Schmerzmittel (Analgetika) dienen der Behandlung von Schmerzen und umfassen sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Arzneistoffe. Lesen Sie hier unter anderem, wie sie wirken und was bei der Einnahme zu beachten ist.

Artikel drucken

Schmerzmittel (Analgetika) gehören zu den wichtigsten Wirkstoffen in der Medizin und sind ein fundamentaler Bestandteil der Schmerztherapie. Ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung hat zumindest einmal im Leben ein Arzneimittel zur Schmerzlinderung eingenommen. Viele tun dies regelmäßig: Nach Angaben der österreichischen Schmerzgesellschaft leiden hierzulande mindestens 1,5 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen.

Wie wirken Schmerzmittel?

Schmerzmittel greifen über unterschiedliche biochemische Mechanismen in die Schmerzentstehung, -weiterleitung oder -verarbeitung ein. Bezüglich der Wirkungsweise lassen sich zwei Arten von Schmerzmitteln unterscheiden:

  • peripher wirkende Schmerzmittel:Diese Wirkstoffe bekämpfen den Schmerz dort, wo er entsteht. Konkret geschieht dies durch die Hemmung bestimmter Enzyme (sogenannter Cyclooxygenasen - COX), die bei der Weiterleitung von Schmerzsignalen eine wichtige Rolle spielen. Diese Substanzen, die auch als nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bezeichnet werden, wirken zusätzlich fiebersenkend und meist auch entzündungshemmend. Hierzu zählen unter anderem gängige rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure.
  • zentral wirkende Schmerzmittel:Diese Substanzen unterdrücken die Weiterleitung von Schmerzimpulsen im zentralen Nervensystem, indem sie sich an die sogenannten Opioid-Rezeptoren binden. Zu dieser Gruppe gehören die Opioid-haltigen Schmerzmittel, die allesamt rezeptpflichtig sind bzw. teilweise dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Bekannte Opioide sind unter anderem Codein, Morphin und Fentanyl.

Wann werden Schmerzmittel verschrieben?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zur Behandlung von Schmerzen das Vorgehen nach einem Stufenschema. Dadurch soll gewährleistet werden, dass jedem Patienten/jeder Patientin eine adäquate Therapie zu Teil wird und eine Chronifizierung der Schmerzen vermieden wird. In der Regel beginnt die Behandlung bei Stufe 1 des Schemas und kann bei unzureichender Wirksamkeit bis zu Stufe 3 gesteigert werden:

  • Stufe 1 - nicht-opioide Analgetika:Bei leichten bis mäßig starken Schmerzen empfiehlt die WHO den Einsatz von nicht-opioiden Analgetika. Zu dieser Gruppe gehören alle Wirkstoffe, die schmerzstillend wirken, ihre Wirkung jedoch nicht durch Bindung an sogenannte Opioidrezeptoren entfalten. Bekannte Vertreter dieser Arzneimittelgruppe sind zum Beispiel Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Viele dieser Schmerzmittel sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
  • Stufe 2 - schwache Opioide:Verschafft der Einsatz von nicht-opioiden Analgetika nicht die gewünschte Linderung, können schwache Opioide verschrieben werden. Zu den schwächer wirksamen Opioiden zählen beispielsweise die Arzneistoffe Tramadol und Tilidin. Sie werden in der Regel bei mittelstarken Schmerzen eingesetzt.
  • Stufe 3 - starke Opioide:Diese Wirkstoffe kommen bei starken Schmerzen zum Einsatz, die mit Medikamenten der Stufen 1 und 2 nicht ausreichend behandelt werden können. Zu dieser Gruppe gehören Substanzen wie Morphin, Fentanyl oder Oxycodon.

Die Therapie von chronischen Schmerzen (Schmerzen, die länger als 3 bis 12 Monate andauern) erfordert meist einen sogenannten multimodalen Ansatz, bei dem die medikamentöse Behandlung mit physiotherapeutischen und psychologischen Maßnahmen kombiniert wird.

Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

Die Nebenwirkungen von Schmerzmitteln unterscheiden sich je nach Wirkstoffgruppe. Bei den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sind Magenprobleme die häufigste Nebenwirkung. Diese können von leichten Beschwerden wie Magenverstimmungen und Bauchschmerzen bis hin zu ernsthafteren Komplikationen wie Magengeschwüren, Schleimhautentzündungen und Blutungen im Magen-Darm-Bereich reichen. Bei ordnungsgemäßer Einnahme treten schwerwiegende Nebenwirkungen jedoch nur sehr selten auf.

Bei der Einnahme von Opioiden können unter anderem folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Verstopfung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • übermäßige Müdigkeit, Benommenheit
  • Schwindel
  • Juckreiz
  • Mundtrockenheit
  • Kopfschmerzen

Da die Einnahme von Opioiden oft mit einer stimmungsaufhellenden, beruhigenden oder sogar euphorisierenden Wirkung einhergeht, besteht eine erhöhte Gefahr von missbräuchlicher Verwendung und Abhängigkeit (siehe Kasten unten).

Was muss ich beachten?

Schmerzmittel können bei akuten und chronischen Schmerzen eine große Hilfe sein und den Leidensdruck erheblich verringern. Für den sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit diesen Substanzen ist es jedoch wichtig, ein paar Dinge zu beachten:

  • Halten Sie sich bei der Einnahme von Schmerzmitteln streng an die Vorgaben des Arztes/der Ärztin, also an die verordnete Dosierung, den Zeitpunkt der Einnahme (z.B. vor dem Essen) sowie die vorgeschriebene Einnahmedauer.
  • Auch bei der Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln gilt stets die Faustregel „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Schmerzmittel sollten ohne ärztlichen Rat nicht häufiger als zehnmal im Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander eingenommen werden.
  • Bedenken Sie, dass es auch bei der Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder auch Alkohol kommen kann. Lassen Sie sich in diesem Zusammenhang von Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker beraten und lesen Sie die Beipackzettel.
  • Teilen Sie Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin mit, wenn im Zuge der Schmerzmittelbehandlung unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
  • Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn die Schmerzmittel Kindern und Kleinkindern verabreicht werden sollen. In den Packungsbeilagen finden Sie Dosierungsangaben, die nach Körpergewicht und Alter variieren können.

Opioidtoleranz und -abhängigkeit

Von einer Opioidtoleranz spricht man, wenn nach längerer Anwendung die Wirkung der eingenommenen Schmerzmittel (in diesem Fall eines Opioids) bei gleichbleibender Dosis abnimmt. Um die ursprüngliche schmerzlindernde Wirkung zu erzielen, muss die Dosis in weiterer Folge erhöht werden. Eine solche Dosis-Erhöhung darf selbstverständlich nur nach genauer Absprache mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin erfolgen.

Bei einer länger andauernden und missbräuchlichen Verwendung von Opioiden kann es zu einer Opioidabhängigkeit kommen. Charakteristisch für diese ist das Eintreten von Entzugssymptomen, sobald die Einnahme der Schmerzmittel ausgesetzt wird. Diese Entzugssymptome können sowohl körperlicher Natur (z.B. Schwitzen, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, starke Gliederschmerzen, Fieber und Schlaflosigkeit) als auch psychischer Natur (z.B. innerer Unruhe, Angstzustände und depressive Verstimmungen bis hin zu Selbstmordgedanken) sein. Als Folge kommt es zu einem starken Verlangen (Craving) nach dem abermaligen Konsum der Substanz. Bei einer Opioidabhängigkeit handelt es sich um ein Krankheitsbild, das unbedingt professionell behandelt werden muss.

Es ist jedoch wichtig, anzumerken, dass eine akute oder auch chronische Schmerzbehandlung mit Opioiden unter kontrollierten therapeutischen Bedingungen in der Regel nicht zu einer Suchtentwicklung führt. Man muss also grundsätzlich keine Scheu davor haben, Opioide einzunehmen. Für Patient:innen mit starken chronischen Schmerzen bedeuten diese Arzneimittel mitunter eine enorme Erleichterung. Das Wesentliche ist die genaue Absprache der Einnahme mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin.