfektionen, über Lebensmittel oder – in Österreich weniger relevant – über verunreinigtes Trinkwasser. Sie führen zu heftigem Durchfall und gefährden vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Auch ältere Menschen über 60 Jahren oder Patienten mit Vorerkrankungen droht Gefahr.

Die Schutzimpfung wird in der 7. Lebenswoche, im 3. sowie im 4. bis 5. Lebensmonat empfohlen.

Diphtherie: Selten, aber gefährlich

So genannte Corynebakterien lösen Diphtherie aus: eine potenziell tödliche Infektion im Bereich der Atemwege. Bevor es Impfungen gab, war vom „Würgeengel der Kinder“ die Rede. Erreger werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen.

Ärzte impfen Kinder im 3., im 4. bis 5., im 11. bis 12. Lebensmonat und zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr; Auffrischungen folgen mit größerem Abstand.

Tetanus: Schwerwiegende Erkrankung

Schon kleinste Verletzungen machen unsere Haut durchlässig für Tetanusbakterien aus der Erde. Gelangen sie in den Körper, lösen bakterielle Giftstoffe den „Wundstarrkrampf“, also Tetanus, aus – eine schwerwiegende Erkrankung, bei der es zur Lähmung von Muskeln kommt. Trotz medizinischer Versorgung überleben nicht alle Patienten die Infektion, doch Vakzine schützen.

Ideal sind laut Impfplan Österreich der 3. und der 4. bis 5. Lebensmonat, gefolgt vom 11. bis 12. Monat und vom 7. bis zum 9. Lebensjahr. Auch hier raten Experten zu Auffrischungen.

Poliomyelitis: Befallene Nervenzellen

Das Poliovirus führt zur Poliomyelitis – besser bekannt als Kinderlähmung – aus. Es befällt vor allem Nervenzellen, die Muskeln an Extremitäten steuern, teilweise auch die Atemmuskulatur. Selbst nach überstandener Infektion sind viele Menschen körperlich eingeschränkt.

Um dies zu vermeiden, sollten bereits Kleinkinder ab dem 3. Monat sowie zwischen dem 4. und 5. Monat die Vakzine bekommen, gefolgt von einer Spritze zwischen dem 11. und 12. Monat. Die nächste Dosis ist im 7. bis 9. Lebensjahr sinnvoll. In größerem Abstand folgen Auffrischungen.

Haemophilus influenzae Typ B: Hirnhaut- und Kehldeckelentzündung

Entzündungen der Hirnhäute sowie der Lunge und des Herzmuskels sind nach Infektionen mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B (HiB) zu befürchten. In manchen Fällen kommt es auch zur Blutvergiftung. Seit es Vakzine gibt, erkranken nur noch wenige Menschen.

Idealerweise lässt man bereits Kleinkinder im 3. sowie zwischen dem 4. und 5. Monat impfen, gefolgt von einer Spritze im 11. bis 12. Monat.

Pneumokokken: Verursachen Lungenentzündung

Ohrschmerzen Otitis Kind - Eine bakterielle Mittelohrentzündung wird überwiegend durch Pneumokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae und durch Staphylokokken verursacht. - © Shutterstock
Eine bakterielle Mittelohrentzündung wird überwiegend durch Pneumokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae und durch Staphylokokken verursacht. © Shutterstock

Pneumokokken sind Bakterien, die eine Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder Lungenentzündung auslösen können.

Mit Impfungen, nämlich im 3. Monat, zwischen dem 4. und 5. Monat sowie zwischen dem 12. und 14. Monat, lässt sich dies vermeiden.

Hepatitis B: Selten, aber fast immer chronisch

Unter Hepatitis B verstehen Ärzte eine Infektionserkrankung der Leber, ausgelöst durch Viren. Sie kann Leberzellen zerstören, aber auch zu Leberkrebs führen.

Heute schützen Impfungen dagegen – im 3., 4. bis 5. und im 11. bis 12. Lebensmonat. Nach einer längeren Pause steht die nächste Spritze erst wieder zwischen dem 7. und 15. Lebensjahr an. Mittlerweile gibt es auch Impfungen gegen Hepatitis A (ab dem 13. und ab dem 16. Monat).

