Alles zum Thema „Humane Papillomaviren“: Wer soll sich impfen lassen und wer nicht? Was bringt die Impfung und was ist dabei zu beachten?

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Humane Papillomaviren, kurz HPV, sind die häufigste Ursache für Gebärmutterhalskrebs. Sie können zudem eine Reihe weiterer Krebsarten begünstigen, die auch eine Gefahr für Männer darstellen. Eine frühe Immunisierung beider Geschlechter bietet den höchsten Schutz.

Vier von fünf Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an. Viele glauben, dass HP-Viren nur Frauen gefährlich werden können, dabei sind alle gleichermaßen – also auch Männer und Kinder – betroffen. Die Übertragung erfolgt sehr häufig durch sexuelle Kontakte, ist aber auch durch herkömmliche Hautkontakte möglich. Bei einer Geburt kann die Mutter ihre Infektion zudem auf das Kind übertragen.

Gebärmutterhalskrebs ist laut WHO weltweit die vierthäufigste Krebsart bei Frauen.

Bisher sind mehr als 100 HPV-Typen bekannt. Man weiß, dass die HPV-Typen 6 und 11 größtenteils für die Bildung von Genitalwarzen verantwortlich sind. Diese sind nicht lebensgefährlich, aber hoch ansteckend und für den Betroffenen meist sehr unangenehm. Bestimmte Typen von HPV, in Europa vor allem die Typen 16 und 18, bergen ein hohes Risiko für Krebserkrankungen. Sie können zu Krebsvorstufen und in Folge zu Krebs des Gebärmutterhalses, der Scheide, der Vulva, des Penis und des Anus führen; außerdem auch zu Krebsformen des Rachens und Kehlkopfes – sowohl bei der Frau als auch beim Mann.

Die meisten HPV-Infektionen heilen unbemerkt von selbst aus. Leider bestätigen Ausnahmen die Regel, und so besteht immer die Möglichkeit, dass sich daraus Krebs entwickelt.

Studie: HPV und männliche Unfruchtbarkeit

Impfung Junge Kind - Damit HPV flächendeckend bekämpft werden kann, müssen auch Buben geimpft werden - © Shutterstock
Damit HPV flächendeckend bekämpft werden kann, müssen auch Buben geimpft werden © Shutterstock

2019 wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge das HP-Virus die Fruchtbarkeit von Männern beeinträchtigen kann. Das Forschungsergebnis: Wenn das HP-Virus in der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden konnte, waren die Schwangerschaftsraten reduziert. Und bei stark mit HPV befallenen Samenproben konnte überhaupt keine Schwangerschaft erreicht werden.

„Durch eine frühzeitige Impfung von Buben könnte diese Form der Unfruchtbarkeit vermieden werden“, teilte Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger, Leiter des Wunschbaby Instituts Feichtinger in Wien, in einer Aussendung Anfang Mai 2019 mit.

Warum impfen lassen?

Die HPV-Impfung schützt also vor Genitalwarzen, vor einer Reihe krebserregender HP-Viren und laut einer aktuellen Studie vor männlicher Unfruchtbarkeit durch HPV. Zwar sind nicht alle HPV-Typen erfasst, aber die enthaltenen kommen am häufigsten vor. Es wird geschätzt, dass diese 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebse und 90 Prozent aller Genitalwarzen verursachen.

Durch die Impfung und den regelmäßigen PAP-Abstrich wird das Krebsrisiko reduziert.

Da sowohl Frauen als auch Männer eine HPV-Infektion in sich tragen bzw. weitergeben können, leisten Sie durch die Impfung einen Beitrag zum „Herdenschutz“. Sobald nämlich der Großteil der Bevölkerung geimpft ist, können sich die Erreger nicht mehr wie gewohnt ausbreiten. Und dann sind auch all jene geschützt, die (noch) nicht geimpft werden können, zum Beispiel Säuglinge.

Wer soll geimpft werden?

HPV Virus - Humane Papillomviren infizieren die Haut- und Schleimhautzellen. Anschließend kann es zu einem tumorartigen Wachstum kommen. - © Shutterstock
Humane Papillomviren infizieren die Haut- und Schleimhautzellen. Anschließend kann es zu einem tumorartigen Wachstum kommen. © Shutterstock

Laut der Österreichischen Krebshilfe sollen alle Mädchen und Buben zwischen dem 9. und 15. Lebensjahr am HPV-Kinder-Impfprogramm teilnehmen.

