Ihre Hormone beeinflussen Blutdruck und Herzfrequenz, Stoffwechsel, Gehirnaktivität und Psyche, Darmtätigkeit und Verdauung – kein anderes Organ hat so vielfältige Auswirkungen auf den menschlichen Organismus wie die Schilddrüse.

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Die im Lateinischen „Glandula thyreoidea“ genannte Schilddrüse schmiegt sich unterhalb des Kehlkopfes an die Luftröhre und besteht aus zwei in der Mitte verbundenen Lappen. Dadurch erinnert ihre Form ein wenig an einen Schmetterling.

Ihre Aufgaben bestehen darin, Jod zu speichern sowie die jodhaltigen Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sowie Calcitonin zu produzieren. Wie der Name schon andeutet, reguliert dieses Hormon den Calcium- und Phosphatspiegel des Blutes.

Das Signal zur Bildung der Schilddrüsenhormone kommt vom Hypothalamus, dem Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, und erreicht die Schilddrüse über einen Mittelsmann, die Hirnanhangsdrüse. In diesem Gewebe, das auch als Hypophyse bezeichnet wird, wird ein Hormon namens TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) gebildet, das die Schilddrüse zum Wachstum anregt und die Ausschüttung von T3 und T4 fördert.

Der Hypothalamus wirkt wie das Thermostatventil eines Heizkörpers: Er gibt den Soll-Wert der Schilddrüsenhormone vor, während er ständig den Ist-Wert kontrolliert. Sind genügend Hormone im Blut vorhanden, stoppt die Schilddrüse auf sein Signal hin die weitere Produktion.

Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen

Für eine genaue Diagnostik werden von Arzt/Ärztin nach dem Abtasten des Organs meist eine Blutuntersuchung und ein Ultraschall durchgeführt.

Im Szintigramm wird die Schilddrüse farblich dargestellt: Bereiche, die kein oder wenig Jod aufnehmen, werden als kalt bezeichnet (blauviolett dargestellt), solche mit hoher Jodaufnahme als warm oder heiß (orangerot).

Während kalte Knoten keine Schilddrüsenhormone produzieren und es sich dabei meist um gutartige Tumoren, Zysten und manchmal leider auch Krebs handelt, kommt es in heißen Knoten zu einer Überproduktion. Diese sind zumeist gutartige Wucherungen, die sich der Steuerung durch den Hypothalamus entziehen – und daher als „autonome Adenome“ bezeichnet werden.

Schilddrüse: Zahlen & Fakten

Die Schilddrüse eines Erwachsenen wiegt rund 18 bis 25 Gramm.

Die Höhe der Schilddrüsenlappen beträgt ca. 3–4 cm, ihre Dicke kommt auf etwa 1–2 cm.

Jeder Zehnte ist von einer Unterfunktion der Schilddrüse betroffen, Frauen im Verhältnis 4:1 deutlich häufiger als Männer.

Erkrankungen der Schilddrüse

Schilddrüsenüberfunktion – Hyperthyreose

Ursachen für eine Überfunktion können neben oben genannten autonomen Adenomen auch Morbus Basedow oder Schilddrüsenentzündungen sein.

Bei einer Hyperthyreose kommt es zur Überproduktion der Hormone T3 und T4, weswegen der Körper auf Hochtouren läuft. Dementsprechend sind typische Symptome Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Nervosität und innere Unruhe, Gewichtsverlust, Durchfall, Schwitzen, Zyklusstörungen bei der Frau, Haarausfall und Erschöpfung. Nicht alle diese Beschwerden müssen jedoch zwangsläufig auftreten.

Die Behandlung der Erkrankung richtet sich nach deren Ursache. Nach Möglichkeit sollte die Jodaufnahme eingeschränkt werden, da dem Körper dadurch der Baustoff für die Schilddrüsenhormone entzogen wird. Der Hormonspiegel kann aber auch durch Medikamente gesenkt werden, die den Einbau von Jod in T3 und T4 hemmen. Eine weitere Möglichkeit ist die operative Entfernung oder die radio-jodtherapeutische Zerstörung des erkrankten Gewebes.

Schilddrüsenunterfunktion – Hypothyreose

müdigkeit_shutterstock_763023466 - Bei einer Unterfunktion läuft der Körper auf Sparflamme; Müdigkeit oder auch vermehrtes Kälteempfinden sind die Folge.
Bei einer Unterfunktion läuft der Körper auf Sparflamme; Müdigkeit oder auch vermehrtes Kälteempfinden sind die Folge.