Mumps, Masern und Röteln: The big three

Gegen die bekanntesten viralen Kinderkrankheiten gibt es mittlerweile einen Kombinationsimpfstoff.

Ärzte empfehlen ihn zwischen dem 10. und 12. Monat sowie im 13. Monat – sprich vor dem Eintritt in Kindertagesstätten.

Ohne Schutz können Infektionen zu schweren bleibenden Schäden führen. Bei Schwangeren führen Röteln zu teils schweren Komplikationen.

Meningokokken: Gefahr für Hirnhautentzündung

Meningokokken gehören zu den Bakterien. Meist infiziert man sich mit den Serotypen A, B, C, W und Y. Sie führen zu Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen.

Als Schutz empfiehlt der Impfplan Österreich Vakzine zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr. Davon abweichend gibt es auch separate Impfstoffe gegen die Serotypen B (im 3., 4. und ab dem 13. Monat) und C (ab dem 13. Monat).

Humane Papillomaviren (HPV): Lösen Gebärmutterhalskrebs aus

HPV Virus - Humane Papillomviren infizieren die Haut- und Schleimhautzellen. Anschließend kann es zu einem tumorartigen Wachstum kommen.  - © Shutterstock
Humane Papillomviren infizieren die Haut- und Schleimhautzellen. Anschließend kann es zu einem tumorartigen Wachstum kommen.  © Shutterstock

Vakzine gegen HPV-Viren gehören zu den neueren wissenschaftlichen Entdeckungen unserer Zeit. Im Jahr 2008 erhielt der deutsche Virologe Professor Dr. Harald zur Hausen dafür einen Nobelpreis. Er hat nachgewiesen, dass HPV-Viren Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten auslösen.

Vom Schutz profitieren Jungen und Mädchen gleichermaßen, und zwar im 10. und im 11. bis 12. Lebensjahr.

Mehr zum Thema HPV-Impfung lesen Sie in diesem Beitrag.

Frühsommer-Meningoenzephalitis: Der Zeckenbiss

2 Zecke - Nicht jede Zecke überträgt Krankheiten. Wenn es doch der Fall ist, dann kommen in Österreich am häufigsten FSME und Borreliose vor. - © Shutterstock
Nicht jede Zecke überträgt Krankheiten. Wenn es doch der Fall ist, dann kommen in Österreich am häufigsten FSME und Borreliose vor. © Shutterstock

Während die meisten genannten Bakterien oder Viren durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion übertragen werden, gelangt das FSME-Virus durch Zeckenbisse in unseren Körper.

Impfungen sind ab dem 13. Monat, dann wieder ab dem 14. und ab dem 20. Monat vorgesehen. Auffrischungen folgen in längeren Abständen.

Mehr zum Thema Zeckenschutz lesen Sie in diesem Schwerpunkt-Artikel.

Feuchtblattern bzw. Windpocken (Varizellen): Juckende Bläschen

Diese bekannte Infektionskrankheit wird durch das hochgradig ansteckende Varizella-Zoster-Virus ausgelöst. Neben Fieber zählen Hirn- und Lungenentzündungen sowie Entzündungen der Haut zu den gefürchteten Komplikationen. Impfstoffe schützen dagegen.

Sie sollten ab dem 13. und ab dem 14. Monat verabreicht werden. Für ältere Menschen ab 51 gibt es Vakzine gegen die Gürtelrose. Sie wird vom gleichen Erreger ausgelöst wie die Windpocken.

Influenza: Die Echte Grippe

Erkältung Kind Halsschmerzen Schal - Auf eine echte Grippe (Influenza) deuten plötzlich eintretendes, hohes Fieber, starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen oder Schüttelfrost hin. - © Shutterstock
Auf eine echte Grippe (Influenza) deuten plötzlich eintretendes, hohes Fieber, starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen oder Schüttelfrost hin. © Shutterstock

Grippeviren verändern ihr Erbgut rasch. In jeder Saison zirkulieren andere Erreger.

Deshalb sollten laut Impfplan Österreich Kinder ab dem 7. Monat sowie Erwachsene Jahr für Jahr geschützt werden.

Zu den Risikogruppen für eine schwere Influenza mit Komplikationen gehören ältere Menschen, Patienten mit verschiedenen Vorerkrankungen, aber auch werdende Mütter.