Alles zu den möglichen Symptomen, Ursachen und Behandlungsoptionen einer Milchzucker-Unverträglichkeit.

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Global betrachtet sind die meisten Menschen im Erwachsenenalter laktose-intolerant. Während Laktose von Europäern und Nordamerikanern meist gut vertragen wird (70 – 80 %), sind nämlich fast alle Menschen in Asien und Afrika laktose-intolerant. Sie können keinen Milchzucker mehr verdauen, weil es ihnen an dem Enzym Laktase mangelt, und reagieren mit Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfällen.

Können Babys laktose-intolerant sein?

Es kommt nur selten vor, dass Säuglingen das Enzym fehlt, um Milchzucker aufspalten zu können. Wenn das der Fall ist, merken das die Eltern aber relativ schnell: Das Kind ist nach dem Stillen schwach, hat Durchfall oder erbricht. In diesem Fall gibt es spezielle Baby-Nahrung, die keinen Milchzucker enthält, sondern Traubenzucker. Solche Kinder müssen konsequent laktosefrei ernährt werden.

Milchzucker-Unverträglichkeit aufgrund von Erkrankungen?

Bauchschmerzen Verdauung - Eine sekundäre Laktose-Intoleranz ist die Folge einer anderen Erkrankung. - © Shutterstock
Eine sekundäre Laktose-Intoleranz ist die Folge einer anderen Erkrankung. © Shutterstock

Eine Laktose-Intoleranz kann aber auch aufgrund bestimmter Erkrankungen oder Behandlungen auftreten. Man spricht dann von einer sekundären Laktose-Intoleranz.

Zum Beispiel können Morbus Crohn, Reizdarm, Infektionen mit Bakterien, Viren oder Parasiten die Laktase-Produktion beeinflussen. Auch bei der Behandlung von Krebserkrankungen (Chemotherapie oder Strahlentherapie) ist eine vorübergehende Laktose-Intoleranz möglich. Ebenso auch bei Antibiotika-Einnahme oder nach Magen- oder Darmoperationen. Bei starkem Durchfall (z.B. Darmgrippe) kommt es grundsätzlich häufig zu einer kurzfristigen Milchzucker-Unverträglichkeit.

Wo ist Laktose enthalten?

Milchzucker kommt hauptsächlich in der Mich von Säugetieren und in der menschlichen Muttermilch vor. Bei Laktose-Intoleranz werden keine Milch und Milchprodukte vertragen. Da Milchzucker aber auch ein gutes Bindemittel ist und als Geschmacksverstärker bzw. Aromaträger gute Dienste leistet, wird er gerne in der Lebensmittelindustrie eingesetzt: zum Beispiel in Fertiggerichten, Brotaufstrichen, Müslimischungen, Salatsaucen, Trockengebäck oder Süßstofftabletten.

Gut zu wissen:

Milch und Milchprodukte (auch laktosefreie Varianten) sind eine hervorragende Kalziumquelle. Kalzium ist der wichtigste Mineralstoff für den Knochenbau und spielt zum Beispiel bei der Prävention von Osteoporose eine Rolle. Um einen Mangel zu vermeiden, wird empfohlen, regelmäßig kalziumreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen, z. B. grünes Gemüse (Brokkoli, Spinat, Rucola oder Fisolen), Sojabohnen, Haselnüsse, Orangen, Weizenvollkornbrot, Hafer, Sojadrinks, kalziumreiches Mineralwasser.

Welche Käsesorten sind laktosearm?

Laktose-intolerante Menschen müssen nicht auf Käse verzichten. Sie können einfach auch laktose-arme Sorten zurückgreifen. Denn: Je länger ein Käse reift, desto weniger Milchzucker enthält er.

Appenzeller, Bergkäse, Brie, Butterkäse, Camembert, Edamer, Emmentaler, Gorgonzola, Gauda, Parmesan und Roquefort enthalten zum Beispiel sehr wenig Laktose.

Diagnose: Wie wird eine Laktose-Intoleranz festgestellt?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Laktose-Intoleranz zu diagnostizieren. Der Arzt wird erfragen, welche Beschwerden nach welchem Essen auftreten und versuchen, andere Ursachen auszuschließen. Es kann hilfreich sein, eine Zeit lang ein Ernährungstagebuch zu führen.

Eine Laktose-Intoleranz kann mit einem Wasserstoffatemtest (Laktose-H2-Atemtest) festgestellt werden. Hierbei wird der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen. Zunächst wird ein Basiswert in nüchternem Zustand ermittelt. Anschließend nimmt der Betroffene 50 Gramm in Wasser gelösten Milchzucker ein. Danach wird in mehreren Abständen der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen. Ein Wert über 20 ppm (das steht für Teile pro Million) gilt als Bestätigung für eine Laktose-Intoleranz.

Ob eine erbliche Veranlagung zur Laktose-Intoleranz besteht, kann mittels eines Gentests nachgewiesen werden. Dafür genügt ein Abstrich der Wangenschleimhaut (Speichelprobe). Mit diesem Test lässt sich allerdings keine sekundäre Laktose-Intoleranz feststellen. Umgekehrt kann es aber Sinn machen, bei Verdacht auf eine sekundäre Laktose-Intoleranz die genetisch bedingte Form mit dem Gentest auszuschließen.

Es gibt auch noch den oralen Laktose-Toleranztest, der aber kaum noch angewendet wird, da er nicht sehr spezifisch ist und nicht bei Diabetikern funktioniert.

Therapie und Selbsthilfe: Was kann man bei bestehender Laktose-Intoleranz tun?

In der Regel besteht eine Milchzucker-Unverträglichkeit nicht zu 100 %. In kleinen Mengen wird Laktose meist gut vertragen. Eine gänzlich laktosefreie Ernährung ist nur sehr selten erforderlich. Jeder Mensch hat hier eine persönliche Grenze. Wer unter einer Laktose-Intoleranz leidet, kann für sich selbst austesten, wie viel er verträgt.

  • Bei der Therapie einer Laktose-Intoleranz wird hauptsächlich auf eine Ernährungsumstellung gesetzt. Ziel ist es, nur so viel Milchzucker zu sich zu nehmen, wie man verträgt. Eine professionelle Ernährungsberatung kann bei der Umstellung helfen.
  • Laktose wird generell besser vertragen, wenn man sie über den Tag verteilt zu sich nimmt.
  • Milchprodukte werden zusammen mit anderen Lebensmitteln besser vertragen, als einzeln.
  • In den Supermärkten gibt es eine wachsende Auswahl an laktosefreien Produkten wie Milch, Käse, Joghurt, Sauerrahm, Schlagobers, Topfen und mehr.
  • In der Apotheke sind Enzympräparate erhältlich, die in Form von Tabletten oder Pulvern als Ergänzungsmittel eingenommen werden. Mit ihrer Hilfe können Milch- und Milchprodukte für Laktose-Intolerante verdaulicher machen. Lassen Sie sich dazu am besten direkt in Ihrer Apotheke beraten.