Probleme im Bett muss man nicht einfach akzeptieren. Je nach Ursache gibt es verschiedene Möglichkeiten.

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Sexualität ist ein sensibles Thema. Sexuelle Funktionsstörungen können jeden treffen und ihre Ursachen sind sehr vielfältig.

Bei Männern zeigen sie sich vorwiegend in Erektionsstörungen und vorzeitigem Samenerguss. Frauen klagen vor allem über Lustlosigkeit, verkrampfte Scheidenmuskulatur, fehlende Hingabe und damit ausbleibenden Orgasmus.

Eine gesunde Sexualität ist für das Leben sehr wichtig. Sie wird von der WHO als ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität definiert. Die WHO fordert seit dem Jahr 2000, dass die sexuelle Gesundheit als Teil der Gesamtgesundheit gesehen und angesprochen werden soll.

Sexualstörungen stehen häufig mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang

Laut Statistik Austria leidet mehr als ein Drittel der österreichischen Bevölkerung an einer dauerhaften Krankheit oder einem chronischen Gesundheitsproblem. Besonders häufig sind etwa Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels, des rheumatischen Formenkreises sowie Krebs und psychische Krankheiten.

Vor allem die genannten chronischen Erkrankungen sowie die in diesem Zusammenhang verordneten Arzneimittel gehören zu den Hauptursachen organisch bedingter Sexualstörungen.

Die Folgewirkungen und der Leidensdruck, welcher für Betroffene entsteht, werden dabei vielfach unterschätzt.

  • So leiden fast zwei Drittel der Männer mit Erkrankung der Herzkranzgefäße an Erektionsstörungen.
  • Über ein Drittel der Frauen mit metabolischem Syndrom sind von einer Sexualstörung betroffen.
  • Diabetes mellitus führt bei beiden Geschlechtern sehr häufig zu Sexualstörungen.
  • Bluthochdruck (Hypertonie) verursacht bei 68 % der Frauen Lustlosigkeit, bei 41 % Lubrikationsstörungen und bei 56 % genitalen Sexualschmerz. Bei 51 % der Männer führt Bluthochdruck zu Erektionsstörungen.
  • Depressionen lösen laut einer Studie mit 4.557 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei 69 % der Männer und auch der Frauen eine Sexualstörung aus.
  • Ebenso führen Operationen wie Prostatektomie oder Brustamputationen bei Karzinomen häufig zu sexuellen Problemen.

Sexualmedizinisch relevante Erkrankungen:

  • gynäkologisch-urogenitale Erkrankungen:angeborene Fehlbildungen, Operationen z. B. an Prostata oder Gebärmutter, Krebserkrankungen, Entzündungen, Blasensenkung, Inkontinenz, hormonelle Störungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzinfarkt, Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung – die Erektile Dysfunktion ist die erste Alarmstufe bei nicht erkannter koronarer Herzerkrankung
  • Stoffwechsel-Erkrankungen: Schilddrüsenerkrankungen, chronische Erkrankungen der Leber und Niere, Diabetes: bei Frauen: Erregungsstörungen, Lustlosigkeit, Störungen durch häufige Harnwegsinfekte, bei Männern: Risiko für Erektile Dysfunktion 50–90%
  • Neurologische Erkrankungen: Schlaganfall, Multiple Sklerose, M. Parkinson, Polyneuropathien, Schädel-Hirn-Trauma, Querschnittlähmungen, Rückenmarkserkrankungen
  • Psychiatrische Erkrankungen: Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen (Nikotin, Alkohol)
  • Chronische und schwere Allgemeinerkrankungen: z. B. COPD, Krebserkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates: Gelenks- und Wirbelsäulen-Erkrankungen, Operationen, Störungen durch Schmerzen, Bewegungseinschränkung

Der Leidensdruck kann enorm sein

Ein Mann und eine Frau kuscheln unter der Bettdecke. Man sieht nur ihre Füße. - Viele holen sich erst ärztlichen Rat, wenn der Leidensdruck schon sehr groß ist.
Viele holen sich erst ärztlichen Rat, wenn der Leidensdruck schon sehr groß ist.

Wie wichtig die Forderung der WHO ist, das Thema sexuelle Gesundheit anzusprechen, zeigen auch die Daten einer weltweit durchgeführten Studie. Auf die Frage „Hatten Sie in den letzten zwölf Monaten sexuelle Probleme, die länger als zwei Monate andauerten?“ antworteten 39 % der Männer und 46 % Frauen mit „ja“.

Nicht alle Menschen mit sexuellen Problemen leiden auch darunter. Kommt zum sexuellen Problem noch der Faktor Leidensdruck dazu, dann liegt eine Sexualstörung vor. Erst dieser Leidensdruck bewegt die meisten Betroffenen dazu, sich Hilfe zu holen.

Sexualmedizinische Therapien:

Sexuelle Probleme werden häufig als körperliche Störungen betrachtet. Dabei liegen die Ursachen häufig im psychischen und subjektiven Erleben und in der Paarbeziehung.

Störungen der sexuellen Funktion, die nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind, können mithilfe diverser Therapien behandelt werden. Entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt, welche sexualmedizinische Therapie für Sie persönlich am besten geeignet ist.

Einige Beispiele für mögliche Therapie-Maßnahmen:

  • Bei Lustlosigkeit: Hormone (lokal oder systemisch), Beckenbodentraining, Sexualtherapie
  • Bei einer Lubrikations- bzw. Erregungsstörung: Hormone (lokal oder systemisch), Gleitgel
  • Bei einer Erektionssstörung: „Potenzpille“, Sexualtherapie, Schwellkörperinjektionstherapie (SKAT), Vakuumpumpen, Medikamentöses Urethrales System zur Erektion (MUSE)
  • Bei einer Orgasmusstörung: Beckenboden-Training, Körperwahrnehmung
  • Bei Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Sexualtherapie, Entspannungsverfahren