Ein banaler Grund für eine Unterfunktion kann Jodmangel sein. Wenn dem Körper die Baustoffe für T3 und T4 fehlen, kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, die im Lateinischen als „Struma“ (Geschwulst), im Volksmund als „Kropf“ bekannt ist.

Der Körper versucht dann, die drohende hormonelle Unterversorgung durch die Bildung von Schilddrüsengewebe zu kompensieren, wodurch sich das Organ vergrößert. Da die Struma auf das umliegende Gewebe drückt, können Schluckstörungen oder Luftnot auftreten.

Eine Unterfunktion kann sich jedoch auch nach einer Schilddrüsenoperation manifestieren, bei der zu viel Gewebe entfernt wurde. Eine weitere Ursache ist die Einnahme einer zu hohen Dosis Medikamente, die ursprünglich eine Überfunktion behandeln sollten.

Am häufigsten jedoch geht der Schilddrüse im Rahmen einer Schilddrüsenentzündung, der Hashimoto-Thyreoiditis, funktionsfähiges Gewebe verloren. Da diese Erkrankung sehr komplex ist, wird sie in einem eigenen Abschnitt besprochen.

Die typischen Symptome einer Unterfunktion äußern sich oft schleichend und entgegengesetzt zu denen einer Überfunktion: Der Körper läuft auf Sparflamme, was sich in Müdigkeit, depressiver Verstimmung, Kälteempfinden, Appetitlosigkeit und Verstopfung, kühler und trockener Haut, Gewichtszunahme, stumpfen Haaren und Haarausfall niederschlagen kann. Eine Unterfunktion wird durch Gabe der entsprechenden Hormone behandelt.

Morbus Basedow

Bei dieser Erkrankung werden Antikörper gegen Schilddrüsengewebe gebildet, wodurch das Organ zur Hormonproduktion und zum Wachstum angeregt wird, was sich in einer Überfunktion und einer Struma äußert.

Da sich die Antikörper auch gegen das Gewebe in den Augenhöhlen richten, treten bei M. Basedow oft die Augäpfel hervor.

Hashimoto-Thyreoiditis

Wie Morbus Basedow handelt es sich bei dieser Erkrankung, deren Ursache noch nicht bekannt ist, um eine Autoimmunerkrankung. Vom Körper produzierte Antikörper führen zu einer Entzündung der Schilddrüse, einer Thyreoiditis.

Bei akuten Verlaufsformen kommt es oft zu starken Halsschmerzen und Krankheitsgefühl sowie zu einer kurzfristigen Überfunktion; meistens verläuft Hashimoto jedoch schleichend und verursacht nach und nach eine Zerstörung der Schilddrüse mit daraus folgender Unterfunktion.

Die Erkrankung wird über die Bestimmung des Blutspiegels von Antikörpern gegen das Enzym Schilddrüsenperoxidase (TPO) und eine Ultraschalluntersuchung nachgewiesen. Je nach Stadium ist die Schilddrüse vergrößert, verkleinert oder kaum erkennbar.

Eine ursächliche Therapie gibt es bisher nicht, weswegen symptomatisch therapiert wird. Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen werden die fehlenden Hormone ersetzt. Jodreiche Nahrungsmittel (Hering, Schellfisch, Schweine- und Rindfleisch, Roggenbrot, Haferflocken, Eier, Spinat) sollten gemieden werden, da eine übermäßige Jodaufnahme den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. In akuten Entzündungsphasen können entzündungshemmende Medikamente angezeigt sein. In neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich Beschwerden wie Müdigkeit und Schwäche durch eine Entfernung der Schilddrüse verringern lassen.

Was Sie selbst tun können

Obwohl dies wissenschaftlich nicht belegt ist, berichten Betroffene von einer Verbesserung ihrer Lebensqualität durch den Verzicht auf entzündungsfördernde Lebensmittel wie Milch- und Milchprodukte sowie Fleisch.

Entspannende Tätigkeiten sollten in den Tagesablauf eingebaut und Stress abgebaut werden.

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Chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall, Verstopfung, Stimmungsschwankungen – die Bandbreite an Beschwerden, die auf eine fehlgesteuerte Schilddrüse zurückzuführen sind, scheint endlos zu sein. Dr. Emily Lipinski, selbst von Hashimoto betroffen, entwickelte einen ganzheitlichen Ansatz, der traditionelle Therapien mit moderner Medizin verknüpft. Der Schlüssel ihres Erfolgs sind ihre Schilddrüsen-Heildiät, Entgiftung und ein gesunder Darm.

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