Die chronische Darmentzündung Morbus Crohn tritt meist in Schüben auf, die mehrere Wochen dauern, und ist immer noch unheilbar. Ein früher Therapiebeginn ist daher wichtig.

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Magen-Darm-Beschwerden sind für viele immer noch ein schwieriges Thema. Man spricht nicht gern darüber. „Das geht von allein weg“, ist eine gängige Annahme – die aber nicht immer richtig ist. Es ist diese Mischung aus Scham und Verharmlosung, die dazu führt, dass viele Betroffene erst sehr spät beim Arzt vorstellig werden und es dann schon mit einer fortgeschrittenen Erkrankung zu tun haben. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann eine frühe Behandlung aber die Lebensqualität erhöhen.

Was sind CED?

CED umfassen alle Krankheiten, die Entzündungen im Magen-Darm-Bereich verursachen und schubweise verlaufen. Es gibt also auch immer wieder beschwerdefreie Phasen. Die Häufigkeit und Dauer der Schübe kann sehr unterschiedlich sein.

In Österreich leiden geschätzt 40.000 bis 80.000 Menschen unter einer CED – am häufigsten an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Typische Symptome bei Morbus Crohn

  • lang anhaltender Durchfall
  • Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe
  • ein allgemeines Krankheitsgefühl
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
  • manchmal auch Fieber

Was ist Morbus Crohn?

Am wahrscheinlichsten ist es, zwischen dem 20. und dem 35. Lebensjahr an Morbus Crohn zu erkranken, es kann aber auch bei Kindern und Älteren zum Thema werden. Die Symptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Typisch sind chronische Durchfälle, gepaart mit Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl; bei einem schweren Schub auch Fieber. Ein Teil der Betroffenen leidet außerdem unter Gelenkschmerzen. Ist die Mundschleimhaut betroffen, können Aphten – kleine schmerzhafte Entzündungen – entstehen. Mögliche Komplikationen sind Verengungen im Darm (Stenosen), Fisteln und Abszesse.

Achtung:

Bei chronischen Beschwerden (länger als drei Monate) sollten Sie einen Facharzt aufsuchen.

Nicht verwechseln

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© Shutterstock/red/lg

Colitis ulcerosa ist Morbus Crohn sehr ähnlich, beschränkt sich aber auf den Dickdarm. Morbus Crohn kann hingegen im gesamten Verdauungstrakt auftreten – vom Mund bis zum After. Am häufigsten ist aber der Dünndarm beim Übergang zum Dickdarm betroffen.

Typisch für Morbus Crohn ist auch, dass die entzündeten Darmabschnitte nicht zusammenhängen, während sich die Entzündung bei Colitis ulcerosa von einer Stelle ausbreitet. Gesunde und entzündete Abschnitte wechseln sich ab. Außerdem können alle Schichten des Darms befallen sein, bei Colitis ulcerosa nur die oberste.

Ursachenforschung

Warum so viele Menschen unter Morbus Crohn leiden, ist immer noch nicht eindeutig erforscht. Man nimmt aber ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren an. Die Anzahl der Erkrankungen nimmt jedenfalls weltweit zu. Auffällig ist, dass immer mehr Menschen aus den westlichen Industrieländern unter CED leiden, weshalb hier ein Zusammenhang vermutet wird.

Vererbung spielt eine Rolle, aber auch unser Lebensstil. So kann Rauchen die Entstehung von Morbus Crohn begünstigen und den Verlauf negativ beeinflussen.

Es wird diskutiert, ob die frühe Gabe von Antibiotika in der Kindheit eine Rolle spielt. Vermutet wird eine Störung des Darm-Mikrobioms. Damit sind die unzähligen Bakterien gemeint, die in unserem Darm für Recht und Ordnung sorgen. Wenn die Darmflora nicht intakt beziehungsweise lückenhaft ist, schwächelt unsere Abwehr.

