„Schlafen kann man, wenn man tot ist“ – so lautet eine nicht ernst gemeinte Volks„weisheit“. Dass das jedoch Unfug ist, spürt jeder, der einige Nächte schlecht geschlafen hat. Erholung, Ruhe und Schlaf sind lebensnotwendig. Doch warum brauchen wir guten Schlaf und was kann ihn stören?

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Bedeutung von Schlaf

Schlaf erfüllt wichtige Aufgaben für die psychische und physische Regeneration des Menschen. Erholsamer Schlaf stärkt das Immunsystem, sorgt für die Ausschüttung von Wachstumshormonen und dient der Verarbeitung von Erlebnissen. Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten: Während es bei Babys 14 bis 16 Stunden Schlaf sein können, brauchen Erwachsene rund sieben bis acht, ältere Erwachsene teilweise nur mehr fünf bis sieben Stunden Schlaf. Tagsüber wird durch das helle Tageslicht die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrückt. Bei Einbruch der Dämmerung wird es dann ausgeschüttet, wodurch sich bei gleichzeitig hohem Schlafdruck das sogenannte Schlaffenster öffnet und das Einschlafen möglich wird. Doch nicht immer läuft das Einschlafen reibungslos …

Viele Prozesse

Während des Schlafes finden viele verschiedene Prozesse statt. Stoffwechselvorgänge werden heruntergefahren, im Gegensatz dazu ist das Gehirn jedoch sehr aktiv – es reinigt sich, indem es über die Gehirnflüssigkeit und Blut bestimmte Stoffe aus den Nervenzellen abtransportiert. Wer langfristig schlecht schläft, hat ein höheres Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer. Im REM-Schlaf beschleunigt sich die hirnelektrische Aktivität deutlich, man beginnt zu träumen. Diese Phase hat einen wesentlichen Einfluss auf unsere Emotionsregulation beziehungsweise unser Lernen von motorischen Inhalten.

Volkskrankheit Schlafstörungen

Rund 30 % der Bevölkerung hat regelmäßige Einschlafstörungen, 51 % leiden unter einer Durchschlafstörung. Äußere Störfaktoren können z. B. Hitze, Kälte, Lärm, Stress, Alkohol und bestimmte Medikamente (Antidepressiva, Schilddrüsenhormone etc.) sein. Auch das blaue Licht von (Smartphone-)Bildschirmen kann zu Schlafstörungen führen. Diese können sowohl mit chemisch-synthetischen als auch mit pflanzlichen Präparaten behandelt werden, vor allem mit Baldrianwurzel, Hopfen, Passionsblume, Melisse und Lavendel.

Problemfall Schlafapnoe

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Zwischen 10–30 % der Menschen sind von schlafbezogenen Atmungsstörungen betroffen. Männer trifft es etwa doppelt so häufig wie Frauen. Typisch sind ein Abfall der Sauerstoffsättigung, Weckreaktion mit Beschleunigung des Pulses oder auch explosionsartiges Schnarchen mit Wiedereröffnung des oberen Atemwegs. In schweren Fällen treten diese Reaktionen mehr als 30-mal pro Stunde Schlaf auf! Wenig überraschend wird hier die Schlafkontinuität gestört und die Tief- und REM-Schlafanteile reduziert. Bleibt die Schlafapnoe über längere Zeit unerkannt bzw. unbehandelt, sind erhöhte Tagesschläfrigkeit, Gedächtnisstörungen, Depression und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die Folge. Die gute Nachricht ist, dass es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten (Schlafmasken uvm.) gibt.