Seit 2016 ist der 9-fach-Impfstoff gegen HPV im kostenlosen Kinder-Impfprogramm enthalten und wird im Alter von 9 bis 12 Jahren nach dem Schema 0/6-12 Monate (1+1) geimpft. Laut dem Österreichischen Impfplan 2019 erfolgt die Impfung auch im Rahmen von Schulimpfungen „vorzugsweise in der 4. Schulklasse“.

Außerdem bieten die Bundesländer an den öffentlichen Impfstellen für Kinder bis zum Alter von 15 Jahren so genannte "Catch-up-Impfungen" zum vergünstigten Selbstkostenpreis an.

Seit der Zulassung der Impfung im Jahr 2007 wurden weltweit mehr als 270 Millionen Dosen verabreicht.

Die Impfung wird auch bereits geschlechtsaktiven Personen empfohlen. Die Zulassung gilt für alle Menschen vom 9. bis zum 26. Lebensjahr. Derzeit kann noch keine endgültige Empfehlung für ältere Frauen und Männer gegeben werden. Es läuft aber eine Studie mit Frauen bis 45 Jahren.

Besonders jene mit einer geschwächten Immunabwehr – etwa aufgrund einer Organtransplantation, Chemotherapie oder einer HIV-Infektion – profitieren von der HPV-Impfung

Achtung: Während einer Schwangerschaft, bei einer akuten Infektionskrankheit oder bei einer bestehenden Allergie gegen den Impfstoff soll nicht gegen HPV geimpft werden. Falls Sie hohes Fieber haben, verschieben Sie die Impfung besser. Eine leichte Temperaturerhöhung aufgrund eines Infekts oder eine Erkältung sind aber kein Grund zum Warten.

Auf der Webseite des deutschen Robert Koch Instituts gibt es ein informatives Faktenblatt zur HPV-Impfung (PDF-Download) sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Erreger und zur Impfung.

Gut zu wissen:

Ab dem 9. Geburtstag bis zum vollendeten 12. Lebensjahr ist der Impfstoff für Mädchen und Buben im Rahmen des Kinder-Impfprogramms kostenlos. Bis zum vollendeten 15. Lebensjahr ist die HPV-Impfung zu einem vergünstigten Selbstkostenpreis erhältlich.

Ältere müssen sich die Impfstoffe von ihrem Arzt verschreiben lassen und können diese anschließend in der Apotheke erwerben. Der 9-fach-Impfstoff kostet pro Dosis rund 200 Euro. Damit der Schutz komplett ist, sind bei Erwachsenen drei Dosen innerhalb eines Jahres notwendig.

HPV-Impfung nach dem 15. Geburtstag

Frauenarzt Gynäkologe - Die HPV-Impfung ersetzt aber nicht die regelmäßige Kontrolle beim Frauenarzt. - © Shutterstock
Die HPV-Impfung ersetzt aber nicht die regelmäßige Kontrolle beim Frauenarzt. © Shutterstock

Ab dem 15. Geburtstag sind die Kosten der HPV-Impfung privat zu bezahlen – insgesamt sind das etwa 600 Euro. Ab diesem Alter wird die Impfung außerdem in drei Teilen geimpft. Wichtig: Alle drei Dosen sollten innerhalb eines Jahres verabreicht werden; der Abstand zur ersten Teilimpfung sollte ein bis zwei Monate betragen, und die dritte Dosis sollte etwa drei Monate nach der zweiten erfolgen.

Falls Sie eine private Zusatzversicherung haben, kann es sich lohnen, nachzufragen. Manche übernehmen die Kosten teilweise oder sogar komplett.

Übrigens: Niederösterreich fördert als erstes Bundesland die HPV-Impfung für 15- bis 26-Jährige. Sie erhalten die Impfung vergünstigt und zahlen für alle drei Dosen nur insgesamt 300 Euro. Voraussetzung ist, das sich der Hauptwohnsitz in Niederösterreich befindet. Weitere Informationen gibt es unter lknoe.at.

Was noch zu beachten ist:

  • Da die Impfung nicht gegen alle HPV-Typen schützt, darf die regemäßige Vorsorge beim Frauenarzt mit einem PAP-Abstrich nicht vernachlässigt werden.
  • Die HPV-Impfung schützt nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
  • Die HPV-Impfung schützt nicht vor Schwangerschaften.
  • Die Impfung ist prophylaktisch, das heißt, sie hat keinen Einfluss auf bestehende HPV-Infektionen.