Dazu passt auch die These, dass das hohe Hygienelevel der Industrieländer dazu führt, dass sich das kindliche Immunsystem nicht voll ausbildet, da ihm der Kontakt zu gewissen Keimen fehlt.

In Verdacht stehen auch die chemischen Zusätze unserer Nahrung und die Chemikalien in unseren Spülmitteln, Zahnpasten usw. Es könnte sein, dass der Verdauungstrakt eines Teils der Bevölkerung nicht mit gewissen Stoffen umgehen kann.

Die Therapie-Optionen

Auch wenn bisher noch keine Heilung möglich ist: Morbus Crohn lässt sich heute meist gut in den Griff bekommen. Obersters Therapieziel ist es, so lange wie möglich beschwerdefrei zu bleiben. Die Therapie zielt darauf ab, Entzündungen zu hemmen und Symptome zu lindern. Wichtig für die Therapiewahl ist aber auch die Schwere des jeweiligen Schubs und die „Lokalisation“ der Erkrankung.

Um eindeutig abzuklären, ob Sie unter Morbus Crohn leiden, suchen Sie am besten einen auf CED spezialisierten Gastroenterologen auf. Die notwendigen Untersuchungen werden für gewöhnlich ambulant durchgeführt (ausführliche Patientengeschichte, Analyse einer Stuhlprobe, Blutabnahme, endoskopische/radiologische Diagnostik).

Bei eindeutiger Indikation erhalten Betroffene meist entzündungshemmende Medikamente, häufig wird auch Kortison verabreicht. In schweren Fällen werden teils Immunsuppressiva oder Antikörper eingesetzt. Diese sind jedoch meist mit Nebenwirkungen verbunden.

Kommen Komplikationen dazu, kann ein Krankenhausaufenthalt beziehungsweise eine Operation nötig sein. In der Regel ist die Behandlung aber erfolgreich, sodass der Betroffene beschwerdefrei damit leben kann.

Hilfe aus der Natur?

Weihrauch Heilpflanze - © Shutterstock
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In der Volksheilkunde wird Weihrauch eine positive Wirkung bei Morbus Crohn nachgesagt. Fest steht, dass er über entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften verfügt. Tabletten und Kapseln mit Weihrauchextrakt sind in Apotheken erhältlich. Die Verträglichkeit ist sehr gut, nur selten treten Verdauungsprobleme oder allergische Reaktionen auf. Mehr zum Thema Weihrauch lesen Sie hier.

Wichtig:

Teilen Sie es Ihrem Arzt mit, wenn Sie ergänzende Mittel einnehmen (möchten). Auch Stoffe aus der Natur können Wechselwirkungen mit Medikamenten bewirken. Gehen Sie daher besser auf Nummer Sicher.

Die Rolle der Ernährung

Aufgrund des häufigen Durchfalls kann der Darm wichtige Nährstoffe oft nicht in ausreichender Menge aufnehmen. Ob ein Mangel besteht, kann über einen Blutbefund festgestellt werden.

Es gibt bisher keine spezielle Ernährungsweise oder Diät, die bei Morbus Crohn empfohlen werden kann. Welche Rolle die Ernährung spiel, ist bis heute umstritten.

Die Psyche leidet mit

Mann_traurig_Stress - © Shutterstock
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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belasten. Die Angst vor dem nächsten Schub kann allgegenwärtig werden. Das kann regelrecht zum Teufelskreis mutieren. Viele trauen sich nicht, über ihre Krankheit zu sprechen, weil unsere Verdauungstätigkeiten immer noch als Tabu gelten. Das kann so weit gehen, dass nicht einmal der eigene Partner eingeweiht wird. Ein anderer verheimlicht Morbus Crohn vielleicht in der Arbeit, weil er sonst eine Kündigung befürchtet.

All das kann Ängste und Depressionen begünstigen. Deshalb macht eine psychologische Begleitung mitunter Sinn. In der Therapie lernen Betroffene, besser mit der Krankheit umzugehen.