Fehlende Nachtruhe: Viele Österreicher leiden an Schlafproblemen, die Corona-Pandemie hat die Zahl der Betroffenen in die Höhe schnellen lassen. Schlafcoachin Melanie Pesendorfer warnt vor gesundheitlichen und gesellschaftlichen Langzeitfolgen.

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Schlaflosigkeit ist auch in Österreich nicht erst seit SARS-CoV2 ein Problem. Doch während der COVID-19-Pandemie haben Schlafstörungen zugenommen.

Schlafräuber Corona

Existenzängste, Furcht vor einer Ansteckung mit COVID-19, massive Veränderungen im Privat- oder Berufsleben oder generell die Angst einer ungewissen Zukunft rauben so vielen Menschen derzeit den Schlaf. Es kommt zu Schlafproblemen wie Schlaflosigkeit, Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten.

Die Nachfrage nach Medikamenten und pflanzlichen Heilmitteln für Psyche und Schlaf ist drastisch angestiegen und Apotheken melden ein merkliches Umsatzwachstum.

Gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen

Melanie Pesendorfer, Gründerin und Geschäftsführerin von „Die Schlafcoachin“ beschäftigt sich seit mehr als zwölf Jahren intensiv mit den Themen Gesundheit und Schlaf. Nach ihrer Ausbildung an der Medizinischen Universität Wien zur zertifizierten Schlafcoachin gründete sie ein eigenes Institut für Schlafcoaching am Karmelitermarkt in der Wiener Innenstadt.

Seit Sommer 2020 verzeichnet Pesendorfer einen 250%igen Zuwachs an neuen Klienten. Für die Expertin ein alarmierendes Zeichen: „Wie eine Gesellschaft schläft, sagt viel über unser Leben und den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Ein gestörter, schlechter oder mangelnder Schlaf verhindert nicht nur, dass sich unsere Zellen regenerieren. Schwerwiegende Folgen sind vor allem Schläfrigkeit am Tag, leichte Reizbarkeit, Depressionen und Burnout. Leistungsvermögen, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit lassen stark nach. So können aus einem persönlichen Problem schnell auch gesellschaftliche Folgen werden.“

Pesendorfer weiter: „Mit den richtigen gesundheitsfördernden Maßnahmen und einer innovativen Behandlung von individuellen Schlafstörungen können wir verhindern, dass es in den nächsten Jahren zu einem massiven Anstieg an Krankheiten wie Angststörungen, Depressionen, Herz-Kreislauferkrankungen kommt.“

Endlich zur Ruhe kommen

Schlafen - Erwachsene brauchen etwa sieben bis neun Stunden Schlaf, um ausgeruht zu sein. - © Shutterstock
Erwachsene brauchen etwa sieben bis neun Stunden Schlaf, um ausgeruht zu sein. © Shutterstock

Für eine nicht-medikamentöse Behandlung von Schlafproblemen stehen eine Reihe von wirksamen Ansätzen zur Verfügung wie etwa eine professionelle Schlafanalyse mit digitalen Methoden, Schlafberatung, Entspannungstechniken, Methoden zur Strukturierung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Die neue Disziplin Schlafcoaching hilft den Betroffenen speziell mit diesen Methoden, um wieder zu einem gesunden Schlaf zu finden.

„Mein Schlafcoaching beinhaltet ein ausführliches Anamnese-Gespräch, eine digitale und analoge Schlafanalyse sowie Schlafwissensvermittlung und spezielle Methoden aus Psychologie und kognitiver Verhaltenstherapie sowie Entspannungstechniken. Darüber hinaus ist bei Restless-Legs-Syndrom (Beinbewegungen), Nachtwandeln, Atemwegserkrankungen, Depressionen oder Angststörungen in jedem Fall auch eine medizinische Abklärung durch mein ärztliches Spezialisten-Netzwerk notwendig. Für mich stehen keine kurzfristigen Symptomverbesserungen im Vordergrund, sondern eine grundlegende Veränderung sowie die Anwendung der erlernten Kompetenz zur Selbsthilfe und Selbstheilung. Mein Ziel ist, dass meine Klienten endlich wieder zur Ruhe kommen und die normalste Sache der Welt genießen können: einen guten Schlaf“, so Pesendorfer.

20 Experten-Tipps von „Die Schlafcoachin“ Melanie Pesendorfer:

  • Uhren im Schlafzimmer, nein danke!
  • Cool down statt hot: Bei rund 19 Grad schläft sich’s am besten.
  • In einem regelmäßigen Rhythmus leben und im Idealfall immer zur selben Zeit zu Bett gehen.
  • Körperlich aktiv sein und viel Zeit im Tageslicht verbringen.
  • Stress baba – hallo Pause!
  • Das Handy abends mal ab- bzw. leise schalten oder den Nachtmodus aktivieren.
  • Kein Marathon vor dem Schlafengehen, weder geistig noch körperlich: Gib mal Ruhe ;)
  • Sorry, Genießer: kein Kaffee, schwarzer Tee oder Cola nach 14.00 Uhr.
  • Auch bei Alkohol & Zigaretten gilt: weniger ist mehr für guten Schlaf.
  • Abends früh und leicht essen, aber nie hungrig ins Bett gehen.
  • Sorry, Schokoholics: keine Schoki drei bis vier Stunden vor dem Zubettgehen.
  • Probier’s mit einem persönlichen Einschlafritual: Füße massieren, meditieren, Buch lesen etc.
  • Take it easy und versuche nicht zwanghaft, einzuschlafen.
  • Auch wenn’s schwerfällt: In der Nacht nicht ständig auf den Wecker schauen.
  • Führe ein Schlaftagebuch: Wann gehe ich ins Bett? Wie viele Stunden schlafe ich? Habe ich Einschlafprobleme? Wache ich nachts immer wieder auf? Wie fühle ich mich tagsüber? etc.
  • Setzt auf Schlaf-Coachings statt Schlaf-Tabletten.
  • Achtung bei Medikamenten wie Appetitzüglern, Antidepressiva, Bluthochdruck- oder Herzpräparaten, Antibiotika und Entwässerungstabletten – sie können unseren Schlaf stören.
  • Prost! Ein Glas Sauerkirschensaft fördert die Produktion des Schlafhormons Melatonin.
  • Auch viele Pflanzen fördern guten Schlaf: Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblumen, Johanniskraut und Lavendel wirken beruhigend und angstlösend.
  • Betrachte den Schlaf als deinen besten Freund/deine beste Freundin.

Gute Nacht!