Bei dieser chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankung ist vor allem die Wirbelsäule betroffen.

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Morbus Bechterew (auch unter dem Fachbegriff "Spondylitis ankylosans" bekannt) ist eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung. Charakteristisch sind Schmerzen und eine Versteifung von Gelenken. M. Bechterew zählt zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem irrtümlicherweise eigenes Körpergewebe (in diesem Fall Knorpel- und Knochengewebe) angreift. Insbesondere die Wirbelsäule und das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk im Beckenbereich sind bei dieser Erkrankung betroffen.

Es wird geschätzt, dass in Österreich rund 0,5 % der Bevölkerung an Morbus Bechterew leiden. Eine genaue Einschätzung der Verbreitung ist jedoch schwierig, da mildere Verlaufsformen oft gar nicht diagnostiziert werden. Die ersten Symptome treten bei Erkrankten meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Früher wurde irrtümlicherweise angenommen, dass Morbus Bechterew vor allem Männer betrifft. Heute geht man jedoch davon aus, dass beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind.

Die Erkrankung beginnt im Regelfall mit uneindeutigen Beschwerden, die von Betroffenen und Ärztinnen/Ärzten häufig mit Muskelverspannungen oder einem Bandscheibenvorfall verwechselt werden.

Folgende Hauptsymptome treten bei Patient:innen mit Morbus Bechterew auf:

  • tiefsitzende Rückenschmerzen in der Nacht oder früh am Morgen
  • ausgeprägte Steifigkeit der Wirbelsäule nach dem Aufstehen
  • Rückenschmerzen im Lendenwirbel- und Gesäßbereich, die in die hinteren Oberschenkel ausstrahlen können
  • Schmerzen bei Erschütterungen wie beim Husten und Niesen
  • Verschlimmerung der Schmerzen beim Liegen, nachlassende Schmerzen bei Bewegung

Zudem kann es zu folgenden Begleiterscheinungen kommen:

  • Entzündungen von Gelenken
  • Entzündungen der Sehnenansätze bzw. Sehnenreizungen (z.B. "Tennisarm")
  • unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust
  • verminderte Knochendichte (Osteoporose)
  • Augenentzündungen
  • entzündliche Darmerkrankungen

Mögliche Ursachen

Die genauen Ursachen, die zu Morbus Bechterew führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht jedoch davon aus, dass der Krankheit eine Fehlfunktion des Immunsystems zu Grunde liegt. Es wird außerdem vermutet, dass die genetische Veranlagung - konkret das Protein HLA-B27 - eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Morbus Bechterew einnimmt. Dieses Gen lässt sich bei über 90 Prozent der Patient:innen molekularbiologisch nachweisen.

Es gibt zudem Hinweise, dass Morbus Bechterew nach bestimmten bakteriellen Infektionen gehäuft auftritt. Ein solcher Auslöser könnte etwa eine sogenannte reaktive Arthritis (Gelenkentzündung, die als Reaktion auf eine Infektion in einer anderen Körperregion entsteht) sein.

Was hilft?

Morbus Bechterew ist bislang nicht heilbar - es lassen sich jedoch die Symptome lindern und das Fortschreiten der Erkrankung bremsen. Hierfür stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • medikamentöse Therapien
  • operative Therapien
  • Bewegungstherapien

Im Zuge der medikamentösen Therapie kommen vor allem NSARs (Nichtsteroidale Antirheumatika), die entzündungshemmend und schmerzstillend wirken, zum Einsatz. Bei sehr hoher Entzündungsaktivität wird auch eine sogenannte Basistherapie (DMARDs – disease modifying antirheumatic drugs) verordnet. Diese soll das System stabilisieren, sodass der Entzündungspegel allmählich abnimmt

Für Patient:innen, bei denen sich die Erkrankung mit den herkömmlichen Präparaten nicht zufriedenstellend behandeln lässt, besteht die Möglichkeit einer Biologika-Therapie. Diese Medikamente greifen gezielt in die Immunabwehr des Körpers ein und kommen bei besonders ausgeprägter Entzündungsaktivität und sehr heftigen Schmerzen zum Einsatz.

Eine operative Therapie kann dann von Nöten sein, wenn die Entzündungen bereits deutlich das Hüft- oder Kniegelenk des/der Patient:in geschädigt haben oder die Wirbelsäule fixiert werden muss.

Als sehr wirksam haben sich bei Morbus Bechterew bewegungstherapeutische Maßnahmen erwiesen. Meist wird in Abstimmung mit einem/einer Physiotherapeut:in ein eigener Trainingsplan erstellt. Aktivitäten wie Spazierengehen, Gymnastik, Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking und andere Sportarten unterstützen die Beweglichkeit zusätzlich.

Des Weiteren können Betroffene durch eine Umstellung ihres Lebensstiles der Erkrankung entgegenwirken. So ist beispielsweise eine fleischarme Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse, Fisch, pflanzlichen Fetten und fettreduzierten Milchprodukten ratsam.