Betroffene leiden unter plötzlichen Durchblutungsstörungen in den Fingern. Was man dagegen tun kann.

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Kalte und schmerzende Finger, die noch dazu blass und taub werden, können auf ein Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud) hinweisen. Die Symptome treten anfallsartig bei Kälte, Stress oder plötzlichen Temperaturwechseln auf. Es handelt sich hierbei um eine Gefäßerkrankung – genauer gesagt um eine plötzliche Durchblutungsstörung in den Fingern, seltener in den Zehen, Ohren oder anderen Körperteilen.

Es kommt zu anfallsartigen Gefäßkrämpfen (Vasospasmen)

Dabei kann es schon ausreichen, wenn die Temperatur unter 10 Grad Celsius fällt. Die Blutgefäße ziehen sich stärker zusammen, als es üblich ist und die Finger färben sich aufgrund der schlechten Durchblutung teilweise weiß. Da nun ein Sauerstoffmangel im Blut entsteht, färben sich die betroffenen Finger nach kurzer Zeit blau und werden warm, um anschließend rot zu werden. Letzteres signalisiert, dass die Durchblutung einsetzt. Man spricht hier auch vom „Tricolore-Phänomen“.

So eine „Attacke“ dauert von wenigen Minuten bis zu wenigen Stunden; im Schnitt spricht man von einer guten halben Stunde. Danach ist die Haut noch eine Zeit lang gerötet und kann jucken, pochen oder brennen.

Typische Symptome:

Die Finger sind plötzlich kalt, schmerzen, werden blass-blau-rot, es kommt zu Missempfindungen bzw. Taubheitsgefühlen, nach der Attacke können die Finger noch jucken, pochen oder brennen.

Man unterscheidet zwei Formen:

Das primäre Raynaud-Syndrom:

tritt bei Kälte, Stress oder Temperaturschwankungen auf. Es sind beide Hände (oder Füße, etc.) betroffen. Wichtig ist hier, dass andere Erkrankungen ausgeschlossen worden sind. Grundsätzlich sind mehr Frauen als Männer betroffen. Die Symptome zeigen sich meist im jungen Erwachsenenalter. Außerdem wird ein genetischer Zusammenhang vermutet, da es familiäre Häufungen gibt. Rauchen fördert die Entwicklung der Erkrankung und auch der Hormonhaushalt dürfte eine Rolle spielen. Mit der Zeit werden die Attacken in der Regel seltener und schwächer.

Die primäre Form ist zwar unangenehm, aber üblicherweise harmlos.

Das sekundäre Raynaud-Syndrom:

ist eine Folgeerkrankung. Es tritt nur auf einer Seite auf und wird durch eine andere Erkrankung (die Grunderkrankung) ausgelöst. Dazu zählen unter anderem rheumatologische Erkrankungen, Nervenerkrankungen oder Gefäßerkrankungen. Auch manche Medikamente und Chemikalien können mit dem Raynaud-Syndrom in Zusammenhang stehen. Wer beruflich vibrierende Maschinen bedienen muss, kann das Leiden ebenfalls entwickeln.

Die sekundäre Form verläuft meist komplexer. Sie kann zu Gewebeschäden führen und erfordert eine intensive Behandlung.

Was kann man dagegen tun?

Im ersten Schritt sollte eine medizinische Abklärung erfolgen. Der Hausarzt wird Sie möglicherweise an einen Rheumatologen, Facharzt für Innere Medizin oder einen Internisten mit dem Schwerpunkt Gefäßheilkunde (Angiologie) überweisen.

Wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, stehen vor allem Präventionsmaßnahmen im Vordergrund:

  • Vermeiden Sie Kälte.
  • Waschen Sie Ihre Hände nicht mit kaltem Wasser. Bei manchen reicht das für einen Anfall aus.
  • Tragen Sie warme Handschuhe; eventuell mit Handwärmern oder Wärmepads. Es gibt auch beheizbare Handschuhe.
  • Halten Sie auch die Füße warm.
  • Tragen Sie bei der Hausarbeit Handschuhe, um Ihre Hände zum Beispiel beim Abwasch zu schützen und zu schonen.
  • Meiden Sie Stress. Erlernen Sie zum Beispiel eine Entspannungstechnik wie autogenes Training, versuchen Sie es mit Yoga oder treiben Sie regelmäßig Sport (das entspannt auch).
  • Hören Sie auf zu rauchen. Rauchen wirkt sich nämlich negativ auf die Durchblutung aus.
  • Beim Raynaud-Syndrom ist die Wundheilung oft verlangsamt. Achten Sie deshalb an den betroffenen Stellen auf eine gute Wundversorgung.
  • Manche Patienten machen gute Erfahrungen mit Akupunktur, Biofeedback oder Homöopathie.

Beim primären Raynaud-Syndrom reichen diese Maßnahmen häufig schon aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Bei der sekundären Form sind aber teilweise auch Medikamente notwendig.

Wenn ein Anfall bevorsteht, kann man:

  • die Hände warm halten. Das kann die Attacke verkürzen.
  • die Hände unter warmes Wasser halten (aber nicht zu heiß). Alternativ empfiehlt sich ein warmes Fingerbad.
  • die Hände bewegen und massieren. Dadurch weiten sich die Gefäße schneller.
  • die Hände unter die Achseln stecken (das wärmt).

Was, wenn die Gefäßverengung anhält?

Falls sich die Verengung nicht nach einer halben Stunde lösen lässt, können Wärme und Bettruhe helfen. Wenn auch das nicht hilft, gibt es entsprechende Medikamente. Besprechen Sie diese Option am besten mit Ihrem Arzt. Selten ist es notwendig, die Blockade operativ zu lösen.