Wir zeigen, was es mit dem faszinierenden Inhaltsstoff Koffein auf sich hat und wo seine Potenziale liegen.
Hinter dem Siegeszug von Kaffee, Tee, Cola, Kakao und Energy-Drinks steckt ein kleines Molekül: Koffein ist die am häufigsten konsumierte pharmakologisch aktive Substanz der Welt. Chemisch gesehen sind Koffein und Teein identische Moleküle.
Dennoch gibt es Unterschiede: Wer Kaffee oder Energy-Drinks konsumiert, spürt den belebenden Effekt vergleichsweise rasch, da der Wirkstoff im Magen aufgenommen wird. Anders ist die Sachlage bei Teegetränken: Hier ist Koffein an pflanzliche Inhaltsstoffe, so genannte Polyphenole, gebunden. Dieser Komplex zerfällt erst im Darm. Wir profitieren von einer langsameren, länger anhaltenden Wirkung.
Wach, aufmerksam, konzentriert
Zum Effekt in unserem Körper: In normaler Dosierung wirkt Koffein auf Menschen als Stimulans. Wissenschafter fanden heraus, dass hauptsächlich sensorische Teile unserer Hirnrinde beeinflusst werden. Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen steigen an, während Ermüdungserscheinungen zurückgehen. Auch das Langzeitgedächtnis verbessert sich neuen Studien zufolge. Gleichzeitig wird die Stimmung positiv beeinflusst.
Zum Hintergrund: Während wir arbeiten oder lernen, tauschen Nervenzellen ständig Botenstoffe aus und verbrauchen Energie. Adenosin dient als Signal für das Gehirn, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Koffein ist mit Adenosin chemisch verwandt. Es bindet an ähnliche Stellen, so dass Adenosin nicht mehr zum Zuge kommt. Nerven arbeiten auch bei steigender Adenosinkonzentration weiter. Dass Koffein als Gegenspieler von Adenosin wirkt, könnte auch schmerzstillende Effekte erklären.
Apotheker empfehlen Patienten, die an Kopfschmerzen leiden, mitunter ein Kombinationspräparat. Die Tabletten enthalten neben Acetylsalicylsäure oder Paracetamol auch Koffein. Das hat folgenden Grund: Koffein verstärkt Effekte von Schmerzmitteln um den Faktor 1,3 bis 1,7. Damit sind geringere Mengen des schmerzlindernden Arzneistoffs erforderlich.
Koffeingehalt einiger Lebensmittel | |
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Espresso (einfach) | 40 mg |
Kaffee (eine Tasse) | 30 bis 120 mg, je nach Bohnensorte und Zubereitungsart |
Schwarztee (eine Tasse) | 50 mg |
Kakaogetränk (eine Tasse) | 6 mg |
Vollmilchschokolade (100 g) | 15 mg |
Bitterschokolade (100 g) | 90 mg |
Cola-Getränk (100 ml) | 10 bis 25 mg |
Energy-Getränk (100 ml) | 30 bis 160 mg |
Wunschträume – Albträume
Koffein hat aber auch Schattenseiten: Konsumieren Menschen nur wenige Tage lang größere Mengen der Substanz, kommt es zum Gewöhnungseffekt. Wer sich dann gegen Kaffee, Tee und Co. entscheidet, wird schnell mit typischen Entzugssymptomen konfrontiert. Dazu zählen Kopfschmerzen, Müdigkeit gepaart mit Schlafstörungen, depressive Verstimmtheit und Gereiztheit.
Jenseits nachgewiesener Effekte ranken sich zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten um Koffein. Ärzte rieten Osteoporose-Patienten früher, auf Kaffee zu verzichten. Heute gilt die Empfehlung nicht mehr generell, da Studienergebnisse zu widersprüchlich sind. Nehmen Patienten ausreichend viel Kalzium zu sich, bleibt Koffein ohne große Folgen für die Knochen.
Höhere Cholesterinspiegel, steigender Blutdruck oder vermehrte Herzinfarkte – auch dafür fehlen stichhaltige Beweise. Und jenseits einer leicht harntreibenden Wirkung wird bei regelmäßigem, moderatem Konsum der Wasserhaushalt kaum beeinflusst.
Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub. – Franz Kafka
Bleibt noch, dass viele Männer hoffen, Koffein als Shampoo würde ihre Haarpracht wieder sprießen lassen. Zwar haben Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Effekte auf isolierte Haarwurzeln nachgewiesen. Inwieweit sich solche Experimente auf die Praxis übertragen lassen, ist umstritten. Ihr Apotheker hält wirkungsvollere Präparate gegen Haarausfall bereit.
Kinder, Kinder ...
Cola ist bei Kindern seit Jahrzehnten beliebt. Vom übermäßigen Zuckergehalt abgesehen, führt Koffein schnell zu Problemen. Wer einen Liter des Getränks konsumiert, nimmt je nach Hersteller 100 bis 250 Milligramm der Substanz auf. Bei Kindern führt dies aufgrund ihres geringen Körpergewichts schnell zu Schlaflosigkeit und Nervosität.
Was sagt die Forschung?
Wissenschafter haben derzeit noch weitere Effekte von Koffein im Visier. Sie fanden Anhaltspunkte, dass Kaffeetrinker seltener an neurodegenerativen Leiden wie Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson erkranken.
In anderen Studien senkten aromatische Getränke das Risiko, an Typ 2-Diabetes zu erkranken, um 25 Prozent. Weitere Arbeitsgruppen sprechen sogar von schützenden Effekten gegen Brust-, Blasen-, Darm-, Gebärmutterhals- und Hautkrebs. Hier sind noch einige Fragen offen, bis Gewissheit herrscht.